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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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Natur der Sache, dass die massierte Exposition am Anfang die intensivere, aufwendigere und schwieriger durchzuführende Methode ist. Daher ist es sicherlich sinnvoll, das individuelle Vorgehen im Rahmen einer laufenden Psychotherapie im Detail zu planen und vielleicht gemeinsam mit Ihrer Psychotherapeutin oder Ihrem Psychotherapeuten durchzuführen.

    Ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen, muss erst wieder eingeübt werden. Es gehört Mut dazu, sich selbst zu befragen und die Ängste offen auszusprechen.
     
     
     
Welche Fehler können passieren?
    Bei den Übungen kann man im Wesentlichen drei Fehler machen, die wir im Folgenden genauer beschreiben, damit Sie dagegen gewappnet sind. Aus Erfahrung und aus der wissenschaftlichen Erkenntnis heraus ist es sehr wichtig, dass Betroffene sich vor der Durchführung der Übungen mit den möglichen Fehlern beschäftigen und einen konkreten Umgang zum Verhindern dieser Fehler finden.
Die Übung wird zu früh beendet
    Wir haben häufiger darauf hingewiesen, dass unterschiedlich viel Zeit bis zum Eintreten der Gewöhnung verstreicht. Erwarten Sie nicht, dass eine Übung schon nach 10 Minuten erledigt ist. Wenn Sie bereits zu Beginn keine Angst spüren oder diese sehr schnell nachlässt, haben sie wahrscheinlich irgendein altes oder neues Vermeidungsverhalten angewandt.
    Folgendes Gedankenexperiment soll das verdeutlichen: Herr S. verweilt als Übung in einem hohen Stockwerk eines Kaufhauses und empfindet hierbei Angst, weil keine schnelle Fluchtmöglichkeit besteht. Außerdem denkt Herr S., dass sein Verhalten den anderen Menschen auffallen könnte und diese sich komische Gedanken über ihn machen könnten. Die Angst wird in den folgenden 30 Minuten nicht weniger. Schafft Herr S. es trotz dieser Erfahrung, weiter in der Situation zu verbleiben, wird sich irgendwann zwangsläufig trotz der Angst und Anspannung eine gewisse Müdigkeit einstellen. Mit der Müdigkeit wird auch eine Langeweile auftreten. Genau diese Gefühle der Müdigkeit und der Langeweile sind gute Anzeichen der beginnenden Gewöhnung. Das Eintreten der Gewöhnung ist nur eine Frage der Zeit, sie kommt von alleine, und sie kommt auf jeden Fall. Wichtig ist es, ihr die Zeit einzuräumen, die sie braucht.
    Beenden Sie die Übung niemals, bevor die Gewöhnung eingetreten ist. Machen Sie sich klar, dass selbst der schlimmste anzunehmende Fall keine Katastrophe ist. Selbst wenn Sie im obigen Beispiel von einem Verkäufer angesprochen werden, können Sie Ihre Anwesenheit irgendwie begründen. Und sollten Sie je wirklich umfallen (was wir in unserer therapeutischen Tätigkeit in Angstübungen nie erfahren haben!), so wäre auch das wahrscheinlich keine Katastrophe. Irgendjemand würde sich um Sie kümmern und Sie hätten eine neue Erfahrung gemacht, nämlich die, dass es Sie nicht umbringt, wenn andere Menschen auf Sie aufmerksam werden und Ihnen helfen möchten. Es wäre vielleicht unangenehm für Sie, aber keinesfalls wirklich schädigend!
Während der Übung werden Vermeidungsstrategien eingesetzt
    Manche Betroffene wenden während der Übungen Meditations-, Entspannungs- und Ablenkungstechniken an. Sie erfahren dann häufig, dass die Anspannung nachlässt. Allerdings gehen die Anspannung und die Angst häufig nicht ganz zurück, sondern werden nur schwächer. Nach dem Beenden der Ablenkung, Meditation oder Entspannung tritt häufig wieder das ursprüngliche Anspannungs- und Angstniveau auf. Der Körper hat in einem solchen Fall gelernt, dass die Ablenkung (als eine Vermeidungsstrategie) die Angst abschwächt. Er hat dann aber das eigentliche Ziel nicht gelernt, nämlich dass eine Gewöhnung an die Situation ohne weitere Vermeidungsstrategien stattfindet. Prüfen Sie deshalb genau, welche Vermeidungsstrategien Sie (vielleicht ohne es zu wissen) einsetzen. Typische Vermeidungsstrategien sind neben Ablenkung, Meditation, Entspannung: Mitführen von Beruhigungsmedikamenten, Handy, den nächsten Notausgang fest im Auge halten, an etwas Schönes denken. Richtig ist es, sich auf die Situation zu konzentrieren, sie auf sich wirken zu lassen, einen Anstieg der Angst in Kauf zu nehmen und sogar zu provozieren und eine neugierige Haltung einzunehmen.
Die Übungen sind schlecht vorbereitet
    Eine schlechte Vorbereitung bezieht sich hauptsächlich auf die eingeplante Zeit. Es ist hilfreich, wenn Sie für eine Übung möglichst viel Zeit vorsehen, sodass Sie bei längerer Nichtgewöhnung noch genügend Zeitreserve

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