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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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er will mich lebendig, damit ich sehe , was er tut, und weiß , dass er es ist.
    Wird die Polizei mein Haus weiter beobachten oder werden sie die Überwachung abbrechen und sich auf Wales konzentrieren?
Das will ich nicht. Ich muss Gewissheit haben, dass Julianne und Charlie sicher sind.
    Das Telefon klingelt. Jock hat die Adresse einer Bridget Aherne in einem Hospiz in Lancashire ermittelt.
    »Ich habe mit dem leitenden Onkologen gesprochen. Sie geben ihr nur noch Wochen.«
    Ich höre, wie er eine Zigarre aus ihrer Plastikfolie packt. Es ist noch früh. Vielleicht hat er etwas zu feiern. Wir haben uns unausgesprochen auf einen wackeligen Waffenstillstand geeinigt. Wie ein altes Ehepaar durchschauen wir die Halbwahrheiten des anderen und ignorieren die Ärgernisse.
    »Heute ist ein Foto von dir in der Zeitung«, sagt er. »Du siehst aus wie ein Banker und nicht wie der meistgesuchte Mann des Königreiches.«
    »Ich bin eben nicht fotogen.«
    »Julianne wird auch erwähnt. Sie habe ›überreizt und emotional auf den Besuch von Reportern reagiert‹.«
    »Sie hat ihnen erklärt, sie sollen sich verpissen.«
    »Ja, genau das habe ich auch vermutet.«
    Ich höre, wie er Rauch ausbläst. »Aber das muss ich dir lassen, Joe. Ich hab dich immer für einen öden Langeweiler gehalten. Sympathisch, aber tugendhaft. Und nun schau dich an! Zwei Geliebte und von der Polizei gesucht.«
    »Ich habe nicht mit Catherine McBride geschlafen.«
    »Schade. Sie war verdammt gut im Bett.« Er lacht trocken.
    »Du solltest dir manchmal selber zuhören, Jock.«
    Wenn ich mir vorstelle, dass ich ihn einmal beneidet habe. Und was ist aus ihm geworden: die platte Parodie eines reaktionären, bürgerlichen Chauvinisten und Heuchlers. Ich vertraue ihm nicht mehr, aber er muss mir noch einen Gefallen tun.
    »Ich möchte, dass du bei Julianne und Charlie bleibst – nur bis ich das alles geklärt habe.«
    »Du hast doch gesagt, ich soll mich von ihr fern halten.«
    »Ich weiß.«

    »Tut mir Leid, ich kann dir nicht helfen. Julianne erwidert meine Anrufe nicht. Ich nehme an, du hast ihr von Catherine und den Briefen erzählt. Jetzt ist sie auf uns beide sauer.«
    »Ruf sie wenigstens an und sag ihr, sie soll vorsichtig sein und niemanden ins Haus lassen.«

3
    Der Landrover fährt maximal fünfundsechzig Stundenkilometer und zieht leicht zur Straßenmitte hin. Im Ganzen wirkt er wie ein Museumsstück und nicht wie ein normales Auto, und die Leute hupen, wenn sie mich überholen, als würde ich für einen wohltätigen Zweck durch die Landschaft gondeln. Es könnte das absolut perfekte Fluchtfahrzeug sein, weil niemand vermutet, dass ein Gesuchter so langsam flieht.
    Ich fahre über Nebenstraßen nach Lancashire. Eine angeschimmelte Straßenkarte aus dem Handschuhfach von circa 1965 hält mich auf Kurs. Ich fahre durch Dörfer mit Namen wie Puddinglake und Woodplumpton. Am Stadtrand von Blackpool wasche ich mich in der Toilette einer beinahe verlassenen Tankstelle. Ich schrubbe den Schlamm von der Hose und trockne sie unter dem Händetrockner, bevor ich ein frisches Hemd anziehe und die Schnittverletzungen in meinen Handflächen auswasche.
    Das Squire-Gate-Hospiz steht auf einer felsigen Landspitze, als wäre es in der salzigen Luft dort fest gerostet. Die Türmchen, Bogenfenster und das Schieferdach wirken edwardianisch, aber die Anbauten sind neuer und weniger einschüchternd.
    Die Einfahrt führt von Pappeln gesäumt in einem Bogen an der Vorderseite der Klinik vorbei auf einen Parkplatz. Ich folge den Schildern zur Palliativstation am Meer. Die Flure sind leer,
die Treppenhäuser beinahe ordentlich. Ein schwarzer Pfleger mit rasiertem Kopf sitzt hinter einer Abtrennung aus Glas und starrt auf einen Bildschirm. Er spielt ein Computer-Spiel.
    »Sie haben eine Patientin namens Bridget Aherne.«
    Er wirft einen Blick auf meine Knie, die eine andere Farbe haben als der Rest der Hose.
    »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Nein. Ich bin Psychologe. Ich muss mit ihr über ihren Sohn sprechen.«
    Er zieht die Augenbrauen hoch. »Ich wusste gar nicht, dass sie einen Sohn hat. Sie bekommt nur selten Besuch.«
    Ich folge seinem eleganten, wiegenden Schritt den Flur hinunter, wo er in einem Treppenhaus links abbiegt und mich durch eine Doppeltür nach draußen führt. Ein Kiespfad durchschneidet die Wiese vor dem Haus, wo zwei gelangweilt aussehende Krankenschwestern auf Gartenstühlen sitzen und sich ein Sandwich teilen.
    Wir betreten einen einstöckigen Anbau,

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