Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
Vom Netzwerk:
um dessen gewahr zu werden, aber Perrot ist kein Junge wie die anderen. Er heilt .«

    Nun setzte sich auch Augustodunensis nieder. Er verstand nicht.
    »Er heilt?«
    »Tatsächlich«, fuhr Esprit-Madeleine fort, »war ich die Erste, die von seiner Gabe Nutzen zog. Ich stand sofort und ohne Schmerzen von meinem Wochenbett auf, und ich hinkte weniger als früher. Alle Kranken, die sich Perrot näherten, wurden wieder gesund. Die Skrofulösen, das Mädchen, das pfeifend atmete … Sie alle wurden gerettet. Pater Aba wurde dessen schließlich gewahr, doch er befahl mir, mit niemandem darüber zu sprechen. Er tat alles, um die Dorfbewohner glauben zu machen, dass ihnen die Wunder durch das große Wohlwollen des Himmels gegenüber Cantimpré und durch Evermachers Seele widerfuhren.«
    Augustodunensis sah im Geiste das verstörte Gesicht des Priesters vor sich, als Ana ihm berichtet hatte, dass die schwarz gekleideten Männer den Jungen entführt hatten. Er erinnerte sich auch an dessen Zwiegespräch mit Esprit-Madeleine, an dessen Ende er ihr versprochen hatte, Perrot ins Dorf zurückzubringen!
    »Ist Pater Aba aus diesem Grund verschwunden? Hat er sich auf die Suche nach ihm gemacht? Glaubt er, dass das Schicksal von Cantimpré mit diesem Jungen verbunden ist?«
    Augustodunensis hatte endlich das Gefühl, dass er verstand.
    Doch Esprit-Madeleine belehrte ihn eines Besseren.
    Mit schwacher Stimme hob sie erneut an: »Als Jerric mich in Limoges entdeckte, war ich bereits schwanger …«

    Pater Aba hatte Esprit-Madeleine in Paris kennen gelernt, während sie in einem Hospiz für kranke Frauen wohnte, in dem der junge Franziskaner die Almosen verteilte, die er gesammelt hatte. Sobald er sie gesehen hatte, war er ihrer Schönheit verfallen. Monatelang trafen sie sich in größter Heimlichkeit; sie lehrte ihn, das Leben zu lieben, und er lehrte sie, die Bücher zu lieben.

    Als sie feststellte, dass sie schwanger war, bekam Esprit-Madeleine Angst und beschloss, Paris zu verlassen, um Abas glänzende Karriere an der Universität und in der Kirche nicht zu gefährden.
    Sie floh, ohne ein Wort zu ihm zu sagen; er war verzweifelt, als es ihm einige Wochen später gelang, aus dem Mund einer ihrer Freundinnen den Grund ihres Verschwindens zu erfahren.
    Die Idee, Vater zu werden, war ihm nie in den Sinn gekommen. Es war eine heilsame Erschütterung für ihn, in Liebe zu einer Frau zu entbrennen. Während sein Kopf vollgestopft war mit den Kategorien des Aristoteles und er sich für nichts anderes interessierte als die sieben freien Künste, wurde ihm mit einem Male klar, dass er eher dazu bestimmt war, eine Frau zu lieben und ihre Kinder heranwachsen zu sehen, als ohne Unterlass über Universalien oder über den homo faber zu diskutieren. So fasste er den Entschluss, Paris zu verlassen, um Esprit-Madeleine wiederzufinden und mit ihr zusammenzuleben. Er weihte niemanden in seine Pläne ein und verschleierte sein Fortgehen unter dem Vorwand, er wolle im Sinne des heiligen Franziskus wieder den Armen predigen.
    Geduldig verfolgte er die Spur der Hinkenden bis Limoges und weiter bis Cantimpré.
    Dort konnte er sich dank der Vermittlung seines Freundes Jacopone Tagliaferro, der nichts von seiner Leidenschaft ahnte, zum Nachfolger von Pater Evermacher wählen lassen.
    »Doch bei seiner Ankunft«, fuhr Esprit-Madeleine fort, »war ich bereits mit Jerric, dem Schreiner, verheiratet. Und genau wie dieser dachte alle Welt, das Kind, das ich in mir trug, sei von ihm. Ich lehnte es ab, dass Pater Aba unser Geheimnis offenbarte oder dass er auf sein Priesteramt verzichtete, um mit mir zusammenzuleben. Niemand hat je davon erfahren …«
    Der junge Vikar war wie betäubt. Er betrachtete ihre sanfte Schönheit. Er verstand, dass Aba von ihr verzaubert worden war: ihr Blick, ihr Lächeln, ihre Stimme … Sie gehörte zu jenen
Frauen, die beruhigen, besänftigen und über alles hinwegtrösten können …
    »Und dennoch, trotz all unserer Vorsichtsmaßnahmen, damit nichts von den Gaben der Natur, die unser Sohn besaß, ruchbar wurde«, fuhr Esprit-Madeleine fort, »müssen die, die ihn entführt haben, sie gekannt haben. Sie haben Perrot nicht zufällig ausgewählt!«
    Dem Ernst ihrer Erzählung und dem Leid, das sie bei der Erwähnung ihres Kindes empfand, zum Trotz, gelang es ihr, den Hauch eines Lächelns auf ihr Gesicht zu zaubern.
    »Was sie allerdings nicht ahnen konnten, war, wer der Mann war, der sich auf die Jagd nach ihnen machte … Pater

Weitere Kostenlose Bücher