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Aendere dein Leben - erfinde dich neu

Aendere dein Leben - erfinde dich neu

Titel: Aendere dein Leben - erfinde dich neu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Mario Alonso Puig
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angeeignet, die – zusammen mit anderen Übungsformen – den Menschen halfen, ihre Spiritualität zu entwickeln. In dieser Gemeinschaft lebte nun ein älterer Herr, mit dem die Leute nicht zurechtkamen. Er galt als unangenehmer Griesgram, und obwohl er mitten unter ihnen lebte, wurde er nicht als Teil der Gemeinschaft akzeptiert. Eines Tages kam dieser Mann zu dem Schluss, dass dies nicht der richtige Platz für ihn sei, und ging weg. Als Gurdjieff von dem Vorfall hörte, machte er sich auf die Suche, bis er den Mann schließlich ausfindig machte. Dann versuchte er, ihn zur Rückkehr zu bewegen, was der Mann ihm jedoch rundheraus abschlug. Gurdjieff blieb hartnäckig und versprach dem Mann, er würde ihm sogar etwas dafür zahlen, wenn er in die Gemeinschaft zurückkäme. Daraufhin lenkte dieser ein. Als die Leute begriffen, dass sie nicht nur Gurdjieff für das Leben in der Gemeinschaft etwas zahlen mussten, sondern auch noch dafür zahlen sollten, dass dieser so unangenehme Mensch dort lebte, erhoben sie Einspruch.
    Sobald Gurdjieff von dieser Reaktion hörte, rief er alle seine Schüler in einem Saal zusammen und sprach: »Ihr habt nichts verstanden. Einen solchen Menschen in dieser Gemeinschaft zu haben, ist das beste Geschenk, das ich euch machen konnte, denn es ist die beste Methode, euch Mitgefühl zu lehren, etwas, das derzeit keiner der Anwesenden zu haben scheint. Ohne den Geist des Mitgefühls werden meine Lehren euch nichts nützen, u nd deshalb müsst ihr mich bezahlen, und ich bezahle ihn.«
    Uns solche Reaktionen bewusst zu machen, ist nicht selten so schmerzlich, dass wir es am liebsten unterlassen würden. Unser Gehirn möchte dem Schmerz, sich unangenehmen Tatsachen zu stellen, viel lieber ausweichen. Wenn wir also spüren, dass etwas Unangenehmes ansteht, neigen wir daher zu Schockstarre und Flucht. Überlegen Sie einmal, wie es Ihnen erging, nachdem Sie sich dieser Art des Leids tapfer gestellt hatten– was Ihnen zweifellos schon mehr als einmal geglückt ist. Sehr wahrscheinlich werden Sie sich eingestehen, dass etwas in Ihrem Inneren sich dadurch verändert hat. So als hätten Sie sich ausgedehnt, als hätten Sie eine innere Evolution erlebt. Dabei handelte es sich um nichts anderes als das Überschreiten der Grenzen der eigenen Identität, des eigenen Egos, was Ihnen eine– wenn auch vorübergehende– neue Erfahrung der Realität ermöglichte.
    »Akzeptanz drängt uns zum Handeln. Wir übernehmen Verantwortung und machen uns bewusst, dass wir in der Lage sind, auf das, was geschieht, angemessen zu reagieren.«
    Wenn uns etwas Unangenehmes zustößt, ob nun das verpasste Flugzeug oder ein Gespräch, bei dem wir auf Granit beißen, weisen wir diesem Ereignis sofort eine Bedeutung zu. Diese Bedeutung ist es, die später die Macht besitzt, negative Gefühle wie Zorn, Enttäuschung oder Angst auszulösen. Solange wir von Emotionen beherrscht werden, ist es sehr schwierig, uns davon zu lösen, wenn wir dem Ereignis nicht auf den Grund gehen. Deshalb lautet das Schlüsselwort in dieser Hinsicht Akzeptanz, was nichts anderes bedeutet als die Versöhnung mit der Realität. Dabei möchte ich betonen, dass Akzeptanz nichts mit Resignation zu tun hat. Resignation führt nämlich zu einer schmerzlichen Verhaftung in der Untätigkeit, weil man zu dem Schluss kommt, dass man nichts tun kann, um den Ereignissen eine neue Wende zu geben.
    Akzeptanz hingegen bedeutet, dass man niemals resigniert, denn die Akzeptanz drängt uns zum Handeln. Wir übernehmen Verantwortung und machen uns bewusst, dass wir in der Lage sind, auf das, was geschieht, angemessen zu reagieren. Wer eine Situation akzeptiert, wehrt sich mit seiner Reaktion nicht gegen das eigentliche Ereignis, sondern gegen die Vorstellung , dass man in dieser Angelegenheit keine Wahl hat .
    In dem Moment, wo ich mich der Möglichkeit öffne, etwas zu akzeptieren, öffne ich mich auch der Möglichkeit, zu überlegen, ob in dieser Situation vielleicht eine versteckte Gelegenheit liegt. Vielleicht gelingt es mir, die andere Seite der Medaille zu erkennen.
    Einmal wurde ich von einer etwa hundertköpfigen Gruppe Unternehmer zu einem Vortrag in Santiago de Chile eingeladen. Trotz ihrer hohen persönlichen und beruflichen Kompetenz standen diese Menschen angesichts der enormen ökonomischen Veränderungen auf weltweiter Ebene vor einer komplexen Herausforderung.
    Der Vortrag war für halb zehn morgens angesetzt. Am Vortag flog ich von Madrid nach Santiago

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