Advocatus Diaboli
lassen: Sie waren kampferprobter als die Bauern. Sie hatten die Oberhand gewonnen, neun Dorfbewohner ermordet, das Mädchen mitgenommen und mehrere Häuser in Brand gesteckt, um das Dorf niederzubrennen. Dann waren sie im Schutz der schwarzen Qualmwolken so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren, und hatten den Leichnam ihres Kumpans zurückgelassen.
Althoras verlangte, dass der Mann, der den schwarzen Söldner getötet hatte, Pater Aba vorgeführt werde. Er hieß Leto Pomponio und war ein gnadenloser Lombarde, der seit Jahren zu Isarns Bande gehörte. Er hatte den Mann in Schwarz massakriert, um die Tochter seines Herrn zu retten und dessen Schwert nach Toulouse bringen lassen. Leto Pomponio hatte außerdem die dunkle Lederbekleidung, die Stiefel, Koppel und Sporen des Toten aufbewahrt in der Hoffnung, er könnte sie auf einem Markt zu Geld machen, bevor die Dorfbewohner über die Leiche herfielen und sie in Stücke rissen.
Er zog die Montur aus einem eingerollten Bündel, das hinten am Sattel seines Pferdes befestigt war, und zeigte sie Aba. Dieser erkannte das Material, die tiefe Kapuze und den Gürtel der Männer wieder, die in sein kleines Pfarrhaus eingedrungen waren.
»Es sind dieselben«, murmelte er. »Dieselben wie in Cantimpré …«
Er rechnete nach, dass die Truppe acht Tage nach ihrem Erscheinen in seiner Gemeinde nach Castelginaux gekommen war. Mehr als vierunddreißig Meilen lagen zwischen diesen beiden Punkten: Wo hatten sie während dieses in Windeseile zurückgelegten Ritts übernachtet?
Er befragte jeden Dorfbewohner. Hatten sie einen kleinen Jungen bei der schwarzen Truppe gesehen?
»Ja«, bestätigte endlich einer von ihnen, der eine breite Narbe auf der Stirn trug. »Die Entführer besaßen einen Karren.«
Er beschrieb in groben Zügen den Jungen, der sich allein in dessen Innern befand. Sieben oder acht Jahre alt, blonde Haare.
Aba wusste, dass es sich um Perrot handelte.
»Welche Richtung haben sie eingeschlagen?«
Niemand konnte auf diese Frage antworten.
Nach diesen Enthüllungen, die Aba neue Hoffnung verliehen, verlangten Althoras und Isarn mit ihm zu sprechen.
Sie zogen sich in eine Reisesänfte zurück. Darin lagen Kissen und dicke Decken umher, die Plane aus grobem Tuch war hinter Vorhängen aus Atlasseide verborgen. Ein Feuer knisterte zwischen Ziegelsteinen unter einem Rauchabzug.
»Wir haben dich hierher gebracht wie vereinbart. Der Junge, nach dem du suchst, war in Begleitung der schwarzen Truppe. Unsere Geschichten hängen zusammen. Und jetzt rede. Warum hast du von einer Gabe gesprochen?«
Pater Aba musste sein Versprechen halten und erklärte, wer das gesuchte Kind war. Er gestand sogar seine Vaterschaft ein.
»Perrot ist ein Heiler. Ich weiß nicht, wie weit seine Kräfte reichen. Seit seiner Geburt haben sich in meiner Gemeinde eine Reihe von Wundern ereignet.«
»Ich habe von Cantimpré und seinen Mirakeln gehört«, sagte Althoras.
»Ich habe alles getan, damit keines dieser Wunder mit meinem Sohn in Verbindung gebracht wird, um ihn vor der Kirche zu schützen. Ich habe sie alle auf die Gemeinde und auf die gute Seele eines Pfarrers geschoben, der vor mir lange Zeit in Cantimpré gewirkt hat.«
»Ich kannte Pater Evermacher«, versetzte der alte Blinde.
Aba fuhr fort und ballte dabei die Fäuste.
»Offensichtlich waren meine Vorsichtsmaßnahmen nicht ausreichend. Ich bin überzeugt, dass Perrot seiner Gabe wegen geraubt wurde. Wie andere Wunderkinder in mehreren Dörfern in der Umgebung!«
Althoras sagte, dass er mit Isarn die entsprechenden Dokumente studiert habe.
»Es handelt sich in Castelginaux nicht um eine Entführung, die gegen Isarn oder Eure Räuberbande gerichtet war«, entgegnete Aba. »Die Sache ist komplizierter.«
Er wandte sich nun an Isarn, der bisher noch kein Wort gesagt hatte, vielmehr bewegungslos und mit zusammengebissenen Kiefern dastand.
»Wer ist dieses Mädchen, das verschwunden ist, wirklich?«
In einer ungeheuren Willensanstrengung antwortete Isarn. »Ihr Name ist Agnès«, sagte er mit tonloser Stimme. »Seit dem Winter ihres siebten Lebensjahrs begannen ihr seltsame Dinge zuzustoßen. Jeden Freitag beklagte sie sich über Kopfschmerzen. Kleine rote Punkte erschienen auf ihrer Stirn. Blutstropfen. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer, und nach einem Jahr floss das Blut in Strömen herab.«
»Die Stigmata der Dornenkrone!«, rief Aba aus.
Althoras stimmte zu.
»Ja. Doch abgesehen von diesem Wunder hat uns
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