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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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sehen Sie in sieben Stunden. In sechs, wenn wir es schaffen. Bleiben Sie gesund.«
    Meine Erleichterung ist so überwältigend, dass mein Gesicht ganz heiß wird. »Vielen Dank.«
    Während ich im Dunkeln warte, die Hand auf dem Telefon, spüre ich die Zerbrechlichkeit derer, die mir am meisten bedeuten, als klammerten sie sich mit Mühe an den Planeten, der durch seine Umlaufbahn wirbelt. Meine Mutter und meine Tochter schlafen auf der anderen Straßenseite und werden nur von meinem alternden Vater beschützt; meine Schwester in England konzentriert sich auf ihren Tagesablauf, ohne auch nur zu ahnen, dass sie in Gefahr sein könnte; Julia Jessup versteckt sich in der Stadt oder ganz in der Nähe, oder sie rennt mit einem vaterlosen Kind, das sie behüten muss, um ihr Leben. Um sie herum bewegen sich Menschen, deren Schritte ich weder kontrollieren noch vorhersagen kann: die Männer, die mein Haus beobachten und die meine Abwesenheit bemerkt und ihrem Chef Meldung gemacht haben könnten; Caitlin, die vielleicht bald zurückkehren und mich entdecken wird, oder Sands selbst, der sich vielleicht sagt, dass mir doch nicht zu trauen ist und mich und meine Angehörigen einem Schicksal überlässt, wie Tim Jessup es erleiden musste.
    Die halbe Stunde, die ich auf Kellys Anruf warten muss, wird in einem unsteten Puls, hastigen Wimpernschlägen, nervösen Reflexen, einem plötzlichen Druck auf die Eingeweide und in Schweißtropfen gemessen. Wenn ich nicht den gespenstisch weißen Hund vor mir habe, der mich durch das Fenster des Gästehauses anstarrt, sehe ich entweder die verunstaltete Leiche meines Freundes oder seine Frau und seinen kleinen Sohn vor mir, die sich, von Entsetzen und Kummer erfüllt, verstecken müssen. Am seltsamsten ist meine Erinnerung an den Traum von gestern Nacht über Tim auf der Eisfläche und über den weißen Wolf, der mich beobachtet hat. Warum habe ich von einem Tier geträumt, das ich noch nie gesehen hatte? Oder bin ich dem weißen Hund irgendwo in der Stadt begegnet, vielleicht sogar zusammen mit Sands, und habe die Erinnerung in irgendwelchen Reptilienneuronen gespeichert, wo sie durch Tims verdrehte Geschichte wachgerufen wurde?
    Als das Telefon klingelt, reiße ich es so schnell an mein Ohr, dass das Geräusch verstummt, fast bevor es begonnen hat.
    »Hallo?«
    Zuerst Stille; dann ertönt Kellys Stimme wie aus einem fernen Raumschiff. »Was ist los? Jemand hat Annie bedroht?«
    »Oh, Mann, Kelly, es ist wunderbar, deine Stimme zu hören. Wir sind in Schwierigkeiten. Sie haben Annie bedroht, meine Eltern, meine Schwester … alle. Heute Nacht haben sie einen Freund von mir ermordet. Einen ehemaligen Schulkameraden.«
    »Nun mal langsam. Bist du im Moment in Sicherheit?«
    »Ja, aber ich habe nicht viel Zeit. Bist du noch in Afghanistan?«
    »Ja, in den Bergen. Aber komm zur Sache. Wer ist das Problem?«
    »Der Anführer ist Ire. Er leitet eines der Casinos hier. Gibt sich als Engländer aus, aber das ist nur Fassade. Er nennt sich Jonathan Sands. Keine Ahnung, wie er wirklich heißt. Ein halb militärischer Typ, aber er versteckt sich in einem schicken Anzug.«
    »Das hört sich nicht gut an«, sagt Kelly nachdenklich. »Vielleicht ein ehemaliges IRA -Mitglied?«
    »Auf jeden Fall kann er mit Waffen umgehen.«
    »Wo bist du bloß wieder hineingeraten?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber zuerst habe ich es nicht ernst genug genommen, und deshalb ist mein Freund gestorben. Er meinte, dass ich mich auf die normalen Vollzugsbehörden nicht verlassen kann. Sands hat eine Menge Leute auf seiner Gehaltsliste.«
    Nach längerem Schweigen erwidert Kelly: »Es könnte achtundvierzig Stunden dauern.«
    »Was?«
    »Meine Reise nach Natchez. Die Firma wird sich um Annie und deine Mutter kümmern, aber ich brauche vielleicht zwei Tage, bis ich wieder in den Staaten bin.«
    »Dan … bist du sicher?«
    »He, es ist doch bloß Geld.«
    »Du weißt, dass ich …«
    »Halt’s Maul, bevor du uns beide in Verlegenheit bringst. Und versuch, in den nächsten achtundvierzig Stunden am Leben zu bleiben.«
    »Ich werde mich bemühen. Übrigens, du darfst mich nicht anrufen.«
    »Verstanden. Das Blackhawk-Team wird eine sichere Verbindung bereitstellen. Ein Satellitentelefon. Du selbst wirst entscheiden müssen, wann man es ohne Risiko benutzen kann. Bring die Firma so oft wie möglich auf den neusten Stand. Benutz weiterhin ›Spartakus‹ als Kennwort. Außerdem wird man dir einen Seesack übergeben. Der ist für

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