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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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bereit weiterzumachen«, erklärt McDavitt, »aber wir müssen uns selbst gegenüber ehrlich sein. Ohne genauere Informationen stehen unsere Chancen wirklich schlecht.«
    Ich reibe mir kräftig die Augen und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen, doch Erschöpfung und Luftkrankheit fordern ihren Tribut. Das Einzige, woran ich mich klar erinnern kann, ist das Bild Caitlins, wie sie am Abend unseres letzten Gesprächs mit verschränkten Armen auf ihrer Veranda stand.
    »Lasst uns auftanken und weitersuchen«, entscheide ich. »Es ist viel verlangt, aber wir alle wissen, was auf dem Spiel steht.«
    Niemand antwortet.
    »Oder wäre das unvernünftig? Gibt es überhaupt keine Chance?«
    »Nur eine minimale«, erwidert McDavitt. »Aber wenn es um meine Frau ginge, würde ich auch nicht aufhören.«
    »Carl?«, sage ich.
    »Weitermachen. Die Nacht, wenn nötig. Hätte ich die Augen offen gehalten, wäre sie gar nicht erst weggeschleppt worden.«
    »Vergessen Sie’s. Zurück zum Flugplatz, um den Tank aufzufüllen, Major.«
    McDavitt will den Hubschrauber in die Kurve legen, doch Kelly sagt: »Wartet mal! Ich habe was auf der Straße.«
    »Was denn?«
    »Wird sich zeigen. Fliegen Sie im Kreis, Major.«
    McDavitt macht eine langsame Drehung um die helle menschliche Gestalt auf Kellys Monitor.
    »Sieht nach einer Frau aus«, meint Kelly. »Und wir sind am Arsch der Welt. Lasst uns landen und die Sache checken.«
    McDavitt geht rasch tiefer. Als wir sanft auf der Straße aufsetzen, legt er den Flugleerlauf ein, um Treibstoff zu sparen.
    »Wo ist sie?«, fragt Carl.
    »Da drüben.« McDavitt zeigt vom Cockpit aus nach links. »Sie rennt davon!«
    »Ich schnapp sie mir«, sagt Kelly, öffnet die Seitentür und springt hinunter auf den Gehsteig. Ich versuche immer noch, meine Gurte abzulegen, als Kelly wieder ins Cockpit klettert und den Kopf schüttelt.
    »Wer war das?«, erkundige ich mich.
    »Eine Betrunkene. Schwarz, ungefähr fünfundsechzig. Ich habe ihr angeboten, sie mitzunehmen, aber sie hat mich von ihrem Fahrweg gescheucht. Dachte, wir wären ein UFO , bis ich sie eingeholt hatte.«
    Carl, offensichtlich demoralisiert, lehnt sich im Sitz zurück.
    »Lasst uns zurückfliegen und auftanken«, sagt Kelly. »Caitlin ist immer noch irgendwo da draußen.«
    Ich erwarte, dass der Helikopter aufsteigt, doch wir bewegen uns nicht. Dann sehe ich, dass McDavitt sein Headset fest ans Ohr drückt. »Roger«, sagt er wütend. »Bin unterwegs.«
    »Wer war das?«, fragt Kelly.
    »Der Sheriff von der Lusahatcha County. Wir sind gerade unseren Hubschrauber losgeworden.«
    »Wieso?« Carl beugt sich wieder vor. »Wozu braucht Billy Ray die Kiste so spät noch?«
    »Das ist nicht der Grund. Der Knabe vom Jagdlager hat die Insignien an unserem Rumpf gesehen, das Sheriff’s Department angerufen und sich wüst aufgeregt.«
    »Verdammte Scheiße«, murmelt Carl.
    McDavitt dreht sich auf seinem Sitz um und schaut mich mit aufrichtigem Bedauern an. »Es tut mir leid, Penn. Wahrscheinlich bekommen wir einen anderen Hubschrauber, aber dies ist das einzige FLIR -Gerät zwischen Baton Rouge und Jackson.«
    »Schon gut. Es war sowieso nur eine Vermutung.«
    Der JetRanger steigt auf einem Luftkissen hoch, bis er den Übergangsauftrieb erreicht. Der Bug neigt sich nach vorn, und wir halten auf die Dunkelheit zu. Während ich zum Horizont schaue und wieder einmal gegen Luftkrankheit ankämpfe, schnappe ich eine Bemerkung Kellys auf, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht: »Fliegen wir diesen Vogel zurück zur Scheune.« Ich habe keine Ahnung, warum ich diese Wendung höre, zumal ich durch Übelkeit und Depression halb bewusstlos bin. Doch plötzlich fällt es mir ein: Der Begriff »Vogel« erinnert mich nicht an Hubschrauber, sondern an einen jungen Mann, dem ich nie begegnet bin. Ben Li. Ein Computergenie, das Tim Jessup aufgefordert hat, »die Vögel« nach seiner Versicherungspolice »zu fragen«. Allerdings verstehe ich nicht, warum Li, wenn er brisante Daten hatte, diese nicht benutzte, um sein Leben zu retten, als Sands und Quinn ihn folterten. Wenn ich diese Frage beantworten kann, werde ich vielleicht etwas finden, das uns allen bisher entgangen ist – etwas, das wertvoll oder gefährlich genug ist, um Caitlins Freiheit zu erkaufen.

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    C aitlin ist schon so lange unterwegs, dass ihre Füße taub sind. Hätte sie nicht so heftig gegen das Dach treten müssen, um es aufzubrechen, würde sie weiterhin die Straße entlanglaufen, bis sie eine

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