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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ortschaft erreicht. Sie könnte zehn Meilen zurücklegen, wenn sie müsste. Aber die Quetschungen an ihren Fersen sind bis auf die Knochen zu spüren, und sie kann kaum den Druck ihres eigenen Gewichts auf dem Asphalt aushalten.
    Sechsmal hat sie das Flackern von Scheinwerfern am Himmel gesehen und ist in eines der Felder neben der Straße gerannt, bevor die Lichter auftauchten. Während sich der Motorenlärm näherte, wuchs in ihrer Brust ein rasendes Verlangen, aus dem Feld zu springen und den Fahrer anzuhalten, doch jedes Mal konnte sie das Verlangen niederkämpfen. Immer wieder hört sie die Stimme von Tom Cage, der die Geschichte des armen Mädchens erzählt, das aus der Morville Plantation entkam und das Büro des Sheriffs erreichte – nur um von einem Streifenwagen zurück in die sexuelle Sklaverei gebracht zu werden.
    Bevor Caitlins Füße taub wurden, hatte sie alle paar Minuten schluchzen müssen. Es war ihr unmöglich, die aus dem Dunkeln aufsteigenden Erinnerungen abzuwehren. Die Vergewaltigung war nicht einmal das Schlimmste. Das Schlimmste war, wie Linda tot am Maschendraht hing, nachdem sie sich das Kleid so züchtig, wie sie konnte, um die Beine gewunden hatte – ein letztes Bemühen um Würde durch eine Frau, der man jegliche Würde geraubt hatte. Caitlins Erinnerung daran, wie sie Lindas Beine durch das Fenster wuchtete, werden bereits verschwommen. Der Anblick eines Bully Kutta, der sich am Knie einer Leiche festgebissen hat, übersteigt jegliches Verständnis, als hätte Caitlin die Szene in einem Fieberwahn geträumt. Aber es ist geschehen, sagt sie sich. Ich habe es getan. Wie die Fußballspieler, die den Flugzeugabsturz in den Anden überlebt haben und zu Kannibalen wurden. Man tut, was man tun muss …
    Früher oder später werde ich auf ein Telefon stoßen. Wenn nicht, muss ich weitergehen, bis ich umfalle oder bis die Sonne aufgeht.

62
    K elly, mein Vater und ich sitzen an meinem Küchentisch. Vor uns stehen halb ausgetrunkene Tassen Kaffee; dazwischen liegen drei Pistolen. Danny und Carl haben den JetRanger wieder in Athens Point abgeliefert. Da er sich die Schuld an Caitlins Entführung gibt, hat Carl versucht, dort zu bleiben, doch der Sheriff befahl ihm zurückzukehren. Die Brüder Ervin sind immer noch draußen und bewachen uns. Mom und Annie schlafen oben in Annies Bett. Wir trinken die dritte Kanne Kaffee, und obwohl alle erschöpft sind, macht niemand Anstalten, ins Schlafzimmer zu gehen. Ich versuche, mich durch die Po-Akte zu arbeiten, die Lutjens mir geschickt hat, aber sie enthält so viele Einzelheiten, dass ich sie nicht richtig kapiere. Seit wir die Suche mit dem Hubschrauber aufgeben mussten, breitet sich ein Gefühl der Verzweiflung in mir aus. Ich möchte etwas tun, um Caitlin zurückzuholen, egal was.
    »Soll ich dir eine Spritze geben, damit du schlafen kannst?«, fragt Dad. »Nur damit du dich eine Weile ausruhst?«
    »Nein. Wir wissen nicht, wie die Dinge sich heute Nacht entwickeln. Ich muss für alles bereit sein.«
    »Okay.«
    »Das ist die Situation, mit der man am schwersten fertig wird«, sagt Kelly. »Man hat keine Kontrolle über die Ereignisse, und das ist schwer zu ertragen, wenn man normalerweise die Hebel in der Hand hat.«
    »Ich bin kurz davor, mich einen Dreck um Po zu scheren und Caitlins Vater anzurufen, damit die Story landesweit veröffentlicht wird.«
    »Das wäre das Schlimmste, was du tun könntest. Dadurch könnten sie sich gezwungen sehen, Caitlin zu töten. Sie wäre weg, und Hull würde sich wie in einer Rauchwolke auflösen.«
    »Er hat recht«, sagt Dad leise.
    »Ich weiß.«
    Kelly beugt sich vor, sodass ich ihm in die Augen sehen muss. »Sands wird sie nicht töten, Penn.«
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Versetz dich in seine Lage. Sands hat Caitlin entführt, weil er glaubte, keine Wahl zu haben. Ich weiß nicht, was Caitlin getan hat, aber sie wurde zu einer Gefahr für das Komplott gegen Po. Außerdem weiß Sands, dass meine Leute und ich nicht ruhen werden, bis er tot ist, wenn Caitlin stirbt. Und er will nicht für den Rest seines Lebens dauernd über die Schulter blicken müssen.«
    »Bist du sicher? Wahrscheinlich kennt er es gar nicht anders.«
    »Denk daran, Penn«, sagt mein Vater, »dass unsere größten Hoffnungen und unsere schlimmsten Ängste selten wahr werden.«
    »Das ist eine prächtige Ansicht. Aber in diesem Fall sind meine größte Hoffnung und meine schlimmste Angst zwei Seiten derselben Medaille. Entweder

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