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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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den Worten des Kindes.
    Jehan wiederholte den Text vollständig, Wort für Wort.
    Als er fertig war, bemächtigte sich tiefe Erregung der Zeugen in der Krypta.
    Abt Profuturus sagte zum Kanzler: »Alles ist bereit, Monsignore.«
    »Ich verstehe. Dann lasst uns eilen.«

XIII
    Im ersten Moment erkannte Benedetto Gui nichts. Sein Blick war verschleiert, er erwachte langsam. Er spürte, dass er nackt auf einem Holzbrett hingestreckt war, seine Hand- und Fußgelenke waren mit Stricken zusammengebunden, seine Arme und Beine ausgebreitet, und sein Kopf war zwischen die Zwingen eines Schraubstocks gepresst.
    Je klarer sein Bewusstsein wurde, umso heftiger peinigte ihn der Schmerz.
    Er entdeckte eine niedrige, gewölbte Decke, die direkt in den Felsen gehauen war; die kühle und feuchte Luft verriet ihm, dass er sich in einem Keller befand. Dieser war von drei Fackeln erhellt. Da sein Kopf bewegungsunfähig war, konnte er nur die Augen ziellos bewegen.
    Jetzt erinnerte er sich wieder an seine Verhaftung durch Fauvel de Bazan im Kabinett von Kardinal Moccha.
    »Wo bin ich …?«
    Ihm kamen die Kerker von Matteoli Flo in den Sinn, mit denen ihm Bazan bei ihrer ersten Begegnung in seinem Laden gedroht hatte.
    In der Mitte des Gewölbes, direkt über ihm, war ein Holzkruzifix am Felsen befestigt.

    Plötzlich verschwand das Kreuz, und an seiner Stelle wurde ein Gesicht sichtbar.
    Fauvel de Bazan beugte sich über ihn.
    »Nun? Wo sind jetzt die Römer, die dich befreien kommen, Benedetto? Durch welchen einfallsreichen Trick gedenkst du mir dieses Mal zu entkommen?«
    Er lächelte.
    »Ich wusste es, nichts ist vorhersehbarer als ein methodischer Mensch. Man muss sich nur in Geduld üben, sein Weg ist von vorneherein festgeschrieben. Du kannst dir die Haare schneiden und den Bart abrasieren, solange du willst, du wirst nie deine Art zu denken und zu handeln ändern.«
    Er zog den Schraubstock an, damit er Benedettos Schädel stärker quetschte. Dieser hielt nur mit Mühe einen Aufschrei zurück.
    »Deine Freunde in Rom haben deinen Laden in der Via dei Giudei in Brand gesteckt. Deine Dokumente sind mir entgangen. Sieh her … Nur das hier konnte ich an mich nehmen …«
    Er hob den Arm und zeigte auf das Schild von Benedetto Gui.
    » Benedetto Gui hat auf alles eine Antwort . Ich verabscheue diesen Satz. Die Kirche, Benedetto, nur die Kirche hat auf alles eine Antwort!«
    Er machte ein Zeichen, und ein Mann mit maskiertem Gesicht ergriff das Schild und befestigte es an der Decke anstelle des hölzernen Kruzifixes, das über Benedetto hing.
    »Das ist das Einzige, was du von hier sehen wirst und womit du dich in den nächsten Stunden beschäftigen kannst«, fuhr Bazan fort.
    Sein Tonfall wurde einschmeichelnd.
    »Sei getrost, es geht nicht mehr darum, dich mit Spießen und Zangen zu Marteen oder zum Sprechen zu bringen. Der Weg, den
du zurückgelegt hast, verrät mir, was du erfahren hast. Nun kommt es nur noch darauf an, dass du vergisst, was du weißt. Rainerio, Rasmussen, Maxime de Chênedollé, die Wunder wirkenden Kinder … Das alles muss aus deinem Kopf verschwinden!«
    Benedetto runzelte die Stirn.
    »Vergessen?«, murmelte er.
    Bazan nickte zustimmend.
    »Matteoli Flo ist seit langer Zeit Meister in dieser Kunst der Zurechtstutzung des fehlbaren menschlichen Geistes. Er weiß, wie man aus einem Gedächtnis das auslöscht, was für den einen oder anderen kompromittierend sein könnte. Ein bisschen kaltes Wasser und ständiges Wachsein genügen. Fünf aufeinanderfolgende Tage ohne Schlaf, Benedetto Gui. Vielleicht sechs, falls nötig. Das ist das sicherste Mittel, um einen Mann verrückt zu machen und sein Gedächtnis zu zerstören.«
    Er lächelte erneut und trat näher, um Gui ins Ohr zu flüstern: »Dein ach so brillanter Geist, der so gerühmt wird von den Leuten, wird widerstandslos, unwiderruflich und unaufhaltsam zerfließen. Du weißt das; wenn du erst einmal hundert Stunden wach warst, wird dein Gehirn so großen Schaden genommen haben, dass du das Gedächtnis, die Sprache, die Sehkraft und die Fähigkeit zu gehen verloren hast; du wirst in einem langen Delirium versinken, aus dem du nie wieder heraustreten wirst …«
    »Warum tötet Ihr mich nicht auf der Stelle?«
    Fauvel de Bazan richtete sich auf.
    »Oh, du wirst sterben. Zweifle nicht daran. Aber auf einem Scheiterhaufen, umringt von einer Menschenmenge, die dich für den Tod von Kardinal Rasmussen und wegen anderer Todesfälle, die wir dir anlasten werden, mit

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