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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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dieses Wunder zu erklären: Evermachers Seele hatte all die Jahre auf die Ankunft eines durch ein Wunder geretteten Pilgers wie Pietro Mandez gewartet, um sich endlich zu offenbaren! Und wenn die heilige Monika weinte, so deshalb, weil die Gläubigen ihr Grab zu lange vernachlässigt hatten …!
    Benedetto Gui verfolgte das Spektakel und bemühte sich dabei, seine Bestürzung zu verbergen. Er dachte bei sich, dass er, wenn er auch nicht Zeuge eines Wunders wurde, zumindest einer verblüffenden Illusion beiwohnte, einem Wahnsinn, dessen Realität
umso unumstößlicher erschien, je mehr die Gemeindemitglieder darüber sprachen.
    Der Diakon beschloss, seinen Vorgesetzten im Nachbarort Cardonna zu benachrichtigen.
    »In Spalatro bricht ein neues Zeitalter an!«
    Jedes Wort von ihm, und war es noch so unbedeutend, wurde von der Menge mit Hochrufen aufgenommen.
    Benedetto erbot sich, ihn zu begleiten.
    Der alte Pater Viviani empfing die zwei Männer in seinem Pfarrhaus in Cardonna. Der Diakon gab ihm eine wortreiche Schilderung der Ereignisse. Schon zwei Stunden nach dem Wunder schmückte er die beobachteten Phänomene aus.
    »Man muss sich bei den Kirchenoberen für Evermacher einsetzen!«, rief der Pater aus. »Eine Untersuchungskommission über das Wunder fordern und beim Papst um eine Bulle zur Eröffnung eines Verfahrens zur Heiligsprechung ersuchen!«
    Er malte sich die zahlreichen Vorteile aus, die er aus einer Heiligenstatue ziehen konnte, die blutige Tränen weinte. Alle Gläubigen im weiten Umkreis kämen in seine Gemeinde, um das Wunder zu betrachten und Schenkungen zu machen.
    »Mit Eurer Erlaubnis«, schlug Benedetto vor, »lasst mich als Postulator den Fall Evermacher in Eurem Namen vertreten. Als reicher Bittsteller würde ich unserem Gesuch allen notwendigen Glanz verleihen. Überdies bin ich die unmaßgebliche Ursache, die heute Morgen die Offenbarung des Pfarrers von Cantimpré bewirkt hat. Als durch ein Wunder Erretteter könnte ich gute Argumente für Spalatros Verteidigung vorbringen. War es nicht die Vorsehung selbst, die mich auf Evermachers Spur geleitet hat?«
    Der Diakon präsentierte den von Benedetto gestifteten Golddukaten. Pater Viviani ließ ihn unverzüglich in seinem Gürtel verschwinden und willigte in Guis Vorschlag ein, denn das befreite
ihn von den Ausgaben, die mit den ersten Verwaltungsschritten verbunden waren.
    »Welche Verfahrensweisen gilt es zu beachten?«, fragte Benedetto.
    In Wahrheit hatte er, wie er Pater Cecchilleli gesagt hatte, bereits an öffentlichen Prozessen teilgenommen. Er wusste, dass man, um die Anerkennung eines Wunders zu betreiben, die schriftliche Unterstützung des Pfarrers der Gemeinde und des Bischofs der Diözese benötigte sowie eine ausführliche Schilderung des Wunders durch mehr als acht Augenzeugen.
    Nachdem Pater Viviani die Statue gesehen hatte, verfasste er den Beglaubigungsbrief, in dem er die Wahrhaftigkeit des Wunders bestätigte, und versah ihn mit seinem Siegel.
    Benedetto Gui nahm ihn mit gesenktem Kopf entgegen, ganz ergriffen vom heiligen Charakter der Mission, mit der er soeben betraut worden war.
    Ein wichtiger Schritt war getan auf dem Weg, der ihn direkt zur Heiligen Kongregation des Laterans führen sollte. Auf dem Friedhof von Spalatro musste man die Gläubigen davon abhalten, dass sie Evermachers Leichnam ausgruben; sie wollten sich vergewissern, ob seine sterblichen Überreste noch unversehrt waren, was ein unumstößliches Zeichen für Heiligkeit gewesen wäre …
    Benedetto gelang es, von allen Dorfbewohnern, die die Bluttränen der heiligen Monika gesehen hatten, eine zweifelsfreie Bestätigung zu erhalten. Auch der Lehnsherr der Region sagte seine leidenschaftliche Unterstützung zu.
    Man organisierte eine Hochmesse, in der die Stadtväter der Diözese sich um Evermachers Grab versammelten.
    Benedetto wurde beauftragt, sich unverzüglich in die Abtei von Pozzo zu begeben, die auf halbem Weg zwischen Rom und den Pontinischen Sümpfen lag. Dort wurden die Meldungen über wundersame Erscheinungen registriert, die im Kirchenstaat beobachtet
oder von den Episkopaten Frankreichs oder Spaniens unterbreitet worden waren.
    Dem offiziellen Antrag musste eine vorläufige Untersuchung vorausgehen. Benedetto sollte darin die Glaubhaftigkeit der Zeugenaussagen überprüfen lassen und anschließend nach Spalatro zurückkehren. Dort würde der Bischof über das weitere Vorgehen, das heißt die Erwirkung einer päpstlichen Bulle,

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