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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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sein Gesicht schweißüberströmt, als wäre er soeben einem Badebottich entstiegen. Eine junge Dienerin mit einer Wurzelbürste in der Hand folgte ihm und schalt ihn, er solle sich einen Mantel überziehen.
    Schließlich gab er dem gespielten Zorn der jungen Frau nach. Diese verließ den Raum. Moccha setzte sich auf den Hocker hinter seinem Schreibpult.
    Benedetto Gui fragte sich plötzlich, weshalb diese bedeutende Persönlichkeit so schnell bereit war, ihn zu empfangen, und sogar sein Dampfbad abbrach, um ihm Gehör zu schenken.
    »Zeigt her!«, befahl ihm Moccha ohne jede weitere Einleitung.

    Benedetto legte die Dokumente auf den Tisch.
    Der Kardinal begann sie zu überfliegen und wischte sich dabei mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
    »Gehört Ihr zu diesem Ungeziefer, das durch die Lande zieht und armen Gläubigen weismacht, dass sie als Gegenleistung für ihr Geld einen Heiligen geliefert bekommen und ihrer Gemeinde damit ein Vermögen zufallen wird?«
    »Nein, Monsignore«, antwortete Benedetto.
    »Pietro Mandez, kranker Kaufmann, an dem in Cantimpré ein Wunder gewirkt wurde, kam an Evermachers Grab, um zu beten«, las Moccha mit ungläubiger Stimme.
    »Die Vorsehung wollte, dass ich der auserwählte Zeuge der Bluttränen der heiligen Monika wurde.«
    Moccha nickte.
    »Auserwählt, in der Tat …«
    Er ergriff das Fläschchen.
    Benedetto dachte daran, dass Moccha auch der Relator causae war; bei den Prozessen zur Heiligsprechung musste er gegen Rasmussen antreten, der durch seine Schrift Leben der Heiligen unbesiegbar geworden war.
    »Der Fall des Dorfes Cantimpré interessiert mich ungeheuer«, sagte Moccha, nachdem er wieder aufgeblickt hatte. »Wenn in der Abtei von Pozzo eine diesbezügliche Wundermeldung registriert wird, dann bin ich der Erste, der davon in Kenntnis gesetzt wird.«
    »Cantimpré ist ein von Gott gesegneter Ort.«
    Der Kardinal zog die Augenbrauen hoch.
    »Es gibt viele Orte auf christlichem Boden, die sich der besonderen Gnade Gottes rühmen können: Kathedralen, Klöster, von Heiligen gesegnete Flüsse, Berge, auf denen manches Wunder geschehen ist … Aber nichts davon gleicht Cantimpré. Diese Kinder, die vollkommen gesund zur Welt kommen, diese plötzlichen Heilungen …«

    Moccha schüttelte den Kopf.
    »Und dennoch wurde ich jedes Mal abgewiesen, wenn ich um eine Positio der Kirche bat. Man ist in Rom sehr empfindlich, wenn es um Cantimpré geht. Nach meinem letzten Versuch wurde mir ausdrücklich verboten, dieses Thema noch einmal anzuschneiden - außer wenn ich der Kongregation zwingende neue Erkenntnisse vorlegen könne.«
    Er schüttelte das Fläschchen mit dem Blut.
    »Ob echt oder falsch, diese Probe kommt wie gerufen!«
    Benedetto Gui runzelte die Stirn. Mocchas Interesse an Cantimpré war auf Ablehnung gestoßen? Bei wem? Rasmussen? Marteen hatte gesagt, dass Rasmussen und Rainerio sich in letzter Zeit mit Cantimpré beschäftigt hatten …
    »Auf das Wunder, das Ihr mir heute mitgebracht habt«, fuhr Moccha fort, »habe ich seit Monaten gewartet.«
    Plötzlich begann Benedetto wider Erwarten an seinen bisherigen Vorstellungen über Rasmussen und Rainerio zu zweifeln …
    »Eine christliche Offenbarung!«, fuhr der Prälat fort. »Die heilige Monika ist eine hochverehrte Gestalt. Ihr Eingreifen ermöglicht mir, den Fall erneut einzureichen und das Rätsel dieses Mal gänzlich aufzuklären.«
    Benedetto Gui hörte Kardinal Moccha schon nicht mehr zu. Oft spürte er bei schwierigen Ermittlungen, dass sie sich ihrer Auflösung näherten, noch bevor er alle Fakten kannte. Die Geschmeidigkeit seines Geistes überrumpelte ihn manchmal. Die Menschen aus dem Volk sagten nicht ohne Grund, Benedetto Gui verbinde Hellseherei mit reiflicher Überlegung.
    Der Kardinal richtete sich auf.
    »Ich werde meine Experten nach Spalatro schicken. Anschließend werde ich den Fall Cantimpré im Lateran wieder aufrollen.«
    Er ließ seinen Diakon rufen und sagte zu Benedetto: »Ihr werdet eine ganze Reihe von Fragen beantworten müssen. Ich muss
alle Zweifel an diesem Wunder, die mir von den Mitgliedern der Kongregation entgegengehalten werden, ausräumen können. Ihr seid meine beste Chance bezüglich Cantimpré. Wenn Ihr es wünscht, seid Ihr in Rom mein Gast. Danke, mein Sohn.«
    Damit verschwand er.
    Mit nach wie vor unerschütterlicher Miene nahm der Diakon mit einer Akte unter dem Arm und Tinte und Feder in der Hand am Schreibtisch Platz und begann seine Befragung.
    In den

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