Advocatus Diaboli
ein Bett heran, auf dem Kleidungsstücke verstreut lagen. Er erkannte die graugrüne Kleidung, die Perrot am
Tag seiner Entführung getragen hatte. Er ergriff sie und drückte sie an sein Gesicht. Er schloss die Augen, und sein ganzer Körper erzitterte beim Geruch seines Sohnes.
»Danke«, sagte er und steckte dabei Perrots Sachen unter sein Hemd.
Der Augustiner führte ihn zu einer Geheimtür, die von der Seite der Burgmauer, die der Kapelle gegenüberlag, auf den Innenhof führte. Pater Aba befahl ihm, er solle ihm nicht folgen.
»Adieu«, sagte er.
Die Kämpfe tobten unvermindert weiter, und die Räuber standen kurz vor dem Sieg. Der von Isarn entfachte Brand hatte den gesamten Turm erfasst. Männer von Hue de Montmorency, deren Kleider schon in Flammen standen, sprangen aus den Fenstern und brachen sich auf den Pflastersteinen im Hof die Knochen.
Pater Aba stürzte auf das Pferd von Leto Pomponio zu. Das Tier und sein Gebieter badeten in ihrem Blut. Er riss die Tasche weg, die ans hintere Ende des Sattels geschnallt war, und nahm die Kleidung des schwarz gekleideten Mannes an sich, den Pomponio in Castelginaux getötet hatte.
Mit seiner Beute unter dem Arm kletterte er bis auf die Krone der Burgmauer hinauf.
Hue de Montmorencys Soldaten hatten sich im Burgturm versammelt, um sich gegen Isarn zu verteidigen und die Ihren vor dem Feuer zu retten.
Pater Aba erreichte einen der vorspringenden Erkertürme, die auf die Zugbrücke hinausgingen. Der Mann, der die Zugbrücke bediente, rannte ihm mit einem Morgenstern in der einen und einem Schild in der anderen Hand entgegen. Er war ungleich größer als der Priester. Dieser besaß nur das Schwert aus Cantimpré, um sich zu verteidigen. Er konnte gerade noch der mit Glasscherben gespickten, gehärteten Wachskugel ausweichen, die an einer Kette geschleudert wurde. Er spürte, wie der Luftzug seine
Wange streifte. Sein Angreifer warf ihn mit dem Schild zu Boden. Pater Aba fiel auf die Holzplanken der Plattform, die um das Gerüst lief, in dem die Zugbrücke verankert war. Der Mann hatte den Arm erhoben und schleuderte seinen Morgenstern erneut gegen Aba.
In dem Moment, in dem sich die Glasscherben in die Holzplanken bohrten, rollte der Geistliche sich nach rechts. Mit einer Hand hielt er sich fest, bevor er ins Leere stürzte. Mit übermenschlicher Anstrengung nahm er Schwung und ließ los, um eine tiefere Ebene der Plattform zu erreichen, die außer Reichweite des Riesen lag.
Im gleichen Augenblick schossen die Bogenschützen von Hue de Montmorency, die ihn vom Hof aus erspäht hatten, Pfeil um Pfeil auf ihn ab.
Pater Aba suchte hinter einem Mäuerchen Zuflucht. Nicht weit von sich entfernt erblickte er den Leichnam eines von Isarns Räubern, der seine Armbrust in der Hand hielt. Aba packte die Waffe sowie einen Köcher mit vier Pfeilen.
Er bewegte sich auf der Plattform vorwärts und zielte dabei über sich, während er die Spitze seiner Armbrust zwischen den Ritzen der Holzplanken entlangwandern ließ. Sein riesenhafter Widersacher tauchte in seiner Ziellinie auf. Er schoss und traf ihn mitten am Schenkel. Der Mann brach zusammen und stürzte auf den gepflasterten Boden des Hofes acht Meter tiefer.
In diesem Augenblick rannte Aba los.
Er kletterte wieder zu dem Erkerturm hoch. Und von dort sprang er, ohne nachzudenken, ins Leere und stürzte mitten in das schlammige Wasser des Burggrabens, ohne von den Bogenschützen getroffen zu werden.
Zur selben Zeit saß Althoras am Waldrand in seinem Wagen und ließ sich von seinem jungen Gehilfen Job Carpiquet den Fortgang der Kämpfe schildern, die in dem Schloss tobten.
Als er hörte, dass Bruder Aba trotz seines gewaltigen Sprungs unverletzt aus dem Wassergraben aufgetaucht war, fuhr er hoch.
»Was macht er jetzt?«, fragte er fiebrig. »Was macht er?«
»Er irrt in der Nähe der Brücke umher«, antwortete Job Carpiquet. »Er trägt eine Tasche über der Schulter, ein Schwert in der einen Hand und eine Armbrust in der anderen … Wartet. Nun springt er auf ein Pferd, das einer der unseren verloren hat. Er galoppiert davon!«
»Schlägt er unsere Richtung ein?«
Der Junge zögerte einen Augenblick, dann antwortete er: »Keinesfalls. Er hat sich in den Wald geschlagen. Direkt nach Osten!«
Zum ersten Mal seit langer Zeit stieg dem Alten wieder das Blut in die Wangen. Mit lauter Stimme befahl er: »Aufsitzen, Kleiner! Folge ihm! So folge ihm doch! Er muss etwas entdeckt haben und kann uns zu Agnès
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