Äon
Stadt an der Achse – dahin fahren wir?«
»Axis City, ja«, erwiderte der Frant.
»Was wird dort mit mir geschehen?«
»Man wird dich ehren«, gab Olmys Ebenbild zur Antwort. »Du stammst schließlich aus unsrer Vergangenheit und bist genial.«
»Ich mag keine… Schmeicheleien«, sagte Patricia leise. »Und ich möchte zurück und meinen Freunden helfen. Sie brauchen mich.«
»Du bist dort nicht entscheidend, und wir sind der Meinung, daß es gefährlich dort ist.«
»Trotzdem will ich zurück! Ihr sollt wissen, daß ihr mich gegen meinen Willen verschleppt.«
»Wir bedauern das. Es wird dir kein Unheil widerfahren.«
Patricia gelangte zur Einsicht, daß es zwecklos war, gegen einen Geist anzureden – ob zugeteilt oder sonst was. Sie verschränkte die Arme und beobachtete die verwüstete, verkohlte Landschaft tief drunten. Es war mittlerweile schwierig, irgend etwas für die Vergangenheit, für die Zeit vor Betreten dieses Schiffes zu empfinden. Wollte sie überhaupt zurück? Gab es tatsächlich irgendwo was dermaßen Wichtiges?
Ja. Lanier. Er rechnete mit ihrer Hilfe. Sie gehörte zu seinem Team. Und Paul, ihre Familie. Tot. Sie tastete nach den Briefen in ihrer Tasche und griff dann nach dem Beutel mit Multimeter, Tafel und Prozessor. Sie waren ahnungslos geblieben.
Sosnitski lag im Sterben. Von den fünf Korpsmitgliedern, die das Bataillon begleiteten, hatten es zwei in die zweite Kammer geschafft; diese hatten nun keine Lust, vor dem General die Wahrheit zu verbergen. Einer davon, ein glatzköpfiger, schmächtiger Bursche mit einer Narbe übers halbe Gesicht, nahm Mirski zur Seite, als er zur Waldlichtung kam.
»Der General hat innere Verletzungen – unter anderem eine Milzruptur, das geringste Übel. Wir haben weder Blut und Plasma noch die Möglichkeiten für eine Notoperation. Er wird in ein, zwei Stunden sterben. Er ist stark, aber kein Supermann.«
Sosnitski lag seitlich auf einer Bahre aus Fallschirmstoff und Ästen. Alle zwei bis drei Sekunden zwinkerte er zweimal hintereinander, und sein Gesicht war fahl und feucht. Mirski kniete sich neben ihn, und Sosnitski nahm seine Hand. Der General packte noch erstaunlich kräftig zu.
»Meine Knochen sind im Eimer, Genosse Kommandeur«, sagte er. »Wie ich erfahren habe, sind weder >Lev< noch >Nev< durchgekommen.« Er lächelte oder grinste – ein Unterschied war kaum feststellbar – und hustete dann. »Ich will Sie mit einer ungewissen Ehre betrauen, Genosse. Wir brauchen einen Divisionskommandeur. Der einzige andere noch lebende Oberst ist Vielgorski, aber einem politischen Offizier möchte ich das Kommando über unsere Truppen nicht in die Hände legen. Also erteile ich Ihnen eine hohe Feldbeförderung, Genosse Oberst, die daheim auf der Erde vielleicht nicht mal anerkannt wird. Aber wenn’s stimmt, was man hört, kümmert das auf der Erde keinen mehr. Ich habe Zeugen. Belozerski hier ist einer, und per Funk verkünde ich die Beförderung den andern Bataillonskommandeuren, bevor ich sterbe. Die Zeit drängt also. Sie sind hiermit Generalleutnant. Ich gebe Ihnen meine Rangabzeichen.« Mit der rechten Hand, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, reichte er Mirski steif die Sterne. »Gibt womöglich Ärger mit anderen, die zur Beförderung anstehen… Aber das ist mein Wille. Ich vertraue Ihnen, General Mirski. Wenn stimmt, was der Kommandeur unserer Staffel sagt – und es klingt nicht unwahrscheinlich –, dann müssen Sie verhandeln. Wir sind vielleicht die letzten Russen… Alle andern sind dem Feuer zum Opfer gefallen.« Er hustete wieder. »Halten Sie bis dahin die Stellung. Aber wer bin ich, daß ich Ihnen sage, was Sie tun sollen? Sie sind jetzt General. Bitte sagen Sie Belozerski, er soll das Funkgerät bringen.«
Belozerski machte beim Vorübergehen ein finsteres Gesicht, dem ein gewisser Ausdruck, eine Art Flehen anhaftete. Er weiß noch nicht, wie er mich zu behandeln hat, dachte Mirski. Der General verkündete seinem Stab die Ernennung. Belozerski machte ihm behutsam klar, daß die Antwortsender in den Bohrlöchern nicht mehr funktionierten, aber er bestand trotzdem darauf, den Funkspruch durchzugeben.
»Die Amis wissen jetzt, daß wir einen Führer haben«, sagte er. Minuten später fiel er ins Koma.
Es dauerte eine Weile, bis Mirski sich mit dem Gang der Dinge abgefunden hatte. Das beste wäre, so überlegte er, mit dem fortzufahren, womit er aufgehört hatte. Also kehrte er zum Fundament zurück und besprach sich mit
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