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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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neuer Saturn, der seine Kinder frisst« und die Kirche die »Synagoge des Teufels«.
    Immerhin war ihm klar, dass es nicht Besseres als eine Schifffahrt gab, um so weite Entfernungen schnell zu überbrücken.
    Er beschloss daher, sich nach Aigues-Mortes zu begeben, in der Hoffnung, dort ein Schiff zu finden, das ihn der italienischen Küste näher bringen würde.

    Aba gab dem in Mollecravel entwendeten Pferd die Sporen, bis es blutete. Am Ufer des Orb kam es dann zu einer entscheidenden Begegnung: Er kreuzte den Weg einer Pilgergesellschaft.
    Dieses Häuflein französischer Büßer beabsichtigte, sich nach Rom zu begeben und von dort aus in die Fußstapfen des heiligen Paul zu treten; es wollte in umgekehrter Richtung seine zahlreichen Missionsreisen wiederholen und seine Reise mit dem berühmten Weg nach Damaskus beenden, auf dem der »Apostel der Völker« sich bekehrt hatte.
    Der von den Ehefrauen eines Grafen und zweier Barone organisierte Konvoi war luxuriös ausgestattet. Der Sohn eines Herzogs, der wegen seines unangemessenen Benehmens zu mehreren Monaten Buße verurteilt worden war und die fünf letzten Jahre in Paris verbracht hatte, erkannte in Guillem Aba einen ehemaligen Universitätsgefährten wieder. Während sie sich gemeinsam in einer Herberge in Olargues an Poularden gütlich taten, unterhielten sie sich über die guten und schlechten Behandlungen des einen oder anderen Professors an der Montagne Sainte-Geneviève in Paris, über die Diskussionen zwischen den Anhängern des Realismus und denen des Nominalismus und über den erbitterten Konkurrenzkampf, den die bischöflichen Klosterschulen, die sich ihre Lehren vergüten ließen, mit ihren Konkurrenten aus den Bettelorden führten, die umsonst lehrten.
    Pater Aba erwähnte, dass er so schnell wie möglich nach Rom gelangen müsse, und der junge Herzog, der von diesem neuen, in den sieben freien Künsten bewanderten Reisegefährten begeistert war, lud ihn ein, sich der Pilgergruppe anzuschließen.
    Was die »gottgeweihte Fahrt« anbetraf, so war dieser Konvoi von Franzosen recht eigenartig: Die Pilgerreise im eigentlichen Sinne begann erst in Rom, der Stadt, in welcher der heilige Paulus zum Märtyrer geworden war; daher beschlossen die Pilger, bevor sie den Fuß dorthin setzten, so viel wie möglich zu trinken, zu essen
und sich zu verlustieren. Sie rasteten in prachtvollen Schlössern und reisten auf prunkvollen Schiffen flussabwärts. Die adligen Damen machten aus ihren fleischlichen Gelüsten kein Geheimnis; jeden Abend wurde die Pilgerfahrt zum Schauplatz von Ausschweifungen. Bischöfe, die sich herbemühten, um die Büßer zu segnen, fanden die Gräfin und die zwei Baroninnen halb nackt, betrunken und in Gesellschaft von Männern niedriger Herkunft vor. Mit entwaffnender Überzeugung argumentierten sie, dass ihre jetzigen Sünden ihnen dank der strikten Enthaltsamkeit, die sich ab ihrer Ankunft in Rom auferlegen würden, vergeben werden würden.
    Pater Aba beobachtete ungerührt die widersprüchlichen Seiten seiner neuen Reisegefährten. Er bemühte sich, das Gesprächsbedürfnis des jungen Herzogs zu befriedigen, der nichts so sehr liebte, wie schweißgebadet ein Freudenhaus zu verlassen und danach zu philosophieren.
    Aba hatte die in Mollecravel geraubte Armbrust zerlegt, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, und das Kurzschwert aus Cantimpré in einer länglichen Stofftasche vergraben, in der er seine Sachen aufbewahrte. Er verschwieg sein Priestertum und verblüffte die Büßer umso mehr mit genauen Kenntnissen der Heiligen Schrift und der Feinheiten der römischen Liturgie. Obschon man verwundert war, dass er nicht wie alle anderen an den Gelagen teilnahm, respektierte man sein Bedürfnis nach Einsamkeit.
    Aba selbst dachte, dass er seit seinem Aufbruch aus Cantimpré in einem fort »in eine neue Haut schlüpfte«: vom strengen Priester über den verletzten Vater und den falschen Pilger zum Räuber einer Toulouser Bande und nun zum Reisegefährten mystischer Ausschweifungen. Egal, um seinen Sohn wiederzufinden, hätte er sich zur Not auch als Galeerenruderer, Christusverächter, Fleischer, gedungener Mörder oder mohammedanischer Sektierer ausgegeben.

    Die Karawane auf den Spuren des heiligen Paulus reiste zwar nie mit der von Aba ersehnten Geschwindigkeit, denn dieser brannte darauf, den Kirchenstaat und das Kloster Albertus Magnus baldmöglichst zu erreichen. Doch ein im Hafen Saint-Louis angemietetes Schiff, die bei jeder Etappe

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