Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
mich. Obwohl wir unsere intime Beziehung offiziell beendet haben, würde es sie verletzen, wenn sie wüsste, wie tief ein paar Minuten mit Caitlin mich berührt haben. Als ich an Libby herantrete, kommen Annie und eine ihrer Freundinnen durch den Ausgang des Space Walk gestürmt. Erst jetzt wird mir klar, dass ich jemanden brauche, der sich um Annie kümmert, während ich mich zu dem mitternächtlichen Treffen aufmache. Die Chance, so spät am Freitag vor dem Ballonrennen eine Highschool-Babysitterin zu finden, ist äußerst gering. Ich werde meine Mutter bitten müssen, die Nacht in meinem Haus zu verbringen.
»Du bist lange weg gewesen«, sagt Libby mit einem Hauch Argwohn.
»Man hat mir eine Menge Fragen nach Katrina gestellt«, erwidere ich so beiläufig ich kann.
»Wir wollen mit dem Schleuderkarussell fahren!«, ruft Annie, und ihre Freundin nickt eifrig.
Es widerstrebt mir, mit Libby allein zu sein, doch sie nickt rasch, und die beiden Mädchen rennen zum Karussell.
»Vorhin habe ich eine alte Flamme von dir gesehen«, sagt Libby. »War sie bei dem Interview dabei?«
»Zusammen mit ungefähr einem Dutzend anderer Leute.«
Libby saugt die Unterlippe zwischen die Zähne und schaut demonstrativ in die Menge.
»Hast du Soren schon gesehen?«, frage ich.
»Nein. Caitlin hat wahrscheinlich gehört, dass wir uns getrennt haben.«
»Sie hat es nicht erwähnt.«
Libby schaut mich an. »Bestimmt nicht.«
»Hat Annie sie gesehen?«
»Ich glaube nicht.«
»Libby … wir haben gewusst, dass es ein paar unangenehme Momente geben würde, aber …«
»Hör auf«, unterbricht sie mich rasch. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es kommt nicht einmal unerwartet. Ich bin nur überrascht, dass sie so schnell erschienen ist. Aber Caitlin war schon immer auf Zack.«
Ich verkneife mir ein Seufzen und drehe mich zu dem Schleuderkarussell um, auf dem Annie und ihre Freundin inmitten blitzender Lichter durch die Luft wirbeln.
Als ich den Kopf wieder drehe, ist Libby verschwunden. Ich sehe sie in der Menge, durch die sie sich einen Weg zum Schleuderkarussell bahnt. Ich folge ihr, warte aber ein wenig, bis meine Ankunft mit Annies Ausstieg aus dem Karussell zusammenfällt.
»Sollen wir nach Soren Ausschau halten?«, frage ich.
»Ja«, sagt Annie. »Ich habe ihn noch nicht gesehen.«
Libby zwingt sich zu einem Lächeln und tätschelt den Rücken meiner Tochter. »Oh, er ist mit seinen älteren Freunden zusammen. Viel Spaß noch, ihr beide. Ich muss nach Hause, um die Hunde rauszulassen.«
Diese offensichtliche Lüge weckt mein Schuldgefühl, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Libby beugt sich vor, umarmt Annie, drückt mein Handgelenk und schafft es, beinahe überzeugend zu lächeln. Mit einem verlegenen Winken dreht sie sich um und taucht ein in den Strom der Menge.
Annie blickt ihr ernst hinterher, als erlebe sie den Weggang einer Familienangehörigen, die sie möglicherweise nie wiedersehen wird. Als Libby nicht mehr zu sehen ist, dreht Annie sich mit weit aufgerissenen Augen zu mir um. »Daddy, ich hab Caitlin gesehen!«
Eine seltsame Benommenheit erfüllt mich. »Wirklich? Wo denn?«
»Sie hat mit einem Mann mit einer Kamera gesprochen. Sie war weit weg, aber ich weiß, dass es keine andere gewesen sein kann.«
Ich bin mir nicht sicher, was ich darauf antworten soll, doch es gefällt mir nicht, meine Tochter zu belügen. »Ich habe sie auch gesehen, Baby.«
Annies Augen werden noch größer. »Hast du mit ihr gesprochen?«
»Sie und ein paar andere Reporter haben mich vor ein paar Minuten interviewt.«
Annie nickt und verarbeitet die Nachricht. »Ich vermisse Libby, Dad.«
»Ich auch.«
Da sich keine Erklärung anschließt, fragt sie: »Habt ihr euch getrennt?«
»Wie kommst du darauf?«
»Ich weiß nicht. Habt ihr euch getrennt?«
Ich nehme Annies Hand, knie mich hin und blicke ihr in die Augen. »Ja. Tut mir leid, dass ich nicht sofort mit dir darüber gesprochen habe.«
Sie späht erneut zu der Stelle hinüber, an der Libby verschwunden ist, aber dort tummelt sich nur noch eine Schar lachender Kirmesbesucher.
»Sie ist traurig«, sagt Annie mit feuchten Augen. »Ich auch. Aber ich wusste, dass etwas passiert ist.«
»Ich bin genauso traurig, Baby.«
»Wahrscheinlich hat sie Angst um Soren. Glaubst du das auch?«
»Ich glaube, dass Soren Probleme hat. Wie viele Teenager. Aber damit müssen Soren und Libby selbst fertig werden.«
Annie wischt sich
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