Aendere dein Leben - erfinde dich neu
findet, die dem gelben Klotz ähnelt, den es in der anderen Hand hält. Wenn es ein Kreuz in der Hand hat und dieses durch das Mondloch stecken will, kann es sich anstrengen, so viel es will, es wird keinen Erfolg haben.
Unsere mentalen Filter funktionieren ganz ähnlich. Sie haben Schemata, durch die Informationen aus der Außenwelt in unser Bewusstsein vordringen können. Wenn diese Schemata jedoch eine vorgegebene Form haben, werden auch absolut reale Bestandteile der Außenwelt, wie zum Beispiel das Kreuz in der Hand des Kindes, von unserem Bewusstsein nicht wahrgenommen.
Ich erinnere mich an eine Patientin, die an einem Ort weit außerhalb der sogenannten »Zivilisation« geboren und aufgewachsen war. Als sie schließlich in der modernen Welt eintraf und ein Kino besuchte, konnte sie nicht verstehen, was sie dort gesehen hatte. Das Einzige, was sie wahrgenommen hatte, waren graue Punkte, die sich wie verrückt bewegten. Wir alle haben visuelle Areale in unserem Gehirn, die uns gestatten, die Bilder eines Films zu erfassen. Doch wenn der mentale Filter einer Person nicht darauf eingestellt ist, dass so etwas möglich ist, können ihre Sinne zwar die Bilder aufnehmen, doch die tatsächliche Wahrnehmung ist gründlich verzerrt.
Ich weiß, dass die Vorstellung, dass unsere Wahrnehmung derart begrenzt sein mag, schwindelerregend erscheinen kann. Dennoch möchte ich Sie einladen, diese Frage aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Sind die Möglichkeiten, die wir sehen, die einzigen, die tatsächlich existieren?
Sind wir in der Lage, uns die Dinge vorzustellen, die wir in uns, in den anderen und in der Welt entdecken könnten, wenn wir über das hinausgehen, was unsere Filter uns zu sehen gestatten?
Zusammenfassung
Das Wertvollste ist unseren Augen oft verborgen.
Sich dem, was wir kennen, offen zu nähern,
kann uns dabei helfen, viel mehr zu entdecken.
5 | Das kostbarste Bild malen
»Eine schlechte Angewohnheit kommt wie ein Gast, wird zum Familienmitglied und macht sich schließlich zum Hausherrn.«
Talmud
Um zu begreifen, wie wir unsere eigene Persönlichkeit erschaffen, müssen wir uns mit unserer Vergangenheit beschäftigen. So können wir herausfinden, auf welche Weise bestimmte Denkprozesse in Gang gesetzt wurden. Solange wir jedoch der Meinung sind, dass die Persönlichkeitsentwicklung bei Erwachsenen vollständig abgeschlossen ist, erschwert genau diese Überzeugung uns das Leben, weil wir dann auch glauben, wir könnten die Facetten unseres Daseins, die wir wirklich verändern möchten, nicht beeinflussen. Bis zu welchem Punkt unsere Grundüberzeugungen unsere Wahrnehmung der Realität einschränken können, haben wir bereits gesehen.
Ich würde es vorziehen, die Persönlichkeit– unsere Identität– nicht als starre, klar definierte Struktur anzusehen, sondern als dynamischen Prozess. Wenn die Persönlichkeit ein dynamischer Prozess ist, muss es bestimmte Kräfte geben, die ständig an ihrer Erschaffung beteiligt sind, bestimmte Kräfte, die ihr Stabilität verleihen, und auch solche, die sie verändern können. Es kommt also darauf an, das Zusammenspiel dieser Kräfte zu verstehen, wenn wir uns einem Prozess der persönlichen Veränderung öffnen wollen.
Um uns auf die Entstehung unserer Persönlichkeit zu konzentrieren, möchte ich Sie bitten, sich einen Moment ins Gedächtnis zu rufen, wo Sie als Kind einen Sommer oder eine andere Jahreszeit am Meer verbracht haben. Wahrscheinlich haben Sie nicht nur einmal versucht, eine Sandburg zu bauen. Erinnern Sie sich an die Enttäuschung, die Sie empfanden, wenn plötzlich eine ungewöhnlich große Welle kam und Ihr Gebilde, das Sie vielleicht mit einem Freund und großem Eifer erbaut hatten, überspülte?
Ganz ähnlich ergeht es uns beim Aufbau unserer Persönlichkeit, das heißt der Definition, die wir von uns selbst erstellen. Es ist unsere persönliche Beschreibung unseres Selbst. Mit der Zeit erschaffen wir etwas, das einer Sandburg gleicht, in diesem Fall aber ein Selbstporträt darstellt. Jedes Mal, wenn wir sagen: »So bin ich« oder »So bin ich nicht«, fügen wir unserem Bild, diesem Gebilde aus Sand, neue Feinheiten hinzu. Sobald ich mich auf eine bestimmte Weise sehe, ist leicht nachzuvollziehen, dass alle meine Verhaltensmuster und Handlungen viel mit meinem Selbstbild zu tun haben werden.
Für unsere Selbstdefinition benötigen wir Informationen von allen Seiten, natürlich auch von den Personen in unserer Umgebung: zu Hause,
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