Aendere dein Leben - erfinde dich neu
in der Schule, auf der Straße. Wann immer jemand das Verb »sein« verwendet, gibt er uns ein Stückchen Information, das wir für die Ausgestaltung unseres Selbstporträts benutzen können. Wenn also jemand, der für uns sehr große Autorität hat, sagt: »Warum versuchst du etwas, wozu du nun einmal nicht fähig bist?«, kann dieser Kommentar dem Selbstbild, das wir von uns erschaffen, ein Element der Verzerrung hinzufügen. Wir Menschen ahnen nicht, wie wichtig alles ist, was mit dem Verb »sein« zu tun hat, denn genau von diesem Verb aus konstruieren wir vieles, was unsere Persönlichkeit formt. Deshalb sollte jeder, der Kinder, Nichten, Neffen oder Schüler hat, überaus vorsichtig sein und keine Bemerkungen wie »Du bist schlampig«, »Du bist langsam«, »Du kannst das nicht«, oder »Du bist ungeschickt«, von sich geben. Wählen Sie lieber andere Formulierungen wie: »Hier ist es unordentlich«, »Du machst das langsam«, »Du glaubst, dass du das nicht kannst« oder »Da ist dir ein Missgeschick passiert«.
»Wir Menschen ahnen nicht, wie wichtig alles ist, was mit dem Verb »sein« zu tun hat, denn genau von diesem Verb aus konstruieren wir vieles, was unsere Persönlichkeit formt.«
Eigentlich müssten wir wissen, dass unser Selbstbild nichts weiter als eine Beschreibung ist, die wir von uns erstellt haben, dass wir aber in Wirklichkeit viel mehr sind. Da wir diese Beschreibung jedoch in sehr frühen Lebensphasen erstellen, ist uns nicht klar, bis zu welchem Punkt wir uns damit identifizieren und sie sogar lieb gewinnen. Sobald das Selbstbild einmal feststeht, befragen wir es bei jeder Herausforderung unseres Lebens wie einen Zauberspiegel, der uns kundtun soll, ob wir– so, wie wir eben sind– mit diesem Ereignis fertigwerden können. Wenn der Spiegel nun mit »Nein« antwortet, überkommt uns das Gefühl der Unfähigkeit. Wir fühlen uns so unzureichend ausgestattet, dass wir vollständig blockiert sind. Deshalb erklärte der amerikanische Philosoph Emerson: »Das schönste Geschenk, das ein Freund uns machen kann, ist, uns einen Spiegel vorzuhalten, der ein edles Bild von uns zeigt.«
Wenn ein Ereignis oder eine andere Person in unserem Leben dieses Bild, das wir geschaffen haben, ändern will, wehren wir uns dagegen wie ein Kind, das sich gegen die Welle wehrt, die seine mühsam erbaute Sandburg zerstört. Irgendwie haben wir uns eingeredet, dass dieses Bild, diese Persönlichkeit, wir selbst sind, und verstehen nicht, dass es nur eine Momentaufnahme unseres Selbst ist, während wir in Wahrheit viel mehr sind. Deshalb ist es immer wieder erstaunlich, wie heftig wir uns gegen eine Veränderung dieses Selbstbilds zur Wehr setzen. Andererseits sollte auch dies uns nicht erschüttern, wenn wir bedenken, dass unsere Persönlichkeit der Teil von uns ist, an den wir uns wenden, um zu erfahren, wer wir sind. Die tief sitzende Angst vor einer Veränderung dieses Selbstbilds erscheint verständlich, weil wir davon überzeugt sind, dass eine solche Veränderung dazu führen würde, dass wir uns selbst nicht wiedererkennen.
Ich erinnere mich an einen meiner Studenten aus dem Bereich Personalwesen, der ziemlich wütend wurde, als ich erwähnte, dass ich im Inneren jedes Menschen einen wertvollen Diamanten sähe.
Er sagte: »Und wenn es in uns nun nichts als ein Stück schwarze, schmutzige Kohle gibt?«
Es war weniger die Frage selbst als die Art, wie er dies sagte, die Anspannung im Gesicht und die Härte im Ton, die seinen Zorn spiegelten. Da ich der Ansicht bin, dass jemand, der den Diamanten in seinem eigenen Inneren nicht erkennt, auch nicht erkennen kann, dass möglicherweise in jedem Menschen etwas gleichermaßen Wertvolles steckt, sprach dieser Teilnehmer vielleicht nicht von anderen, sondern von sich selbst.
Es gibt Menschen, die depressiv sind, an ihrer Situation aber gar nichts verändern wollen, auch wenn sie das Gegenteil behaupten. Auf unbewusster Ebene sabotieren sie alle bewussten Heilungswünsche. Irgendwo in den Tiefen ihres Verstandes existiert die Überzeugung: »Ich bin eben so, und daran kann nichts und niemand etwas ändern.«
Wie ist es möglich, dass der Mensch, der sich für so intelligent hält, in eine solche Falle tappen kann? Wie wir gesehen haben, liegt dies ganz einfach daran, dass wir uns diese Falle selbst stellen, ohne es überhaupt zu bemerken.
In Asien benutzt man zum Fangen von Affen mancherorts eine sehr eigentümliche Falle, die mich in Bezug auf unser Thema auf
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