Äon
Mirski.
»Welche anderen? Du hast uns bös’ sitzenlassen, Genosse.« Pletnew war ängstlich und zornig zugleich.
»Pogodin, Garabedian, Annenkowski«, präzisierte Mirski seine Frage.
»Die hab’ ich nicht mehr gesehen seit dem… dem… was immer das sein mag«, sagte Pletnew. »Jetzt laß mich zufrieden!«
»Du warst bei ihnen«, hakte Mirski nach. »Was ist denn passiert?«
»Was meinst du – passiert?«
»Mit Vielgorski und den andern politischen Offizieren.«
Pletnew suchte den Himmel mißtrauisch nach Kreuzen ab. »Die sind tot, Genosse. War nicht dabei, aber weiß es von Garabedian. Wurden erschossen.« Er wandte sich von Mirski ab. »Ich hoffe nur, die Himmelshunde haben nichts gemerkt«, brummte er noch.
Kreuze tauchten wieder über ihnen auf und zogen alle Blicke auf sich, so daß die Köpfe wogten wie ein Weizenfeld im Wind. Die Hände in den Taschen ging Mirski mit nachdenklicher Miene davon.
So ähnlich wird es sich abgespielt haben, als die letzten Steinler evakuiert worden sind, überlegte Hoffman. Ein Mal ums andere schwirrte er der pfeilförmige Flieger durchs Bohrloch zum gewaltigen Röhrengleiter, der nach Berensons Aussage dort wartete, und schaffte die Leute in Zwanzigergruppen aus den Kammern. Sie war froh, daß Wallace und Polk sich in ihrer Gruppe befanden, denn die beiden hatten sich als verläßliche Stützen bewährt. Ann war nicht dabei; entweder war sie noch in der ersten Kammer oder schon an Bord.
Die Dame in Schwarz, die Santiago zurückgelassen hatte, hütete ihre vierhundertköpfige Schar wie ein Schäfer seine Herde. Ihre Hunde waren die Chromkreuze, die mit sanftem Nachdruck alle Nonkonformisten – zumindest physisch – auf den rechten Pfad brachten. Dabei fragte sich Hoffman, ob stimmungsveränderndes Gerät zum Einsatz kam; sie fühlte sich gelassen, keineswegs ängstlich, und wach, richtig erholt. Besser als seit Wochen!
Ungefähr die Hälfte in ihrer Gruppe waren Russen, die für sich blieben, obwohl sie gemischt antransportiert worden waren. Soweit Hoffman sehen konnte, waren weder Mirski darunter noch die Offiziere, die ihn abgelöst hatten.
Nun kam Hoffman an die Reihe. Die Dame in Schwarz ließ sie vortreten, bis zwanzig komplett waren. Während die Gruppe aufgestellt wurde, landete daneben der pfeilförmige Flieger.
Sie holte tief Luft, als die Reihe dann an ihr war. In gewisser Weise war es eine Erlösung. Alle Verantwortung war nun abgelegt, ein deutlicher Schlußstrich gezogen. Es fiel ihr erstaunlich leicht, alles aufzugeben.
Als ein Schaf von vielen ging sie an Bord.
61. Kapitel
Patricia und Lanier wurde ein Kämmerchen am Südende des Terminalgebäudes zugewiesen, wo sie ungestört schlafen und wo Patricia nachdenken könnte. Ein Piktor zauberte eine einigermaßen vertraute Atmosphäre, indem er das Grundmuster von Patricias Wohnung in Axis City benutzte. Freilich ließ sich Lanier davon nicht besänftigen: er war sauer und durcheinander.
»Du hast keine Ahnung, was die da faseln«, hielt er ihr vor, als sie jeweils am Ende der »Couch« Platz nahmen. »Soviel wir verstanden haben, wollen sie dir die Seele klauen… Wie das schon klingt! Das muß ja was Perverses sein, auch wenn sie’s herunterspielen.«
Patricia starrte aufs Illusart-Fenster mit seinem Blick auf Pinien und hellblauen Himmel. »Ich schätze, das könnten sie leicht, wenn sie wollten.«
»Und ob! Wir wissen nichts über sie. Seit wir hier sind, haben sie unsere Meinung von sich manipuliert.«
»Sie wollten uns nur bilden. Wir wissen jetzt ungleich mehr als bei der Ankunft. Was Olmy und Ram Kikura gesagt haben, ist logisch.«
Lanier schüttelte energisch den Kopf. Ihm fehlte im Moment jede Logik; sein Zorn war wie eine glimmende Kohle und wollte nicht erlöschen. »An sich lassen sie dir gar keine andere Wahl…«
»Doch«, widersprach Patricia. »Sie nehmen nur, was ich freiwillig gebe.«
»Quatsch«, sagte Lanier wütend. Er stand auf und tastete heftig nach den Wänden der Kammer, die keine drei mal drei Meter maß. Er spürte keine Wände. Die Illusion war perfekt; sogar die Perspektive stimmte, als er durchs Zimmer taumelte. »Alles fauler Zauber hier. Nichts Echtes. Für mich ist der Fall klar. Sie lassen uns nur so weit hinter die Kulissen blicken, wie’s nötig ist.«
»Es sind…« Patricia suchte nach dem passenden Wort. »Sind keine bösen Menschen.«
»Du kaufst ihnen diesen Schwindel von wegen Lehrer und Wegbereiter auch noch ab?«
»Warum
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