Aendere dein Leben - erfinde dich neu
achte ich bewusst darauf, dass ich auch unter größtem Zeitdruck niemals vergesse, dass die besten Optionen auf eine neue Chance nicht darin bestehen, dass ich mich von lähmenden Reaktionen oder Automatismen einschränken lasse, so logisch und nachvollziehbar diese auch sein mögen. Die beste Chance liegt in der Frage: »Was könnte an dem, was mir gerade zustößt, wertvoll sein?«
Helen Keller, die Frau, die als Kind blind, taub und stumm gewesen war und später mit Auszeichnung in Radcliffe graduierte, sagte zu diesem Thema: »Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.«
Es gibt noch einen zweiten Faktor, der viel dazu beitragen kann, unser Leben stressfreier zu gestalten, und das ist die Dankbarkeit. Was ich damit meine, möchte ich anhand einer weiteren Geschichte erläutern.
Einmal kam ein Patient wegen unspezifischer Schmerzen zum Arzt: »Ach, Herr Doktor, ich bin es so leid. Ich habe überall Schmerzen, als ob einfach alles schiefginge, mein Leben ist eine Katastrophe.«
Dem Arzt kam die Vermutung, dass vielleicht ein gewisser Zusammenhang zwischen seinen körperlichen und seinen seelischen Schmerzen bestünde, weil der Mann sich weiter darüber ausließ, wie schlimm sein Leben sei und dass überhaupt alles schrecklich sei. Da der Arzt auch ein wenig über die Familie und das Privatleben des Patienten wusste, sagte er schließlich: »Ich verstehe Sie sehr gut. Sie ahnen gar nicht, wie sehr ich den Tod Ihrer Gattin bedauere.«
Der Mann sah ihn erstaunt an. »Aber, Herr Doktor, meiner Frau geht es prächtig. Da hat Ihnen offenbar jemand einen Bären aufgebunden.«
»Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass es Ihrer Gattin gut geht.« Daraufhin schrieb der Arzt etwas auf ein Blatt und sagte dabei laut: »Ihre Frau ist am Leben«, ehe er fortfuhr: »Natürlich tut es mir auch sehr leid, dass eines Ihrer Kinder krank ist.«
»Was ist denn heute nur mit Ihnen los, Herr Doktor? Meine Kinder sind zum Glück kerngesund!«
»Ihre Kinder sind gesund«, kommentierte der Arzt, während er auch das notierte. »Ich rühre zwar ungern an die Wunde, aber es ist wirklich sehr traurig, dass Sie Ihre Arbeit verloren haben.«
»Herr Doktor, ich verstehe nicht, was Sie wollen, aber…«
Da begriff der Mann, wie wenig er all das Gute in seinem Leben zu schätzen wusste. Stattdessen hatte er sich Gefühlen hingegeben, die aus einer sehr eingeschränkten Sicht der Dinge resultierten. Und er stand auf, dankte dem Arzt und ging seiner Wege.
Es ist absurd, dass wir uns so intensiv bemühen, bestimmte Dinge ändern zu wollen, auf die wir keinen direkten Einfluss haben– beispielsweise internationale Konflikte oder Probleme von Weltrang–, und uns zugleich so ohnmächtig vorkommen, wenn es darum geht, die ganz persönliche Befindlichkeit zu verändern. Das Ja zum Leben hat viel damit zu tun, aus der Opferrolle herauszutreten, in der wir unsere wertvolle Zeit und Energie mit der Suche nach den Schuldigen verschwenden. Wer sein Leben bejaht, übernimmt jederzeit die Verantwortung dafür, auf das zu reagieren, was sich zuträgt.
Zusammenfassung
Akzeptanz und Dankbarkeit sind die Gegenpole zu Widerstand oder Resignation. Vielleicht gerade weil keine dieser beiden Einstellungen uns angemessen erscheint, gestatten sie uns einen Zugang zu dem, was uns so unmöglich vorkommt.
16 | Aus der Dunkelheit ans Licht
»Tretet nicht in das System ein, um zu s ehen , ob es funktioniert, denn wenn ihr einmal im System seid, könnt ihr nicht mehr außerhalb des Systems sein.«
Barbara Kent
Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas zählte schon immer zu meinen Lieblingsbüchern. Es ist eine Geschichte voller Neid, Geheimnisse und Intrigen, die dazu führen, dass der vielversprechende, verliebte Edmond Dantès in der Blüte seiner Jugend siebzehn Jahre im Kerker des Château d’If verbringt. Diese praktisch ausbruchsichere Gefängnisfestung lag auf einer Insel vor der französischen Hafenstadt Marseille. Seiner Freiheit beraubt und ohne die ungewöhnlichen Umstände zu begreifen, die ihn an diesen Ort geführt hatten, führt Edmond ein Leben voller Einsamkeit, Bitterkeit und Verwirrung. Erst als er einen anderen Gefangenen kennen lernt, Abbé Faria, beginnt er mit dessen Hilfe allmählich zu verstehen, welche eigenartige Verkettung der Umstände ihn in diese Lage gebracht hat. Er entdeckt die Eifersucht eines seiner Kameraden und kommt hinter ein Geheimnis, das so außergewöhnlich ist, dass es
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