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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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machen. Julianne dachte, ich würde langsam träge. Ich schrieb es der Tatsache zu, dass ich zweiundvierzig wurde.
    Rückblickend kann ich sagen, dass alle Anzeichen da waren. Meine Handschrift wurde noch verkrampfter, und Knopflöcher wurden zu Hindernissen. Manchmal hatte ich Schwierigkeiten,
mich aus einem Sessel zu erheben, und wenn ich eine Treppe hinunterging, stützte ich mich auf das Geländer.
    Dann kam unsere alljährliche Wallfahrt nach Wales zum 70. Geburtstag meines Vaters. Ich wanderte mit Charlie auf den Great Ormes Head mit Blick auf die Penrhyn Bay. Anfangs konnten wir in der Ferne noch Puffin Island ausmachen, doch dann wehte ein Atlantischer Sturm heran, der die Insel verschluckte wie ein riesiger weißer Wal. Gegen den Wind gestemmt beobachteten wir, wie die Wellen sich an den Felsen brachen, und spürten die Gischt brennend auf unserer Haut. Dann sagte Charlie zu mir: »Dad, warum schwingt dein Arm nicht mit?«
    »Wie meinst du das?«
    »Dein Arm. Er hängt einfach irgendwie da.«
    Und tatsächlich baumelte er nutzlos an meiner Seite.
    Am nächsten Morgen schien mit dem Arm alles wieder in Ordnung zu sein. Ich sagte nichts zu Julianne und schon gar nicht zu meinen Eltern. Mein Vater – ein Mann, der auf den Ruf wartete, Gottes persönlicher Leibarzt zu werden – hätte mich als Hypochonder gescholten und sich vor Charlie über mich lustig gemacht. Er hat es mir nie verziehen, dass ich die Medizin aufgegeben habe, um Verhaltensforschung und Psychologie zu studieren.
    Doch still für mich lief meine Fantasie Amok. Ich hatte Visionen von Hirntumoren und Blutgerinnseln. Was, wenn ich einen leichten Herzinfarkt gehabt hatte? Würde ein schwerer folgen? Ich war fast so weit, mir Stiche in der Brust einzubilden.
    Es dauerte ein weiteres Jahr, bis ich Jock aufsuchte. Mittlerweile war auch ihm aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmte. Wir gingen zur Umkleidekabine des Tennisclubs, als ich unvermittelt nach rechts drängte und ihm den Weg abschnitt. Außerdem hatte er bemerkt, dass mein rechter Arm schlaff herunterhing. Jock machte einen Witz darüber, aber ich spürte, dass er mich aufmerksam beobachtete.
    Für Parkinson gibt es keine diagnostischen Tests. Ein erfahrener
Neurologe wie Jock verlässt sich auf seine Beobachtung. Es gibt vier primäre Symptome – Tremor, ein Zittern der Hände, Arme, Beine, Kiefern und Gesichtsmuskeln; Rigor, eine Steifheit von Gliedmaßen und Körper; Bewegungsträgheit und Fallneigung sowie Beeinträchtigungen des Gleichgewichtssinns und der Koordination.
    Die Krankheit ist chronisch und schreitet unaufhaltsam fort. Sie ist nicht ansteckend und in der Regel auch nicht vererbbar. Es gibt jede Menge Theorien. Einige Wissenschaftler machen freie Radikale verantwortlich, die in eine Reaktion mit Nachbarmolekülen treten und Gewebeschäden verursachen. Andere geben Pestiziden oder anderen Schadstoffen in der Nahrungskette die Schuld. Genetische Faktoren sind nicht völlig ausgeschlossen worden, weil es in Familien eine leichte genetische Prädisposition geben kann, vielleicht hat es aber auch mit dem Alter zu tun.
    In Wahrheit könnte es eine Kombination aus allem oder nichts von alledem sein.
    Vielleicht sollte ich dankbar sein. Nach meiner Erfahrung mit Ärzten (und ich bin mit einem aufgewachsen) geben sie einem nur eine klare, unmissverständliche Diagnose, wenn man etwa mit einer Klebepistole am Kopf in der Unfallchirurgie aufkreuzt.
     
    Um halb fünf versuche ich mich auf der Straße gegen den ersten Menschenstrom zu behaupten, der zu den U-Bahnhöfen und Bushaltestellen strebt. Ich gehe Richtung Cavendish Square und winke, als es zu regnen anfängt, ein Taxi heran.
    Der Sergeant am Empfangstresen der Polizeiwache von Holborn ist glatt rasiert und rotgesichtig und hat ein paar Haarsträhnen über seine Glatze geklebt. Er lehnt am Tresen, tunkt Kekse in einen Becher Tee und krümelt auf die leicht bekleidete Schönheit auf Seite Drei der Zeitung. Als er lächelt, schwabbeln seine Wangen.

    Ich präsentiere ihm eine Visitenkarte und frage, ob ich Einsicht in die Anzeige gegen Bobby Moran nehmen kann. Seine Gutmütigkeit ist wie weggeblasen.
    »Wir sind zur Zeit sehr beschäftigt – Sie müssen sich gedulden. «
    Ich drehe mich um. Bis auf einen Teenager in zerrissenen Jeans, Turnschuhen und einem AC/DC-T-Shirt, der auf einer Holzbank eingeschlafen ist, ist der Warteraum leer. Der Boden ist mit Brandflecken übersät, und neben einem Metallmülleimer kopulieren ein

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