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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zerren, bis er aus den Augenwinkeln Bilder sieht. Er malt sich Verschwörungen aus und bildet sich ein, beobachtet zu werden. Er liegt wach, erstellt Listen und Geheimcodes für seine Listen.
    Er will in seine andere Welt flüchten, doch irgendetwas stimmt nicht. Er kann nicht zurückkehren, weil irgendjemand ihm etwas noch Besseres gezeigt hat, etwas Aufregenderes – etwas Reales!«
    Bobby blinzelt und kneift sich in den Handrücken.
    »Hast du schon mal das Sprichwort gehört: ›Was dem einen Medizin, ist dem anderen sein Ruin‹?«, frage ich ihn.
    Er bestätigt es beinahe unbewusst.
    »Das könnte auch eine Beschreibung der menschlichen Sexualität sein, der Tatsache, dass jeder von uns andere Interessen und Neigungen hat. Dieser Junge wächst also heran und schmeckt als junger Mann etwas, das ihn gleichermaßen erregt und verstört. Es ist ein schuldhaftes Geheimnis. Ein verbotener Genuss. Er macht sich Sorgen, dass es ihn zum Perversen macht – dieser sexuelle Kick, Schmerz zuzufügen.«
    Bobby schüttelt den Kopf; seine Augen werden von den beiden Linsen vergrößert.

    »Aber du brauchtest einen Bezugspunkt – eine Einführung. Und das hast du mir nicht erzählt, Bobby. Wer war die spezielle Freundin, die dir die Augen geöffnet hat? Wie hat es sich angefühlt, ihr wehzutun?«
    »Sie sind krank!«
    »Und du lügst.« Lass ihn nicht das Thema wechseln. »Wie war es beim ersten Mal? Du wolltest mit diesen Spielchen nichts zu tun haben, aber sie hat dich gelockt? Was hat sie gesagt? Hat sie sich über dich lustig gemacht? Hat sie gelacht?«
    »Hören Sie auf. Halten Sie den Mund! HALTEN SIE DEN MUND!«
    Er packt die Ärmel seines Mantels mit den Fäusten und bedeckt seine Ohren. Ich weiß, dass er mir immer noch zuhört. Meine Worte sickern durch und dehnen sich in den Spalten seines Gehirns aus wie Wasser, das zu Eis gefriert.
    »Irgendjemand hat das Samenkorn gepflanzt. Irgendjemand hat dir beigebracht, das Gefühl zu lieben, alles zu kontrollieren … und Schmerz zuzufügen. Anfangs wolltest du damit aufhören, doch sie verlangte mehr. Dann fiel dir auf, dass du dich nicht mehr zurückhältst. Es hat dir Spaß gemacht! Du wolltest nicht mehr aufhören!«
    »HALTEN SIE DIE KLAPPE! AUFHÖREN!«
    Bobby wiegt sich auf der Stuhlkante hin und her. Sein Kiefer ist schlaff, und ich habe seine Aufmerksamkeit verloren. Ich bin fast am Ziel. Meine Finger liegen in den Rissen seiner Psyche. Eine einzige Bestätigung, ganz gleich wie winzig, würde ausreichen, um seinen Panzer aufzubrechen. Aber mir geht langsam der Stoff für meine Geschichte aus, weil ich nicht alle Puzzleteile kenne. Und wenn ich es übertreibe, drohe ich ihn zu verlieren.
    »Wer war sie, Bobby? War ihr Name Catherine McBride? Ich weiß, dass du sie kanntest. Wo habt ihr euch getroffen? War es in einer Klinik? Hilfe zu suchen, ist keine Schande, Bobby. Ich weiß, dass du schon einmal begutachtet worden
bist. War Catherine eine Krankenschwester oder eine Patientin? Ich glaube, sie war eine Patientin.«
    Bobby kneift sich in den Nasenrücken und reibt über die Stelle, wo seine Brille aufliegt. Dann greift er langsam in seine Hosentasche, und ich verspüre einen stechenden Zweifel. Seine Finger tasten nach etwas. Er hat vierzig Kilo und zwanzig Jahre Vorsprung. Die Tür ist auf der anderen Seite des Zimmers, und ich werde sie keinesfalls vor ihm erreichen.
    Er zieht die Hand wieder heraus, und ich starre wie gebannt darauf. Er hält ein weißes Taschentuch, das er entfaltet und in seinem Schoß ausbreitet. Dann nimmt er seine Brille ab und säubert, das Tuch zwischen Daumen und Zeigefinger, sorgfältig beide Gläser. Vielleicht will er Zeit gewinnen.
    Er hält die Brille ins Licht und mustert sie auf Schmierflecken, bevor er mich über die Gläser hinweg direkt anstarrt. »Denken Sie sich diesen Mist beim Reden aus oder haben Sie ihn das ganze Wochenende lang vorbereitet?«
    Der Druck ist entwichen wie Luft aus einem Schlauchboot mit einem Leck. Ich habe mein Blatt überreizt. Ich möchte Bobby fragen, wo ich mich geirrt habe, aber er wird es mir nicht sagen. Ein Pokerspieler erklärt nicht, warum er einen Bluff durchschaut. Ich muss nahe am Ziel gewesen sein, aber das klingt ungefähr so, als wenn die NASA erklärt, die Marssonde habe ihr Ziel erreicht, weil sie abgestürzt und auf dem richtigen Planeten verschwunden ist.
    Bobbys Glauben an mich ist erschüttert. Außerdem weiß er, dass ich Angst vor ihm habe, was keine gute Grundlage für eine

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