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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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bekomme den Eindruck, dass er nicht oft um Rat gefragt wird.
    Das Essen kommt, und die Konversation ebbt ab und beschränkt sich auf vertrautes Terrain. Fenwick erzählt mir von seinen jüngsten Investments und seinen Urlaubsplänen. Ich spüre, dass er auf irgendetwas hinauswill, finde jedoch keinen Gesprächshebel für eine elegante Überleitung. Beim Kaffee kommt er schließlich zur Sache.
    »Ich würde dich gern etwas fragen, Joe. Ich bin normalerweise
nicht der Typ, der andere um Gefallen bittet, aber dich möchte ich um etwas bitten.«
    Mein Verstand arbeitet automatisch an Möglichkeiten, nein zu sagen. Mir fällt kein einziger Grund ein, warum Fenwick meine Hilfe brauchen könnte.
    Niedergedrückt von der Gewichtigkeit seiner Bitte beginnt er den gleichen Satz mehrfach von vorne. Schließlich erklärt er mir, dass er und Geraldine, seine langjährige Freundin, sich verlobt haben.
    »Gut für dich! Glückwunsch!«
    Er hebt die Hand, um mich zu unterbrechen. »Nun, ja, also wir wollen im Juni in West Sussex heiraten. Und ich wollte dich fragen … also … was ich sagen wollte… ich meine … ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn du einwilligen würdest, mein Trauzeuge zu sein.«
    Einen Moment lang habe ich Angst, in Lachen auszubrechen. Ich kenne Fenwick kaum. Wir arbeiten seit zwei Jahren in benachbarten Praxen, aber abgesehen von gelegentlichen gemeinsamen Mittagessen haben wir nie privat miteinander verkehrt, eine Runde Golf oder eine Partie Tennis gespielt. Ich kann mich von einer Weihnachtsfeier im Büro vage an Geraldine erinnern. Bis dahin hatte ich den Verdacht, dass Fenwick ein Junggesellen-Dandy der alten Schule sein könnte.
    »Es gibt doch bestimmt einen anderen…«
    »Nun ja, natürlich. Ich dachte bloß … nun ja, ich dachte …« Fenwick blinzelt heftig, ein Bild des Jammers.
    Dann dämmert es mir. Bei allem Name-Dropping, dem gesellschaftlichen Aufstieg und dem maßlosen Stolz hat Fenwick in Wahrheit keine Freunde.
    »Selbstverständlich«, sage ich. »Wenn du sicher bist…«
    Fenwick ist so aufgeregt, dass ich denke, er wird mich umarmen. Er packt meine Hand und schüttelt sie vehement. Sein Lächeln ist so Mitleid erregend, dass ich ihn mit nach Hause nehmen will wie einen streunenden Hund.

    Auf dem Weg zurück in die Praxis schlägt er alle möglichen Dinge vor, die wir gemeinsam unternehmen können, darunter einen Junggesellenabend. »Wir könnten ein paar von den Gutscheinen benutzen, die du für deine Vorträge kriegst«, sagt er einfältig.
    Mir fällt eine Lektion ein, die ich im Alter von acht Jahren an meinem ersten Tag im Internat gelernt habe. Das allererste Kind, das sich vorstellt, wird das mit den wenigsten Freunden sein. Fenwick ist dieser Junge.

18
    Elisa öffnet die Tür in einem thailändischen Morgenmantel aus Seide. Von hinten strömt Licht in den Hausflur, das die Konturen ihres Körpers unter dem Stoff hervorhebt. Ich versuche, mich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, doch meine Blicke verraten mich.
    »Warum kommst du so spät? Ich dachte, du wolltest schon vor Stunden hier sein.«
    »Der Verkehr.«
    Sie mustert mich auf der Schwelle, als wäre sie nicht ganz sicher, ob sie mich hereinlassen soll. Dann dreht sie sich um, und ich folge ihr durch den Flur und beobachte, wie sich ihre Hüften unter ihrem Kleid hin und her wiegen.
    Elisa wohnt in einer umgewandelten Druckerei in Ladbroke Grove, unweit des Grand Union Canal. Unlackierte Balken und Holzfugen kreuzen sich in einer Art Bonsai-Version eines Landhauses im Tudor-Stil.
    Das Haus ist voller alter Teppiche und antiker Möbel, die sie aus Yorkshire hat kommen lassen, als ihre Mutter gestorben ist. Ihr ganzer Stolz ist ein zweisitziges elisabethanisches Sofa mit kunstvoll geschnitzten Armlehnen und Beinen. Darauf sitzen
sittsam zwölf Porzellanpuppen mit zart bemalten Gesichtern, als warteten sie darauf, dass jemand sie zum Tanz auffordert.
    Sie gießt mir einen Drink ein, setzt sich auf die Couch und klopft auf den Platz neben sich. Sie sieht mein Gesicht und zieht eine Grimasse. »Ich dachte schon, dass irgendwas nicht stimmt. Normalerweise kriege ich einen Kuss auf die Wange.«
    »Tut mir Leid.«
    Sie lacht und schlägt die Beine übereinander. Ich habe das Gefühl, dass etwas in mir zerreißt.
    »Mein Gott, du siehst total verspannt aus. Was du brauchst, ist eine Massage.«
    Sie zieht mich auf die Couch, rutscht hinter mich und drückt ihre Finger in die harten Muskeln zwischen meinen Schulterblättern. Ich

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