Äon
wir müssen freies Geleit durch die erste Kammer aushandeln; Ihre Kameraden haben uns da abgeschnitten. Die andere Möglichkeit wäre; Sie durch die Achse zu fliegen, aber von diesem Vorschlag wird niemand begeistert sein.«
Pletnew lauschte Lieutenant Jaeger und nickte eifrig. »Ich rede noch mal mit ihnen«, sagte er. »Diesmal direkt.«
»Sie haben keine Befehlsgewalt über sie. Vielleicht werden Sie sie für einen Verräter halten.«
»Ich kann es nur versuchen«, sagte Pletnew. »Vielleicht gehe ich allein runter oder mit meiner Crew und versuche, sie zu überzeugen…«
»Sie lassen sich nicht gern überzeugen, meinen wir. Als Ihre Worte den Truppen übermittelt wurden, kämpften sie einfach weiter.«
»Tatsächlich?« prustete Pletnew und bekam ein rotes Gesicht. »Wir probieren’s noch mal.«
»Wir probieren’s noch mal«, pflichtete Kirchner ihm bei. »Zuerst sprechen Sie über Funk mit der ersten Kammer. Sagen Sie ihnen alles; wie unsre Situation ist, was Sie vorhaben, was auf der Erde passiert ist.«
»Ich bin kein Idiot. Ich weiß selber, was ich ihnen sagen muß.« Er funkelte Kirchner an, aber reichte ihm dann wieder die Hand. »Ihr habt uns abgeschlachtet«, sagte er.
Kirchner ergriff nach kurzem Zögern die Hand. »Ihre Männer schlagen sich tapfer.«
»Zeigen Sie mir den Weg!« Pickney wies ihm einen Platz im Funkraum. Sie heftete ein drahtloses Mikro an sein Revers und schaltete auf eine von den Russen verwendete Frequenz.
Pletnew sprach mit einem Oberstleutnant I. S. Pogodin in der ersten Kammer. Der Deutsche übersetzte einen Großteil des raschen Wortwechsels für Kirchner.
»… Sie können mich nicht vergessen haben, Pogodin. Ich war einer Ihrer Ausbilder in Novosibirsk.«
»Ja, Sie klingen wie Pletnew.«
»Haben Sie keine Angst, Pogodin! Die Schlacht ist vorbei. Ich muß Ihr Gebiet durchqueren, um mit Oberst Mirski – Generalleutnant Mirski – zu sprechen. Werden Sie das gestatten?« Er blickte zu Kirchner.
»Sie, einer Ihrer Besatzung und eine Eskorte aus vier Marinesoldaten«, bestimmte Kirchner.
»Zwei von uns und vier Amerikaner.«
Die Antwort ließ auf sich warten. »Wir haben keine Verbindung zur zweiten oder zu einer anderen Kammer. Unser Oberst Raksakow ist tot. Ich bin nicht der Ranghöchste in dieser Kammer. Das ist Oberst Vielgorski.«
»Dann besprechen Sie sich mit Vielgorski und treffen Sie eine Entscheidung.«
Es dauerte einige Minuten, bis Vielgorski sich meldete. »Sie können unbewaffnet passieren. Ich will persönlich mit Ihnen sprechen.«
Pletnew warf Kirchner einen fragenden Blick zu. »Unbewaffnet? Ist das akzeptabel?«
Kirchner nickte.
»Also gut, wir kommen…«
»Mit dem Aufzug Null zum Lager des wissenschaftlichen Teams«, legte Kirchner fest, was der Deutsche übersetzte. »Wir brauchen einen Laster aus dem Lager, um die Kammer zu durchqueren.«
Pletnew gab die Forderungen weiter. Vielgorski verlangte, daß einer seiner Männer den Laster zur zweiten Kammer begleite. Nach kurzer Überlegung willigte Kirchner ein. Anschließend besprach er sich mit Gerhardt, der das Vorhaben unterstützte.
»Lanier und zwei meiner Männer werden auf der andern Seite der Brücke warten, sobald mit dem Befehlshaber in der zweiten Kammer eine Einigung erzielt worden ist«, sagte Gerhardt. »Lanier hat Russisch gelernt. Wir glauben, es sollte ihn jemand vom russischen Wissenschaftlerteam begleiten, wenn alle damit einverstanden sind.«
Pletnew schürzte die Lippen und murmelte etwas, das der Deutsche nicht verstand. Dann sagte er in passablem Englisch: »Gibt’s hier einen Waschraum? Was ich anhabe, trage ich schon eine Woche am Leib.«
Belozerski hockte sich neben Mirski, als die Anweisungen für den Waffenstillstand per Lautsprecher ins feindliche Lager übermittelt wurden.
»Das könnte ein Trick sein«, meinte Belozerski kopfschüttelnd. »Man kann nicht wissen, was für Falschinformationen sie uns vorsetzen werden.«
Mirski reagierte darauf nicht. Er hörte aufmerksam zu und erteilte dann durch Garabedian an sein Bataillon Befehle zur Einhaltung des Waffenstillstands. »Pletnew wird in einer Stunde hier sein«, sagte er, als er die von Garabedian angebotene Zigarette nahm. »Wir können ihn ausquetschen nach Herzenslust. Wenn er wirklich die Wahrheit sagt, dann verhandeln wir.«
»Wir dürfen keinerlei Prinzipien aufgeben«, mahnte Belozerski.
»Wer redet von aufgeben?« konterte Mirski. Er mochte den Leuteschinder mit der verbissenen Miene und
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