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Adrianas Nacht

Adrianas Nacht

Titel: Adrianas Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon von Winterstein
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Einsamkeit in der Vereinigung des Orgasmus. Für diese eine Sekunde hattest Du diesen völlig unschuldigen Blick eines jungen wilden Tiers, das beglückt seine Zähne das erste Mal in sein Opfer schlägt und sein Blut trinkt. Dieser Blick ließ mich kommen, ließ meine Hitze sich in Dein zartestes Fleisch dort verströmen, und so kamst auch Du, zitternd, stoßend zuerst, dann entspanntest Du und ließest Dich in die weichen Kissen sinken.
    Ich kniete nun neben Dir. Meine Hände glitten über jeden Zentimeter Deines prächtigen, in Öl, Schweiß und Hitze glühenden Körpers. Ich wollte all dies noch einmal spüren, küsste Dich, streichelte Dich, liebkoste noch einmal voller Gier Deine Brüste, und in diesem ausklingenden Spiel meiner Hände mit Dir löste ich auch Stück um Stück Deine Fesseln. Du rolltest Dich zusammen, Dein Mut, Deine Kraft waren verbraucht. Ich nahm Dich in die Arme, hielt Dich fest, gab Dir Schutz für diesen schönen, innigen, sehnsüchtigen Moment, den wir noch zwischen unseren Leben dort draußen und der Vereinigung in vollendetem körperlichen Einklang gemeinsam hier genossen …

12.
    Mein Sonntagmorgen begann erwartungsgemäß etwas verkatert. Ich duschte, zog frische Boxershorts und ein weißes T-Shirt an, bestrich mir in der Küche Toast mit Orangenmarmelade, ließ die Maschine einen Latte macchiato für mich brauen und holte mir die Zeitung von vor der Wohnungstür zu dem großen Tisch aus altem Holz, der in der Mitte meines Living Rooms stand.
    Die Weltlage war schlimm, interessierte mich aber an diesem Morgen nicht. Im Schauspielhaus war eine Premiere geglückt, immerhin. Das Konzert von Sophie Hunger war toll, schade, dass ich das verpasst hatte. Brangelina hatten sich wieder vertragen, der Yogalehrer war unschuldig. Auch gut. Hunger, Krieg, der Osten schlimm, unserer, der Nahe wie der Ferne. USA schlimm. Frankreich, die Renten, schlimm, England immer noch schlimm, aber ich müsste mal wieder nach London – vielleicht mit Marie? Hatte ich denn ihre Handynummer? Ich legte die Zeitung beiseite und holte den Laptop. Dort nicht, im Netz nichts, und nachdem ich mich in der Agentur eingeloggt hatte, stellte ich fest, dass auch hier in der Datenbank keine Telefonnummer von Marie zu finden war. Aber ich müsste mich doch dringend bei ihr melden.
    Das Frühstück mit Peter nahm einen etwas kuriosen Verlauf. Wir trafen uns wie verabredet im Café im Park. Peter kam in verschwitzten Joggingsachen hereingepoltert. Wie es seine Art war, etwas zu laut, ziemlich zu spät, aber bis ins Fegefeuer verlässlich. Er drückte mich an seine Schwitzflecken, so als hätten wir uns seit Monaten nicht gesehen, und setzte sich mir gegenüber an den kleinen Tisch. Er sagte, er habe leider nicht so viel Zeit, weil er später mit seiner Freundin Karla noch einen Ausflug aufs Land machen würde. Dann bestellten wir.
    Unser Gespräch drehte sich erst um die Agentur, Allgemeines, zu dem wir selten kamen, wenn wir uns im Büro über den Weg liefen. Da drängte sich immer das Tagesgeschäft dazwischen. Nach einer Viertelstunde stockte das Gespräch plötzlich, und Peter sah mich sehr ernst an. Ich hielt seinem Blick fragend stand. Dann sagte er: »Willst du mir nicht erzählen, was los ist? Seit drei Wochen bist du nicht mehr du. Mensch, Leon, ich mach mir verdammt noch mal Sorgen um dich!« Dann platzte ein großes Bärenlachen aus ihm heraus. »Wir sind doch quasi verheiratet.«
    Dieser letzte Satz, der Witz, er saß. Ich starrte Peter an. So als würde ich die Welt nicht mehr verstehen. Mit Ausnahme dessen, was wir im Detail miteinander angestellt hatten, erzählte ich Peter die ganze tragische Geschichte, Adriana, meine Schuld, Simone, Nicole. Marie ließ ich aus, weil das eine Vermischung meiner Privatsachen mit der Agentur gewesen wäre. Da gab es die unausgesprochene Abmachung zwischen Peter und mir, dass wir aufpassen würden und die Finger von unseren Klientinnen ließen.
    Peter hörte sich die Geschichte sehr ernst an, wenn es um Adriana ging und ihren Schneewittchenschlaf, mit ironisch gehobenen Brauen, wenn es um mich oder eine der anderen Frauen ging. Dann sagte er: »Ja, da sitzt du wirklich in der Scheiße. Da musst du dich jetzt mal zusammenreißen und die Sache regeln. Aber erwarte keinen Rat von mir, das ist wirklich nicht meine Welt. Aber einen hab ich doch, regele das alles schnell, sonst wächst es dir über den Kopf.« Er sah auf die Uhr, hob die Schultern zu einer internationalen Sorry, ich

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