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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zu finden. Auf die Tafel vor der Tür hat jemand gekritzelt: »Beim nächsten Bier wird alles anders.«
Ich stoße die Tür auf und trete in einen schwach beleuchteten Raum mit fleckigem Fußboden und kargen Holzmöbeln. Rote Glühbirnen über dem Tresen tauchen das Lokal in das schummrige Licht eines Wildwest-Bordells. An den Wänden hängen Schwarzweißfotos von Straßenbahnen und alten Bussen neben Plakaten für »Live«-Musik.
    Ich lasse mir Zeit und zähle insgesamt acht Gäste, darunter eine Hand voll Teenager, die in einer Nische auf der Rückseite neben den Toiletten Poolbillard spielen. Ich trete an den Tresen und warte darauf, von einem Barkeeper bedient zu werden, der offenbar wenig Lust hat, von seiner Racing Post aufzublicken.
    Bert McCullen sitzt am anderen Ende des Tresens. Er trägt ein zerknittertes Tweedjackett mit Ellenbogenflicken, das mit zahlreichen Plaketten und Ansteckern verziert ist, die alle etwas mit Bussen zu tun haben. In einer Hand hält er eine Zigarette, in der anderen ein leeres Pint-Glas, das er in den Fingern dreht, als würde er eine versteckte Gravur auf seinem Rand lesen.
    »Was gaffen Sie so?«, knurrt er mich an. Sein buschiger Schnurrbart scheint direkt aus seiner Nase zu sprießen, und an den grauen und schwarzen Härchen kleben Schaum und Biertropfen.
    »Tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht anstarren.« Ich biete an, ihm ein Bier zu spendieren. Er wendet sich halb um und mustert mich. An meinen Schuhen bleibt sein Blick wie aus wässrigen Glaseiern kleben. »Wie viel haben die Schuhe gekostet?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Schätzungsweise?«
    Ich zucke die Achseln. »Hundert Pfund.«
    Er schüttelt angewidert den Kopf. »Die würde ich nicht mit zwei dreckigen Stöcken anpacken. In denen können Sie keine zwanzig Meilen laufen, bevor die auseinander fallen.« Er starrt immer noch auf meine Schuhe und winkt den Barkeeper hinzu. »Hey, Phil, guck dir mal diese Schuhe an.«

    Phil beugt sich über den Tresen und späht auf meine Füße. »Wie nennt man die?«
    »Mokassins«, sage ich mittlerweile verlegen.
    »Hör auf, Mann!« Die beiden Männer sehen sich ungläubig an. »Warum will man Schuhe tragen, die Mokassins heißen?«, meint Bert. »Wohl mehr Arsch in der Hose als Hirn im Schädel. «
    »Sie sind italienisch«, entgegne ich, als ob das einen Unterschied machen würde.
    »Italienisch! Was ist verkehrt an englischen Schuhen? Kanake, oder was?«
    »Nein.«
    »Aber Kanakenschuhe.« Bert rückt so nah an mich heran, dass ich Baked Beans rieche. »Ich schätze, jemand, der solche Schuhe trägt, hat in seinem ganzen Leben noch keinen Tag lang richtig gearbeitet. Stiefel muss man tragen, Junge, mit Stahlkappe und ordentlichem Profil. In einem echten Job würden die Schühchen keine Woche lang halten.«
    »Es sei denn, er sitzt hinter einem Schreibtisch.«
    Bert sieht mich besorgt an. »Gehören Sie etwa zu der Jackett-Fraktion? «
    »Was ist denn das?«
    »Leute, die ihr Jackett nie ausziehen.«
    »Ich arbeite hart genug.«
    »Wählen Sie Labour?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
    »Sind Sie ein Ave-Maria-Jünger?«
    »Agnostiker.«
    »Ag-was, verdammt noch mal?«
    »Ein Agnostiker.«
    »Jesus ist zu Tränen gerührt! Okay, das ist Ihre letzte Chance. Sind Sie ein Fan vom großen FC Liverpool?« Er bekreuzigt sich.
    »Nein.«

    Er seufzt angewidert. »Ab nach Hause, Kleiner, Mama wartet schon mit dem Vanillepudding.«
    Ich blicke vom einen zum anderen. Das ist das Problem mit den Liverpoolern. Man weiß nie, ob sie Spaß machen oder es ernst meinen, bis man ein Glas im Gesicht hat.
    Bert zwinkert dem Barkeeper zu. »Er darf mir einen Drink ausgeben, aber länger rumlungern ist nicht. Er hat fünf Minuten, dann kann er sich verpissen.«
    Phil grinst mich an. Seine Ohrläppchen sind mit silbernen Ringen und baumelnden Anhängern beschwert.
    Die Tische sind an den Wänden der Kneipe aufgereiht, um eine Tanzfläche in der Mitte frei zu lassen. Die Teenager spielen immer noch Billard. Das einzige Mädchen in der Gruppe sieht minderjährig aus und trägt enge Jeans und ein bauchfreies Top. Die Jungen versuchen, sie zu beeindrucken, aber ihr Freund ist leicht zu erkennen. Vom Hanteltraining muskelbepackt sieht er aus wie ein Abszess kurz vor der Explosion.
    Bert beobachtet die Blasen, die an die Oberfläche seines Guiness steigen. Minuten verstreichen, in denen ich das Gefühl habe, immer kleiner zu werden. Schließlich hebt er sein Glas, und sein Adamsapfel

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