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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Spitze gleiten, bevor er die Zigarre anzündet. Dann schließt er die Augen und lässt den Rauch aus seinem lächelnden Mund quellen.
    »Meine Gott, wie ich mich auf die Erste des Tages freue«, sagt er. Er betrachtet den Qualm, der kräuselnd zur Decke aufsteigt und die Stille ebenso füllt wie den leeren Raum.
    »Und was ist Sache?«, frage ich zunehmend erregt.
    »Du hast Parkinson.«
    »Das weiß ich schon.«
    »Und was soll ich sonst noch sagen?«
    »Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß.«
    Er kaut auf seiner Zigarre. »Du hast doch bestimmt alles nachgelesen. Ich wette, du kannst mir die komplette Geschichte des Parkinson-Syndroms referieren – jede Theorie, jedes Forschungsprogramm und jeden berühmten Patienten. Los, sag du’s mir. Welche Medikamente sollte ich dir verschreiben? Welche Diät?«
    Ich hasse es, dass er Recht hat. Ich kann ihm Vers und Kapitel nennen. Im vergangenen Monat habe ich Stunden damit zugebracht, im Internet zu recherchieren und medizinische Fachzeitschriften zu lesen. Ich weiß alles über Dr. James Parkinson, den englischen Arzt, der 1817 ein Syndrom beschrieb, das er
»Schüttellähmung« nannte. Ich kann ihm berichten, dass in Großbritannien 120 000 Menschen an Parkinson leiden. Es ist verbreiteter unter Menschen über sechzig, aber jeder Siebte zeigt erste Symptome vor dem vierzigsten Lebensjahr. Drei Viertel aller Betroffenen haben von Anfang an einen Tremor, während ein Viertel möglicherweise nie darunter leidet.
    Natürlich habe ich nach Antworten gesucht. Was hat er erwartet? Nur, dass es keine gibt. Alle Experten sagen das Gleiche – die Parkinson-Krankheit ist eine der erstaunlichsten und komplexesten neurologischen Störungen.
    »Was ist mit den Tests, die du gemacht hast?«
    »Die Ergebnisse sind noch nicht da. Ich sollte sie nächste Woche bekommen. Dann besprechen wir die medikamentöse Behandlung.«
    »Was für Medikamente?«
    »Ein Cocktail.«
    Er hört sich schon fast an wie Fenwick.
    Jock streift Asche von seiner Zigarre ab und beugt sich vor. Jedes Mal wenn ich ihn treffe, sieht er ein wenig mehr aus wie ein Topmanager. Demnächst trägt er wahrscheinlich noch bunte Hosenträger und Golfsocken. »Wie geht’s Bobby Moran?«
    »Nicht so gut.«
    »Was ist passiert?«
    »Er hat eine Frau getreten, bis sie bewusstlos war, weil sie ihm das Taxi weggeschnappt hatte.«
    Ohne an seine Zigarre zu denken, atmet Jock scharf ein und hustet dann heftig. »Reizend! Wieder ein Happy End.«
    Jock war es, der Bobby Moran ursprünglich an mich überwiesen hatte. Ein praktischer Arzt aus der Gegend hatte ihn zu neurologischen Tests zu Jock geschickt, doch der konnte keinen physischen Befund entdecken und verwies ihn weiter an mich. Ich erinnere mich noch genau an seine Worte: »Mach dir keine Sorgen, er ist versichert. Das heißt, du wirst vielleicht sogar bezahlt. «

    Jock findet, ich hätte bei der »richtigen Medizin« bleiben sollen, solange ich noch die Chance hatte, anstatt mir ein soziales Gewissen zu leisten, das mich teurer kommt als meine Hypothek. Ironischerweise dachte er auf der Uni noch genau wie ich. Wenn ich ihn daran erinnere, behauptet er, die gut aussehenden Mädchen wären damals alle links gewesen. Er war ein Nur-der-Liebe-wegen-Sozialist – egal wie, Hauptsache, flachlegen.
     
    Niemand stirbt an der Parkinson-Krankheit. Man stirbt mit ihr. Das ist einer von Jocks banalen Aphorismen. Ich kann ihn mir förmlich als Autoaufkleber vorstellen, weil er nur halb so albern ist wie »Nicht Waffen, sondern Menschen töten«.
    Meine Reaktion auf die Krankheit lässt sich für gewöhnlich unter der Überschrift »Warum ich?« zusammenfassen, aber meine Begegnung mit Malcolm auf dem Dach des Marsden Hospital hat mich ziemlich ernüchtert. Seine Krankheit ist größer als meine. Seine Murmel gewinnt.
    Dass irgendetwas nicht stimmte, wurde mir erstmals vor ungefähr fünfzehn Monaten klar. Da war vor allem die Müdigkeit. An manchen Tagen fühlte ich mich, als würde ich durch Schlamm waten. Ich spielte immer noch zweimal die Woche Tennis und trainierte Charlies Fußballmannschaft. Beim Training schaffte ich es, mit einem Dutzend Achtjähriger mitzuhalten und mir wie Zinedine Zidane vorzukommen, der Regisseur, der die Spitzen freispielte und flinke Doppelpässe initiierte.
    Doch dann fiel mir auf, dass der Ball nicht mehr dort landete, wo er hin sollte, und wenn ich aus dem Stand lossprintete, fiel ich über meine eigenen Füße. Charlie dachte, ich würde Spaß

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