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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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machen will, wenn keine bunten Lämpchen mehr brennen und es gerade kein Schwein vor Ort interessiert, wie es einem geht.
    Das Bett bleibt noch da
    Das Küchengeschirr ist verstaut, Jürgen und Anna schleppen die Schreibtischplatte zum Wagen. Dazu gehören zwei Unterschränke. »Den Schreibtisch mitzunehmen halte ich für übertrieben«, meint Suse. »Eine Platte mit zwei Böcken hättest du auch in Würzburg kaufen können. Außerdem frage ich mich, wie du dann hier mal lernen willst, so ohne Schreibtisch, wenn du wieder da bist.« Jürgen und Anna hieven die Platte in den Transporter.
    »Arbeiten werde ich wohl eher in Würzburg als hier«, antwortet Anna. »Die verlangen da ganz schön was im Studium.« »Political Studies«, seufzt Suse. »Das wird noch eine spannende Frage, wie du damit mal Geld verdienen kannst.«
    Die Ausbildungsfrage. Würde ich jetzt nicht ansprechen zum Abschied. Da sind wir als Eltern nicht objektiv. Suse hat Soziologie studiert, hätte im Rückblick aber Wirtschaft dazunehmen sollen, wie sie heute klagt. Auch Britt meint, sie hätte neben ihrem Kunststudium noch was mit Marketing machen sollen. Und ich würde heute zu meinem Hauptfach Amerikanistik nicht mehr Theaterwissenschaften als Nebenfach wählen wie vor 35 Jahren.
    Wenn wir ihn schon verpasst haben, sollen wenigstens unsere Kinder rechtzeitig einen Bezug zum Geldverdienen bekommen. Obwohl zu meiner Studienzeit Betriebswirtschaftsstudenten als unsexy galten, als » BBB -Studenten«: Bier, Bart, Betriebswirtschaft. Igitt– so sicherheitsorientiert, so angepasst. Aber die Zeiten ändern sich.
    »Schon klar: Ihr denkt, ich mache ein Schnullistudium«, gibt Anna zurück, während ihr Vater und Theresa die Unterschränke der Schreibtischkombi zum Transporter tragen. »Aber in meinem Studiengang lernen wir Methodik und Statistik. Das ist international und wissenschaftlich, nicht nur so Politgelaber wie bei euch früher.« Jürgen hat die Möbel im Laderaum zurechtgerückt, es ist noch ein bisschen Platz.
    Er verschwindet wieder im Haus, um auch noch den Deckenfluter heranzuschaffen. Anna holt ihre Reisetasche und den Laptop. »Dein Zimmer leert sich«, seufzt Suse, als die beiden wieder auftauchen. »Wir können es ja renovieren und untervermieten.« Sagt sie natürlich nur so. »Mein Bett bleibt doch hier«, versucht Anna zu beschwichtigen. Sie verstaut vorsichtig ihren Laptop im Auto. »Und wir skypen.«
    »Skypen«– das ist das Wunderwort gegen den Abschiedsschmerz der Eltern. Winnies Sohn befindet sich inzwischen zum Studium in Göttingen. Auf Winnies Wunsch skypt er regelmäßig mit seinem Vater und schwenkt dabei die Webcam durch sein WG -Zimmer. Winnie bekommt dadurch die beruhigende Gewissheit, dass beim Sohnemann nicht mehr als zwei abgegessene Teller herumstehen und das Bett zwischen den herumliegenden Kleidungsstücken noch auffindbar ist.
    Die Tochter meiner alten Freundin Gabriele lebt in Frankfurt und hat schon früh ein Kind bekommen. Auf Wunsch ihrer Mutter installierte sie eine Webcam im Kinderzimmer, sodass Gabriele in ihrer neuen Rolle als Großmutter über jeden Fortschritt des Enkels buchstäblich im Bilde ist und nicht mit ständigen Besuchen drohen muss.
    »Wir könnten feste Zeiten ausmachen zum Skypen«, schlägt Suse ihrer Tochter vor. Jürgen bringt die Tasche mit dem Reiseproviant zum Bus. »Mal sehen«, sagt Anna vage. »Muss sich erst mal alles einspielen in Würzburg.«
    Neustart mit Plan B
    Man darf keine Klette sein, wenn die Kinder wegziehen. Auch ich will nicht klammern, wenn meine Tochter nach England geht. Schließlich haben wir im Bekanntenkreis schon viel darüber gesprochen, welchen Plan B es gibt für einen neuen Lebenssinn in den späten Jahren. Die Pläne lassen sich grob einteilen in die Rubriken »Bauen und Renovieren«, »Helfen und Gutes tun«, »Flora und Fauna« und »Kunst und Darstellung«.
    Theresas Mann Günther fing kurz nach dem Auszug von Johannes an, ein computergesteuertes Beregnungssystem für den Garten auszutüfteln. Neulich führte er stolz seine Kombination aus einzelnen Turbinenversenkregnern und dem Vielflächen-Versenkregner Aqua Indiviual vor, mit Sprinklern, die wie von Geisterhand aus dem Boden emporsteigen und nach der Beregnung wieder im Rasen verschwinden.
    Meine Bekannte Silke versuchte sich nach dem Auszug ihrer ältesten Tochter in »Helfen und Gutes tun«. Ihre Idee, in Behinderteneinrichtungen alte Faltrollstühle zu sammeln und eigenhändig nach Rumänien zu

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