Aendere dein Leben - erfinde dich neu
schließlich ergötzte sich das Kind daran, die herrlichen Kleinodien herumzuwerfen, bis sie in tausend Stücke sprangen.
Dann weckte der Meister seinen Schüler wieder auf und sagte zu ihm: »Das Kind aus deinem Traum hat wirklich sehr viel Schaden angerichtet. Aber es hat das nicht aus Bosheit getan, sondern aus Unwissenheit. Wenn du einerseits seine Taten ablehnst, ihm aber anderseits seine Unwissenheit verzeihen kannst, wieso gelingt dir dies nicht bei dir selbst?«
Da verstand der Schüler, und als er sich selbst verzeihen konnte, fand er endlich seinen Frieden.
Wir brauchen eine Menge Mitgefühl für uns selbst, um uns mit dem Leid verbinden zu können, das wir anderen zugefügt haben, das wir aber auch selbst erfahren haben. Wenn wir begreifen, dass in unserem Herzen weder die Bosheit noch die Unfähigkeit zu Hause ist, sondern vielmehr tiefste Blindheit, können wir lernen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu beurteilen. Zu lernen, wie wir uns selbst vergeben können, ist deshalb ein unverzichtbarer Schritt, wenn wir unsere seelischen Verletzungen heilen wollen.
All diese Verletzungen haben sich tief in unser Gedächtnis eingebrannt. Dank der wissenschaftlichen Forschung wissen wir inzwischen, dass das Gedächtnis in all seiner Komplexität nicht nur die Ereignisse speichert, die sich in der Vergangenheit zugetragen haben, sondern auch körperliche Empfindungen, Gefühle, Erfahrungen und Erlebnisse.
»Zu lernen, wie wir uns selbst vergeben können, ist ein unverzichtbarer Schritt, wenn wir unsere seelischen Verletzungen heilen wollen.«
Es waren unsere eigenen Deutungen und Bewertungen, die vielen Gefühlen Raum gegeben haben, die wir in einem bestimmten Moment erlebt haben. Es ist ein großer Unterschied, ob ich der Ansicht bin, dass keiner sich mir zuwendet, weil ich nichts wert bin, oder ob ich glaube, dass keiner sich mir zuwendet, weil niemand mich wirklich kennt. Deshalb wird ein Mensch, der ein schlimmes Ereignis in seinem Leben von höherer Warte aus betrachten kann, seine Vergangenheit ab diesem Zeitpunkt verändern. Die Vergangenheit ist nicht starr und unabänderlich, sondern extrem formbar. Dass wir sie als starr und unabänderlich betrachten, liegt daran, dass wir sie immer aus demselben Blickwinkel bewerten und immer wieder dasselbe Maß anlegen.
Vielleicht verhilft uns das Klammern an die Vergangenheit zum Gefühl einer festen Identität, doch wir zahlen dafür einen hohen Preis, denn wenn wir zum Beispiel einen heimlichen Blick in die Zukunft werfen, schiebt sich dabei die Vergangenheit in den Vordergrund. Wie aber sollen wir bestimmten Idealen nacheifern und unsere Ziele verfolgen, wenn sie der begrenzten Sichtweise, die wir für uns selbst geschaffen haben, nicht zugänglich sind? Jeder von uns hat jeden Tag seine Verabredung mit dem Schicksal, und deshalb sind es unsere Entscheidungen und unsere Handlungen, die uns hierhin oder dorthin führen können.
Zusammenfassung
Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass die Gefühlsreaktion bei allem, was geschieht, stets von Ihrer persönlichen Bewertung der Situation abhängt. Deutungen, die uns weiterbringen, sind wichtiger als Deutungen, bei denen wir uns im Kreis drehen.
15 | Das nötige Rüstzeug
»Manche Dinge versteht man nicht, indem man sie lernt, sondern indem man zulässt, dass sie uns etwas lehren.«
Mutter Teresa
Wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie unserer Meinung nach laufen sollten, neigen wir dazu, unsere Enttäuschung offen zu zeigen. Vor allem aber suchen wir gern einen Schuldigen oder eine Lösung, die nichts mit uns zu tun hat.
Das Leben interessiert sich nicht für unser subjektives Wohlergehen. Es wünscht, dass wir seine Lektionen lernen, damit wir Stück für Stück unser wahres Potenzial entfalten und den Kern dessen erkennen, was hinter dem äußeren Schein liegt. Der Satz »Im Leben gibt es weder Freunde noch Feinde, nur Meister« sollte uns nachdenklich stimmen. Denn vielleicht sind gerade die Menschen, die uns am meisten auf die Palme bringen, diejenigen, von denen wir am meisten über uns selbst lernen können. Nicht selten gestatten sie uns zu erkennen, wie viel Reizbarkeit, Ungeduld und Mangel an Mitgefühl wir noch immer in uns tragen.
Es gibt eine Geschichte, die sehr gut veranschaulicht, was ich damit meine.
In der Nähe von Paris gab es eine spirituelle Gemeinschaft, die von Gurdjieff gegründet worden war. Dieser Mann hatte sich in verschiedenen Wüstenklöstern Tänze und Rhythmen
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