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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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unerreichbar, es gibt keine Gleichheit. Das Glück aller ist eine Fieberphantasie von Wahnsinnigen, von solchen, die sich an der Chawra berauscht haben. Tuskub hat gesagt: ›Das Streben nach Gleichheit und die allgemeine Gerechtigkeit zerstören die höchsten Errungenschaften der Zivilisation.‹« Auf Gors Lippen zeigte sich ein rötlicher Schaum. »Zurückgehen zur Ungleichheit, zur Ungerechtigkeit! Die vergangenen Jahrhunderte sollen sich wie die Ichi auf uns stürzen. Die Sklaven in Ketten schmieden, sie festschmieden an den Maschinen, an den Werkbänken, sie hinunterlassen in die Bergwerke… Für sie die Fülle des Leids. Und für die Auserwählten die Fülle des Glücks… So sieht das Goldene Zeitalter aus! Zähneknirschen und Finsternis. Verflucht seien mein Vater und meine Mutter! Auf diese Welt geboren werden! Verflucht will ich sein!«
Gussew schaute ihn an, kaute heftig an seiner Zigarette: »Na, das muß ich sagen: ihr habt es ja zu was gebracht hier!….«
Gor schwieg lange, zusammengekrümmt auf den Patronenkisten sitzend, wie ein uralter Greis. »Ja, Sohn des Himmels. Wir, die wir den alten Tuma bewohnen, wir haben das Rätsel nicht gelöst. Heute habe ich Sie im Kampf gesehen. Wie ein lustiges Feuer tanzt die Freude in Ihnen. Ihr seid schwärmerisch, leidenschaftlich und unbekümmert. Euch, den Söhnen des Himmels, wird es vorbehalten sein, einmal das Rätsel zu lösen. Aber nicht uns – wir sind alt. In uns ist Asche. Wir haben unsere Stunde versäumt….«
Gussew zog seinen Gürtelriemen fester. »Na schön. Asche! Was gedenken Sie morgen zu tun?«
»Morgen müssen wir durch das Spiegeltelefon Tuskub zu erreichen suchen und mit ihm über gegenseitige Zugeständnisse verhandeln….«
»Eine ganze Stunde lang reden Sie nichts als Unsinn, Genosse«, unterbrach ihn Gussew. »Da haben Sie die Disposition für morgen: Sie erklären dem Mars, daß die Regierungsgewalt auf die Arbeiter übergegangen ist. Verlangen Sie unbedingten Gehorsam. Und ich suche mir tüchtige Leute zusammen, begebe mich mit der ganzen Luftflotte direkt an die Pole und besetze dort die elektromagnetischen Kraftstationen. Danach werde ich unverzüglich Telegramme auf die Erde senden, nach Moskau, daß sie uns so schnell wie möglich Verstärkungstruppen herschicken sollen. In einem halben Jahr haben sie die Apparate gebaut, und der Flug dauert ja nur….«
Gussew wankte und setzte sich mit aller Wucht auf den Tisch; das ganze Haus bebte. Aus dem Dunkel der Decken Wölbungen fielen die Stuckverzierungen herab. Die auf dem Boden schlafenden Marsianer sprangen hoch und blickten um sich. Ein neues, noch stärkeres Beben erschütterte das Gebäude. Zerschlagene Fensterscheiben klirrten. Die Türen gingen auf. Ein tiefklingendes, zu Donnerrollen ansteigendes Getöse erfüllte den Saal. Auf dem großen Platz ertönten Schreie und Schüsse.
    Die Marsianer, die zu den Türen gelaufen waren, wichen zurück und traten auseinander. Der Sohn des Himmels – Losj – trat ein. Es war schwer, sein Gesicht zu erkennen: die riesengroßen Augen waren tief eingesunken und dunkel, sie strahlten ein seltsames Licht aus. Die Marsianer wichen immer weiter von ihm zurück und hockten sich nieder. Sein weißes Haar sträubte sich.
    »Die Stadt ist umzingelt«, sagte Losj laut und mit fester Stimme, »der Himmel ist voll vom Feuer der Luftschiffe. Tuskub sprengt die Arbeiterviertel.«

Die Gegenattacke
    In dem Augenblick, als die zweite Detonation ertönte, traten Losj und Gor gerade auf die Außentreppe unter die Kolonnaden hinaus. Gleich einem blauschillernden Fächer schoß eine Flamme auf der nördlichen Seite der Stadt in die Höhe. Deutlich waren die aufsteigenden Wolken von Rauch und Asche zu sehen. Dem donnernden Getöse folgte sogleich ein Wirbelwind. Blutroter Feuerschein verbreitete sich langsam über den halben Himmel.
    Jetzt ertönte kein einziger Schrei mehr auf dem sternförmigen, mit Truppen angefüllten Platz. Die Marsianer starrten schweigend auf den Feuerschein. Da gingen ihre Wohnstätten, ihre Familien in Asche auf. Mit den schwarzen Rauchwolken flogen alle ihre Hoffnungen davon.
    Nach einer kurzen Beratung mit Losj und Gor gab Gussew den Befehl, die Luftflotte zum Kampf fertigzumachen. Sämtliche Luftschiffe befanden sich im Arsenal. Nur fünf dieser riesigen Libellen lagen auf dem Platz. Gussew schickte sie auf Erkundung aus. Die Flugzeuge schwangen sich in die Höhe, ihre Flügel blitzten im Feuerschein.
    Aus dem Arsenal kam die

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