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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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besaß nichts, was er hätte hinterlassen können …
    »Na, na, ich höre das Baby weinen«, erklingt eine vorwurfsvolle Stimme. »Der Kleine heult drauflos, und du liegst im Bett wie Miss Astor.«
    Daisy ist nun fast achtzig Jahre alt, aber sie bewegt sich immer noch wie eine Frau von fünfundsechzig, trotz ihrer Arthritis. Ihr Blumendruckkleid kräuselt sich, als sie sich aufs Bett setzt und Tim junior an einer Flasche nuckeln lässt. Seine Augen weiten sich und nehmen einen blauen Farbton an, während Verlangen zu Seligkeit wird, und er packt die Flasche mit einer kräftigen Hand. Daisy versucht, die andere Hand zu umfassen, doch das Kind lässt sich zu nichts zwingen.
    »Früher habe ich dich so angeschaut«, sagt Daisy sehnsuchtsvoll.
    »Ich weiß«, flüstert Julia. »Und ich wünschte, ich könnte dahin zurück.«
    Daisy, die Augen auf das Baby gerichtet, schüttelt den Kopf. »Das wünscht sich jeder irgendwann. Aber es gibt kein Zurück.«
    Julia schließt die Augen. Der Geruch ihres eigenen Atems bereitet ihr Übelkeit. Sie ist aus dem Haus gerannt, ohne auch nur eine Zahnbürste mitzunehmen.
    »Hast du schon Hunger?«, fragt Daisy.
    »Nein.«
    »Du musst was essen. Kannst dich nicht um dein Baby kümmern, wenn du dir selbst nichts gönnst.«
    Julia blickt Daisy in die Augen und sagt: »Danke, dass du mich aufgenommen hast. Ich hatte keine andere Möglichkeit.«
    Daisy lächelt. »Und ich glaube, dass du noch eine Weile hier bleibst.«
    »Warum?«
    »Heute Morgen hat was in der Zeitung gestanden. Ich möchte lieber nichts darüber sagen, aber wahrscheinlich hat es keinen Zweck, es zu verheimlichen.«
    »Wovon redest du? War es etwas über Tim?«
    Daisys faltige Lippen legen sich wie Papiermaché um ihre falschen Zähne. Julia ist froh, dass Daisy ihr Gebiss trägt. Gestern Abend hat die alte Frau ausgesehen, als wäre sie bloß noch einen Schritt vom Grab entfernt. »Ich kann nur noch schlecht lesen«, sagt sie, »aber es hat nicht gut geklungen.«
    »Wo ist sie?«, fragt Julia und setzt sich erschrocken auf. »Was steht da?«
    »Auf dem Küchentisch.«
    Julia springt aus dem Bett und rennt in die Küche.

18
    D er Wächter am Torhaus von Jonathan Sands gafft die beiden gefesselten Männer auf dem Rücksitz meines Saab an.
    »Ich habe gesagt, dass ich mit Mr. Sands sprechen möchte.«
    »Weiß er, dass Sie kommen?«
    »Nein. Ich habe ein Problem mit unbefugtem Zutritt, über das ich mit ihm reden möchte.«
    »Einen Augenblick.« Der Wächter verschwindet in seinem Häuschen. Wie die Männer auf dem Rücksitz ist er Amerikaner, kein Ire, doch der kurze Blick, mit dem er meine Passagiere bedachte, hat ihnen alles über das Ungemach verraten, das ihnen bevorsteht.
    »Sind Sie bewaffnet?«, fragt der Wächter, der wieder an meinem Fenster erschienen ist.
    Ich zeige auf meinen Hosenbund, aus dem die Knäufe von drei Handfeuerwaffen herausragen.
    »Die müssen Sie bei mir zurücklassen.«
    »Ich fahre so rein, oder ich kehre wieder um.«
    Der Wächter verschwindet erneut. Ich blicke auf meine Uhr. Die ersten Ballons könnten jederzeit aufsteigen. Nach den Baumwipfeln zu urteilen, legen die Windböen sieben bis zehn Meilen pro Stunde zurück, was ausreicht, um viele Ballonfahrer am Start zu hindern. Während der Herfahrt von der Washington Street habe ich eine SMS von Paul Labry erhalten, in der er mir mitteilt, dass die Ballons von einem unbebauten Grundstück unweit vom Highway 61 South abheben werden. Das Ziel des »Rennens« ist an diesem Morgen vorher festgelegt, doch der Startpunkt variiert je nach Windrichtung. Deshalb stellen manche Ballonfahrer komplizierte Berechnungen an und versuchen, sich eine günstige Position auf Flächen zu verschaffen, die gerade groß genug sind, um einen Start zu ermöglichen, bei dem man nicht auf Stromkabel oder andere tödliche Hindernisse stößt. Ich habe Paul geantwortet, dass eine Familienkrise mich daran hindern werde, rechtzeitig zur Eröffnung einzutreffen, und dass er an meiner Stelle fliegen solle. Labry hat mir bereits vier besorgte Textnachrichten geschickt, in denen er sich nach dem Problem erkundigt. Ich habe ihn meinerseits gebeten, mir Vertrauen zu schenken und Hans Necker nach Möglichkeit bei Laune zu halten.
    Ich empfange gerade eine weitere SMS von Labry, als ein schwarzer Jeep hinter meinem Saab herandonnert und schliddernd zum Stehen kommt. In meinem Seitenspiegel sehe ich, wie Seamus Quinn herausspringt und auf mein Auto zumarschiert. Der Ire muss die

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