Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte
denen viele Frauen keinen Mann hatten, litten sie jedenfalls nicht so sehr unter dem Gefühl, ein zweitrangiges Beziehungsleben zu führen, erzählte meine Großtante.
Das gilt auch heute für die Frauen, in deren Altersgruppe viele Damen keinen Partner mehr haben. Nach Studien des Sozialforschers Ralf Schwarzer von der Freien Universität Berlin fühlen sich beispielweise alleinstehende Krankenhauspatientinnen im Rentenalter durch ihre sozialen Netzwerke stärker gestützt als alleinstehende Patientinnen in jüngeren Altersgruppen.
Frieden mit der inneren Rennmaus schließen
»Es gibt einen Glücksindex«, erzählt Suse. »Danach haben die Menschen mehr Spaß, wenn sie mit Freundinnen und Freunden zusammen sind als bei der Interaktion mit dem Ehepartner. Das haben Studien des britischen Glücksforschers Richard Layard ergeben.«
Mir wird wärmer ums Herz, obwohl die Sonne jetzt verschwunden ist. Suse ist schon in Ordnung. Wahrscheinlich war sie vorhin nur gestresst. Eigentlich auch ein netter Zug von ihr, dass sie sich immer den Kram von Doris anhört. Kein Wunder, dass sie versucht, den Müll dann bei ihren anderen Freundinnen unterzustellen. Mädels, unterbrecht die Müllkette! Das wäre eine weitere wichtige Regel für das Freundschaftsthema im Blog.
Auf der Spree fährt ein Ausflugsdampfer vorbei, offenbar zu seiner nächtlichen Anlegestelle irgendwo in der Stadt. Das Schiff ist fast leer. Das Personal winkt uns fröhlich zu, sie haben Feierabend. Wir Gäste im Biergarten grüßen zurück. Der Kellner kommt, ob wir noch was bestellen wollen, vielleicht ein Dessert?
»Wir schlagen zu«, sagt Suse. »Die haben hier gebackene Teigblätter mit Honig. Wurschtegal, das mit den Kalorien.« Gute Idee. Ich bestelle noch ein Glas vom Hauswein, diesmal als Schorle. Gemischt mit Mineralwasser ist das Zeug trinkbar. Suse fährt heute, das haben wir schon abgemacht.
Alles wird gut. Wir müssen nur die Wüstenrennmaus in uns akzeptieren. Dann können wir auch wieder richtig nett sein. »Man sollte sich öfter mal Blumen schenken«, verkünde ich. »Erst recht unter Freundinnen.« Hat Britt neulich auch gesagt. Als sie mit den Sonderangebotsrosen bei mir aufgekreuzt ist.
Neue Wohnformen für Ältere: Heikler Grenzverkehr
Hausgemeinschaften. Mehrgenerationenhäuser. Oder doch eine Alters- WG mit guten Freundinnen und Freunden? In den Medien ist viel von neuen Wohnformen für Ältere die Rede. Aus gutem Grund: Wir können in den späten Jahren nicht nur auf Zweisamkeit und Familie setzen. Auch wenn in Fernsehserien drei Generationen mehr oder weniger friedlich an einem Tisch sitzen und grauhaarige Paare durch das Abendprogramm schweben, die schwer verliebt sind– die Wirklichkeit sieht anders aus. Sie besteht aus Trennungen, Todesfällen und erwachsenen Kindern, die weit weg von den Eltern wohnen. Zu viele Leute leben allein, die das nicht unbedingt wollen.
Britt meint, jeder Mensch sollte einen Gesprächspartner in der Nähe haben, bei dem man spontan vorbeikommen kann, um zusammen zu frühstücken oder ein Glas Wein zu trinken. Auch sei es praktisch, Leute zu kennen, die mal für einen einkaufen, wenn man krank ist. Und gemütlich wäre es, wenn man mit seinen Nachbarn am Sonntag den »Tatort« gucken könnte, ganz zwanglos. Schon verrückt, dass wir uns jetzt, wo jeder sein eigenes Leben hat, wieder nach den Strukturen von Großfamilie und dörflicher Nachbarschaft sehnen.
Ich habe auch meine Phantasie einer trauten Hausgemeinschaft, erst recht, wenn ich ohne Christoph leben würde und die Kinder ausgezogen wären: Ich komme abends heim, und genau dann, wenn mir danach ist (und keine Minute früher), klingelt die Freundin an der Tür, die passenderweise einen Stock höher wohnt. Sie fragt, ob ich was mitessen will von ihrer Biogemüsepfanne. Bei ihr sitzt schon der mittelalte Nachbar aus dem Erdgeschoss mit den warmen Augen, der so schön Oboe spielt. Beide erkundigen sich, wie mein Tag so war. Die Freundin erzählt nichts Langatmiges von ihrer Mobbingsituation im Büro, der Nachbar redet ohnehin wenig, hört aber meinen Ausführungen immer gerne zu. Dann klopft noch die Lady aus dem Dachgeschoss an, die Expertin für Rückenmassagen ist und den Hausbewohnern gerne einen Dienst erweist…
Schönes Bild, bloß gibt es so eine Hausgemeinschaft nur in meiner Phantasie. Forschungen belegen zwar: Wer zu viel Zeit am Tag allein verbringt, ist nicht so glücklich wie jemand, der sich mindestens einmal am Tag in einer
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