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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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erzählt?«
    »Dass du ein betrügerischer Scheißkerl und ein schwaches, erbärmliches, selbstmitleidiges, egozentrisches Arschloch bist.«
    »Das hast du nicht.«
    »Nein, aber am liebsten hätte ich.«
    »Ich bin für ein paar Tage unterwegs. Die Polizei könnte dich fragen, wo ich mich aufhalte. Deswegen ist es das Beste, wenn ich es dir nicht erzähle.«
    Sie antwortet nicht.

    »Du kannst mich über mein Handy erreichen. Ruf mich an, bitte. Und drück Charlie ganz fest von mir. Ich mach jetzt Schluss. Ich liebe dich.«
    Ich lege rasch auf, weil ich Angst vor ihrem Schweigen habe.
     
    Ich schließe meine Zimmertür ab und stecke den schweren Schlüssel tief in meine Hosentasche. Auf dem Weg die Treppe hinunter taste ich zwei Mal danach, finde jedoch stattdessen Bobbys Wal und fahre mit den Fingern über seine Konturen.
    Draußen schiebt mich ein eisiger Wind die Hanover Street zu den Albert Docks hinunter. Liverpool erinnert mich an die Handtasche einer alten Frau, voller Kleinkram, Nippes und halb leeren Bonbonschachteln. Pubs aus dem Ende des vorletzten Jahrhunderts kauern zwischen gewaltigen Kathedralen und Büroblocks im Art-déco-Stil, die sich nicht entscheiden können, auf welchen Kontinent sie gehören. Einige der moderneren Gebäude sind so schnell gealtert, dass sie aussehen wie baufällige Bingo-Salons, denen nur noch ein Bulldozer helfen kann.
    Die Baumwollbörse in der Old Hall Street ist ein grandioses Mahnmal an die Zeit, als Liverpool das Zentrum des internationalen Baumwollmarktes war, das die Webereien in Lancashire belieferte. Als die Börse 1906 eröffnet wurde, gab es Telefone, elektrische Fahrstühle, synchronisierte elektrische Uhren und eine direkte Kabelverbindung zur Terminbörse in New York. Jetzt beherbergt sie unter anderem dreißig Millionen Dokumente über Geburten, Todesfälle und Eheschließungen in Lancashire.
    An den Verzeichnissen steht ein seltsam gemischtes Völkchen an – eine Schulklasse auf einer Exkursion, amerikanische Touristen auf den Spuren entfernter Verwandter, mütterliche Frauen in Tweedröcken, Menschen, die eine beglaubigte Kopie ihrer Dokumente brauchen, und Glücksritter auf der Suche nach einer guten Partie.
    Ich habe ein Ziel, das mir recht realistisch erscheint. Ich stelle
mich bei den farblich gekennzeichneten Bänden an, in denen ich den Eintrag von Bobbys Geburt zu finden hoffe. Damit kann ich seine Geburtsurkunde aufspüren, die mir wiederum den Namen seiner Eltern, deren Wohnort und Beruf verraten wird.
    Die Bände stehen nach Monat und Jahr geordnet auf Metallregalen. Die 1970er und 1980er Jahrgänge sind quartalsweise zusammengefasst, die Nachnamen alphabetisch geordnet. Wenn Bobby mir sein richtiges Alter genannt hat, muss ich vielleicht nur vier Bände durchsehen.
    Das Jahr sollte 1980 sein, aber ich kann keinen Eintrag für einen Bobby oder Robert Moran finden. Ich beginne, die Jahre davor und danach durchzuarbeiten, von 1974 bis 1984. Zunehmend frustriert konsultiere ich meine Notizen. Ich frage mich, ob Bobby die Schreibweise oder gar seinen Namen offiziell geändert hat, denn dann habe ich ein Problem.
    Bei der Information am Eingang leihe ich mir ein Telefonbuch aus. Ich weiß nicht, ob ich die Menschen mit meinem Lächeln bezaubere oder erschrecke. Das Parkinsonsche Maskengesicht ist unvorhersehbar.
    Bobby hat zwar gelogen, was die Stadt betrifft, in der er zur Schule gegangen ist, aber vielleicht hat er sich den Namen nicht ausgedacht. In Liverpool gibt es zwei St.-Mary’s-Schulen – und nur eine ist eine Grundschule. Ich notiere mir die Nummer und suche mir eine ruhige Ecke im Foyer, um sie anzurufen. Die Sekretärin hat einen Liverpooler Akzent und klingt wie eine Figur aus einem Ken-Loach-Film.
    »Wir haben über Weihnachten zu«, sagt sie. »Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein. Ich räume bloß das Büro auf.«
    Ich erfinde eine Geschichte von einem kranken Freund, der seine alten Kumpel wieder finden will. Ich bin auf der Suche nach Jahrbüchern und Klassenfotos aus der Mitte der 80er Jahre. Sie nimmt an, dass die Bibliothek einen ganzen Schrank voll hat. Ich möge doch im neuen Jahr noch mal anrufen.

    »So viel Zeit haben wir nicht. Mein Freund ist sehr krank. Es ist Weihnachten.«
    »Vielleicht kann ich ja mal nachsehen«, sagt sie mitfühlend. »Nach welchem Jahr suchen Sie denn?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Wie alt ist Ihr Freund?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Und wie heißt er?«
    »Ich vermute, dass er damals

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