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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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Ein heftiger Stoß warf ihn gegen die Wand und drehte ihn um. Der Apparat setzte schwerfällig auf und legte sich auf die Seite.
    Den Marsfahrern zitterten die Knie und die Hände, das Herz stockte. Schweigend und eilig brachten Losj und Gussew das Innere des Apparates in Ordnung. Durch die Öffnung eines der Ausgucke hielten sie eine kaum noch lebende, von der Erde mitgebrachte Maus hinaus. Die Maus kam allmählich zu sich, hob die Nase, schnupperte und fing an, sich das Schnäuzchen zu waschen. Die Luft war zum Atmen geeignet.
    Nun schraubten sie die Eingangsluke auf. Losj leckte sich die Lippen und sagte mit einer noch etwas belegten Stimme: »Alexej Iwanowitsch, ich gratuliere zur wohlbehaltenen Ankunft. Steigen wir aus.«
    Sie entledigten sich der Filzstiefel und der kurzen Pelze. Gussew hängte sich (für alle Fälle) eine Mauserpistole an den Gürtel, grinste und öffnete die Luke.

Der Mars
    Als Losj und Gussew ihrem Weltraumschiff entstiegen, erblickten sie einen grenzenlosen und sie blendenden Himmel, tiefblau wie das Meer im Gewitter. Die flammende, zottige Sonne stand hoch über dem Mars. Die Ströme des kristallenen blauen Lichts waren kühl und durchsichtig – vom scharf sich abhebenden Strich des Horizonts bis zum Zenit….
    »Eine fröhliche Sonne haben die«, sagte Gussew und nieste, so blendete ihn das Licht aus der tiefdunkelblauen Höhe. Es stach etwas in der Brust, das Blut klopfte in den Schläfen, aber es atmete sich leicht, die Luft war dünn und trocken.
    Der Apparat lag auf einer – wie eine Apfelsine – orangefarbenen flachen Ebene. Der Horizont war so nahe, daß man mit der Hand danach greifen zu können glaubte. Der Boden hatte überall große Risse. Wohin man blickte, standen auf der Ebene hohe Kaktusgewächse, wie siebenarmige Leuchter; sie warfen scharfe lila Schatten. Es wehte ein leichter trockener Wind.
    Losj und Gussew blickten lange Zeit um sich, dann gingen sie über die Ebene. Es war ungewöhnlich leicht zu gehen, obwohl die Füße bis zum Knöchel in dem bröckeligen Boden versanken. Als Losj um einen dicken Kaktus herumging, streckte er die Hand nach ihm aus. Das Gewächs, kaum daß er es berührte, erbebte wie bei einem Luftzug, und seine braunen, fleischigen Schößlinge bogen sich der Hand entgegen. Gussew versetzte ihm mit dem Stiefel einen Stoß gegen die Wurzel – ach, dieses Mistzeug! –, und der Kaktus fiel nieder; seine Stacheln bohrten sich in den Sand.
    Sie gingen etwa eine halbe Stunde. Vor ihren Augen breitete sich noch immer die orangefarbene Ebene aus mit ihren Kaktusgewächsen, den lila Schatten und den Rissen im Boden. Sie wandten sich gen Süden und hatten jetzt die Sonne von der Seite. Losj begann nun genauer hinzuschauen, als überlegte er etwas; plötzlich blieb er stehen, hockte nieder und schlug sich auf das Knie. »Alexej Iwanowitsch, der Boden ist ja gepflügt!«
    »Nanu?«
    Tatsächlich, jetzt waren deutlich breite, halb zerbröckelte Ackerfurchen zu erkennen und regelmäßige Kaktusreihen. Einige Schritte weiter stolperte Gussew über eine Steinplatte, in die ein großer Ring aus Bronze eingelassen war, an dem Ring war das Ende eines Strickes befestigt. Losj kratzte sich das Kinn, seine Augen funkelten: »Alexej Iwanowitsch, begreifen Sie denn nichts?«
    »Ich sehe nur, daß wir auf einem Feld stehen.« »Und wozu ist der Ring da?«
»Der Teufel soll sich bei ihnen auskennen, wozu sie den
    Ring eingeschraubt haben.«
»Ja, dazu, um Bojen daran zu befestigen. Sehen Sie die Muscheln? Wir befinden uns auf dem Boden eines ausgetrockneten Kanals.«
    Gussew sagte: »Ja, in der Tat…. Mit dem Wasser ist es hier schlecht bestellt.«
    Sie bogen nach Westen ab und überquerten jetzt die Furchen. In der Ferne erhob sich über dem Acker und flog, krampfhaft mit den Flügeln schlagend, ein großer Vogel mit einem wie bei einer Wespe hängenden Leib. Gussew blieb stehen, seine Hand lag auf dem Revolver. Doch der Vogel schwang sich in die Höhe, auffunkelnd in dem tiefen Blau, und verschwand hinter dem nahen Horizont.
    Die Kaktusgewächse wurden höher, dichter und von besserer Beschaffenheit. Sie mußten sich sehr vorsichtig den Weg durch das lebende stachelige Dickicht bahnen. Vor ihren Füßen liefen vielfüßige, den Felseneidechsen ähnliche Tiere vorbei, grellorangefarben mit gezacktem Rückenkamm. Mehrmals glitten irgendwelche stachlige Knäuel durch das dichte Gestrüpp und sprangen zur Seite. Hier gingen sie mit großer Vorsicht weiter.
    Die

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