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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Informiere deine Streifenwagen.«
    »Meine Männer sind sowieso alle hier. Drück auf die Tube, Kumpel.«

10
    D ie Szene auf dem Kliff erinnert an die Bourbon Street während des Mardi Gras. Über zweihundert Menschen drängen sich auf der breiten Grasfläche und dem Straßenpflaster zwischen dem Zaun, an dem Caitlin und ich vor ein paar Stunden spazieren gegangen sind, und der Schänke am Broadway. Die Spannung einer gerade erst verstrichenen Tragödie liegt in der Luft, und während ich mir einen Weg durch die Menge bahne, bemerke ich, dass etwa ein Drittel der Anwesenden Becher aus Styropor und Bierflaschen bei sich hat. Ich habe während der Fahrt vom Friedhof fast unaufhörlich darüber nachgedacht, ob ich Julia Jessup anrufen soll, um sie über den Tod ihres Mannes zu unterrichten. Niemand sollte telefonisch von einem solchen Schicksalsschlag erfahren, aber die Situation wäre noch schlimmer, wenn jemand Julia vor mir anriefe – irgendein sensationsgeiler Trottel. Da so viele Menschen in der Nähe des Tatorts sind, könnte etwas Derartiges geschehen, bevor ich Julias Haus erreiche, doch ich warte trotzdem ab.
    Bevor ich mit Tims Frau sprechen kann, muss ich mir seine Leiche ansehen. Ich weiß, welche Fragen Hinterbliebene stellen, und ganz oben auf der Liste steht: »Hat er leiden müssen?«
    Die Silver Street verläuft in einem steilen Bogen vom Broadway auf dem Kliff zum historischen Natchez Under the Hill und zum Mississippi. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Pferde in den Vierzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts damit fertig wurden, als sie Lasten von der Anlegestelle und vom Sklavenmarkt den Hang hinaufschleppen mussten. Als Jungen fuhren wir auf Skateboards diese Straße hinunter und riskierten jedes Mal unser Leben, wenn wir den eine halbe Meile langen Hügel hinabrasten. Damals – genau wie heute – gab es auf der schmalen Straße keine Ausweichstellen. Aber heute Nacht hat die Polizei ungefähr dreißig Meter hügelabwärts eine Ausziehleiter aus Aluminium an das Schutzgeländer gestellt, um einen beschränkten Zugang zu dem Betonabfluss zu ermöglichen, der dem Sockel der gewaltigen Stützmauer folgt. Diese Mauer, mit der die Kliffs stabilisiert werden, ist über eine Meile lang und wird von Stahlankern gehalten, die mehr als drei Meter tief im Felsen stecken. An manchen Stellen ragt die Mauer dreißig Meter in die Höhe, doch hier ist sie durchschnittlich nur dreizehn Meter hoch, wie Chief Logan am Telefon geschätzt hat.
    Zwei uniformierte Polizisten stehen am Kopf der Leiter. Anscheinend erwarten sie mich, denn einer trabt heran und begleitet mich zu der Leiter, während der andere den Hügel hinaufmarschiert, um einen neugierigen Säufer wegzuscheuchen, der mir gefolgt ist. Ich klettere vorsichtig in die Dunkelheit, doch ganz unten sehe ich ein trübes Glühen dicht hinter einer Biegung der Mauer. Die Luft ist mit dem Geruch von Kudzu und Stauwasser gesättigt, und selbst wenn es heller wäre, könnte ich den Fluss nicht sehen, denn eine Wand aus Baumkronen steht zwischen mir und dem Wasser, was mich daran erinnert, dass ich mich auf einem Erdvorsprung befinde, einer schmalen Stufe auf halber Höhe zum Grund des Kliffs.
    Als ich die Biegung hinter mir lasse, treten mir zwei weitere Uniformierte entgegen, doch sie winken mich durch, nachdem sie mein Gesicht mit ihren Taschenlampen beleuchtet haben. Dreißig Meter hinter ihnen lässt eine Blase aus künstlichem Licht die Nacht weiß werden. Männer in Uniform und in Zivil schreiten zielbewusst durch das Licht, und sogar aus dieser Entfernung kann ich die zerquetschte Gestalt erkennen, die sie umkreisen. Ein Schwindelgefühl überkommt mich. Ein Mann, den ich seit frühester Kindheit kannte, ist tot, und gleich werde ich in seine leeren Augen blicken. Ich bleibe kurz stehen, um mich zu sammeln, und gehe dann weiter.
    Chief Logan bemerkt mich und löst sich von den anderen. Logan ist schlank und fit und sieht nicht wie ein Polizist aus, sondern wie ein Naturwissenschaftslehrer. Er trägt Straßenkleidung und richtet eine kleine Taschenlampe vor seine Füße. Ein kluger Mann. Ich möchte nicht wissen, wie viele Giftschlangen im Moment in meiner näheren Umgebung sind.
    »Das war schnell.« Logan drückt mir rasch und kräftig die Hand. »Am Telefon wollte ich nicht in die Einzelheiten gehen, aber du solltest dich auf das Schlimmste gefasst machen.«
    »Ich habe eine Menge Mordopfer gesehen«,

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