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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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gelernt, diese Art von teuflischen Persönlichkeiten zu erkennen.«
    »Sie sind immer zuerst mit mehreren Frauen verheiratet, denn sie werden ihrer schnell überdrüssig.«
    »Anfangs verstoßen sie sie, dann werden sie kühner und entschließen sich, sie durch Mord aus dem Weg zu räumen.«
    »Wenn sie dann schließlich gewahr werden, dass ihnen die Frauen zur Befriedigung nicht länger genügen, wenden sie sich der Jugend zu.«
    »Und dann den Kindern.«
    »Diese Männer sind reich und mächtig genug, um Häscher fern ihrer eigenen Ländereien auszusenden.«
    »Je weiter weg der Raub stattfindet, umso geringer schätzen sie ihr Risiko ein.«
    »Wir bezeichnen diese Verirrten als ›Conomors‹.«
    »Nach einem gewissen bretonischen König aus vergangenen Zeiten, der diese Neigungen auf unvergleichliche Weise auslebte.«
    Pater Aba unterbrach sie.

    »Wie konnte man eine Spur bis zu ihnen zurückverfolgen? Wie hat man sie erwischt?«
    Die Nonnen machten eine Kopfbewegung, die bedeuten sollte: Halb mit Glück, halb durch Beharrlichkeit.
    »Einige Kinder konnten fliehen und haben geredet, manche Familien wagten es, Klage zu erheben.«
    »Ein Kumpan der Ausschweifungen des Seigneurs hat seine Sünden bereut. Ohne diese verschiedenen Hinweise …«
    »… wäre ein großer Herr auf ewig unantastbar.«
    »Außer vor Gott!«
    Aba war fassungslos. »Wisst Ihr, wie die Kinder ausgewählt werden«, erkundigte er sich schließlich.
    »Manche werden zufällig entführt.«
    »Andere müssen einer speziellen Laune des Herrn genügen.«
    »Er wünscht vielleicht Opfer mit dieser oder jener Haar- oder Hautfarbe.«
    »Kinder von Alten oder Zwillinge.«
    »Der Graf von Bargaudeau zum Beispiel hatte eine Vorliebe für missgestaltete kleine Jungen.«
    »Der Graf von Farcy zog ungetaufte Mädchen vor.«
    »Ihre Helfershelfer schwärmen aus, forschen in allen Regionen nach, bringen die Leute zum Reden …«
    »… suchen sich Komplizen, treiben ihre Beute in die Enge …«
    »Und stürzen sich dann auf sie!«
     
    Zutiefst aufgewühlt bat Aba, fünf Tage in den Archiven verbringen zu dürfen. Er las sämtliche Aufzeichnungen und Untersuchungsdokumente und notierte jedes noch so winzige Detail, das ihm sonderbar erschien. Er schlief inmitten der dominikanischen Register, verließ die Bücherregale nicht mehr und kannte allmählich manche Gänge auswendig.
    Aba hatte sich in den Kellergewölben eingerichtet und konnte
Tag und Nacht kaum noch unterscheiden. Die Nonnen kümmerten sich um ihn wie um ein Kind.
    Er hatte sich mit einer Karte der Region versehen und markierte darauf systematisch jeden Ort, an dem ein Kind verschwunden war.
    »Ich werde mich zu jedem dieser Punkte begeben und Nachforschungen anstellen«, erklärte er schließlich Tagliaferro, als er glaubte, genug gelesen und gesammelt zu haben. »Ich verwette mein Seelenheil, dass Perrots Entführung kein Einzelfall ist.«
    Der Dominikanerprior schien beunruhigt und erwiderte: »Die Gefahr ist groß, dass du enttäuscht wirst. Wenn Perrot zum blutigen Vergnügen eines Adelsherrn entführt worden ist, dann solltest du auf dein Vorhaben verzichten. Alleine bist du ihm nicht gewachsen. Selbst wir, die Inquisitoren, haben größte Mühe, gegen die Mächtigen vorzugehen. Bestimmte Adlige wie bestimmte Prälaten sind unbesiegbar. Ich verzichte manchmal darauf, meine Brüder auf gewisse Spuren hinzuweisen, weil ich fürchte, ich könnte die Entdeckungen bedauern, die sie womöglich machen …«
    »Aber das ist es ja eben, ich bin zu klein«, wandte Aba ein. »In ihrer grenzenlosen Vorsicht sind Perrots Entführer auf alle möglichen Angriffe und Gegner eingestellt, nicht aber auf den unbedeutenden Priester von Cantimpré …«
    Alles am Gesichtsausdruck von Guillem Aba drückte aus, dass er von seinem einmal gefassten Entschluss nicht mehr abrücken würde.
    »Ich weiß, dass ein übervorsichtiger Mann nichts wert ist«, sagte der Dominikaner, »aber als alter Haudegen, der ich bin, rate ich dir jedenfalls, auf dieses Kind zu verzichten. Kehre nach Cantimpré zurück und nimm dein normales Leben wieder auf. Lass den Willen des Herrn geschehen.«
    Pater Aba versteifte sich.
    »Nein, mein Vater. Das werde ich niemals können.«

X
    An Monseigneur Beautrelet, Bischof von Cahors, vom neuen Vikar der Pfarrgemeinde von Cantimpré, Augustodunensis aus Troyes.
     
    Monseigneur, ich sehe mich gezwungen, Euch diesen Bericht über die letzten Stunden zu übermitteln, die ich in meiner Gemeinde

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