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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Sekte abgenommen hatte, die behauptete, sie seien seit dreizehn Jahrhunderten … seit dem Erscheinen des jungen Jesus von Nazareth in ihrem Land und in ihrem Besitz!
    Die Milchzähne des Jesuskinds …
    Aba ließ seinen Blick über die Vielzahl von Arbeitsplätzen schweifen; sie alle befassten sich offenbar mit der Überprüfung einer Tatsache oder einer Neuigkeit, die den von der römischen Orthodoxie genehmigten Forschungsfeldern zuwiderlief.
    »Wohin zum Teufel hat es mich hier nur verschlagen?«

X
    B enedetto Gui musste nun nach Rom zurückkehren. Er nahm die Dokumente aus Spalatro, den Abschlussbericht aus Pozzo und eine vom Sekretariat von Kardinal Moccha ausgestellte Vorladung mit sich. Damit wurde er an der Porta Flaminia vorstellig, aus der er sechzehn Tage zuvor geflohen war.
    Die Kirchenglocken läuteten die Terz. Eine Menschenmenge drängte sich vor der Eintrittspforte: Kaufleute, Reisende, Pilger, Soldaten ohne Herren, Männer, die ihr Glück als Tagelöhner versuchten. Sie alle wussten, dass die römischen Zöllner zu den korruptesten auf der Welt gehörten; wer keinen Passierschein besaß, musste entweder den Zolleinnehmer schmieren oder auf das Passieren der Mauern verzichten.
    Benedetto Gui argwöhnte, dass Fauvel de Bazan sofort nach seinem Entkommen seine Beschreibung in Umlauf gebracht hatte. Er hoffte, dass seine Aufmachung als Kaufmann und das Abrasieren seines Bartes und seiner langen Haare dafür sorgen würden, dass er nicht allzu bald entdeckt wurde.
    Im antiken Rom lag die ganze Macht beim Senat, heute hatte die Kirche ihn aufs Trefflichste ersetzt: Benedetto präsentierte die Dokumente, in denen er als Pietro Mandez ausgewiesen war, Beauftragter der Pfarrgemeinde von Spalatro. Man verlangte nichts
weiter von ihm als die Siegel Mocchas und des Priors von Pozzo. Gestern noch ein Flüchtling, wurde er nun von den Wachposten bei seiner Rückkehr begrüßt.
    Rom hatte ihn wieder: laut und schmutzig, fromm und abenteuerlustig wie eh und je. Mönche, Dirnen, Büßer, große Herren, Lastenträger und Kreuzträger, Zahnklempner und Lehrmeister, Heilige und Kupplerinnen gingen, ohne sich zu vermischen, nebeneinander her und wurden alle vom gleichen Schlamm bespritzt.
    Benedetto hatte seine Kapuze bis in die Stirn herabgezogen und bewegte sich unauffällig durch die Straßen. Menschenaufläufen und Soldatentrupps ging er aus dem Weg. Er eilte zur Werkstatt seines Freundes Salvestro Conti. Allerdings begab er sich nicht in das Hauptgebäude, in dem die Bücherwerkstatt sowie die Wohnräume des Meisters untergebracht waren, sondern in den Flügel mit den Behausungen der Lehrlinge und Gesellen von Salvestro Conti.
    Dieses Gebäude besaß eine lange, mit vielen viereckigen Fenstern versehene Fassade. Benedetto stieg die Stufen einer Außentreppe empor, die zu einem überdachten Gang führte. Er blieb vor einer Tür stehen, sah sich um, ob er nicht beobachtet wurde, und löste dann mit einem schnellen und präzisen Griff einen Ziegelstein aus dem Türrahmen, hinter dem ein Schlüssel verborgen war. Er legte den Stein an seinen Platz zurück und sperrte die Tür auf. Dann stieg er in das nächste Stockwerk und benutzte den Schlüssel ein zweites Mal, um eine der Türen im Treppenhaus damit zu öffnen. Schnell trat er ein und schloss hinter sich ab.
    In dem Zimmer waren drei Personen anwesend. Eine von ihnen sprang Benedetto Gui nach kurzem Zögern entgegen.
    »Meister Gui!« Es war Zapetta. »Ich begann schon zu fürchten, dass Ihr nicht mehr zurückkommen würdet, dass sie Euch nie nach Rom zurücklassen!«
    Die beiden anderen Personen waren ihre Eltern. Die Mutter
lag stumpf und besinnungslos im Bett. Ihr alter Ehemann saß am Kopfende und hielt ihre Hand; er schenkte dem Neuankömmling nicht die geringste Beachtung.
    »Meine Mutter hat an dem Tag, da ich ihr von Rainerios Verschwinden erzählen musste, die Besinnung verloren«, gestand Zapetta. »Seitdem ist sie nicht mehr zu sich gekommen. Dann mussten wir auch noch überstürzt unsere Wohnung verlassen, um uns zu verstecken, was für sie auch nicht gerade zuträglich war.«
    Benedetto trat näher an die alte Frau heran. Er fühlte ihren Puls, überprüfte den Hintergrund der Augen und die Zunge. Schließlich verschrieb er Zapetta einen Absud, durch den sie wieder etwas zu Kräften kommen sollte.
    »Behandelt man euch gut hier?«, fragte er.
    »Oh ja!«, rief das Mädchen. »Seitdem Euer Freund Matteo kam, um uns in diesem Zimmer unterzubringen,

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