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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Problemen nicht bedacht. Zunächst hatte er nicht gewußt, daß durch die Anbindung des Wegs an die siebte Kammer der Thistledown das Asteroidenschiff aus seinem ursprünglichen Universum gepeitscht und in ein anderes Universum geschnellt würde. Und er hatte nicht mit dem ausgesprochenen Unglücksfall gerechnet, daß die vor der Anbindung ferngesteuert geöffneten Testtore den Jarts die Möglichkeit gäben, in den Weg einzufallen und dort jahrhundertelang ausbeuterisch ihre Position zu stärken.
    Nach den ersten Jart-Kriegen hatte Korzenowski im Laufe des aufkommenden Skandals den Körper aufgegeben und sich ins Stadtgedächtnis der Thistledown zurückgezogen. Selbst dort gönnte man ihm keinen Frieden. Schließlich leiteten radikale Geshel, die ihn für einen naderischen Verräter hielten, die Löschung seiner Persönlichkeitsaufzeichnung ein – was einem Mordanschlag gleichkam.
    »Also ist er tot?« fragte Patricia verwirrt.
    »Nein«, erwiderte Olmy. »Im Stadtgedächtnis leitete er den Bau der Axis City. Um dies zu bewerkstelligen und effektiver arbeiten zu können, placierte er an verschiedenen Stellen Partielle von sich. Die weitläufigsten Partiellen wurden von Ingenieurskollegen gesammelt und einer Frau anvertraut, die sie an einem geheimen Ort verwahrte. Diese Frau starb ein Jahrhundert nach der Ermordung Korzenowskis bei einer Rebellion in Alexandria. Sie war ein orthodoxer Naderit und gehörte einer Sekte an, die seinerzeit keine Implantate zuließ. Ihr Tod war somit endgültig.
    Hundert Jahre später wurden die letzten Naderiten aus Alexandria vertrieben und zum Teil vorübergehend in Thistledown City untergebracht. Dort kam ich zur Welt. Und während ich mit den brachliegenden privaten Gedächtnisspeichern unseres Wohnblocks experimentierte, stieß ich auf die versteckten Partiellen von Korzenowski. Ich war damals noch sehr jung. Mir standen nur ein paar Jahre zur Verfügung, um mich mit dem Ingenieur vertraut zu machen. Aber seinerzeit…«
    Olmy blickte zu Ser Oyu. Er hatte dieses Geheimnis jahrhundertelang gehütet wie ein Grab und gab es jetzt nur ungern preis, obwohl der richtige Zeitpunkt gekommen war. Ser Oyu nickte ermutigend.
    »Seinerzeit fand ich heraus, daß der Ingenieur versucht hatte, das Unheil, in das er seine Leute – freilich unbeabsichtigt – gestürzt hatte, wiedergutzumachen. Nach den Jart-Kriegen beschloß der von Geshel beherrschte Hexamon, daß es überflüssig geworden sei, Epsilon Eridani anzusteuern. Der Kurs der Thistledown war unsicher, und der Weg bot schlicht und innig mehr Möglichkeiten zur Besiedelung und Erforschung. Damit hatten sie natürlich recht, aber den orthodoxen Naderiten gefiel es nicht. Sie hatten nicht nur ihre Lebensaufgabe verloren, sondern auch ihre Erde und ihr Heimatuniversum. Also hatte Korzenowski vor dem Rückzug aus dem Körper insgeheim das Leitsystem der Thistledown umprogrammiert. Das Schiff suchte und lokalisierte das heimatliche Sonnensystem und trat die Rückreise an.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie ich hierbei helfen soll«, bemerkte Patricia.
    »Korzenowskis Partielle sind, wenn vereinigt, dem Original ziemlich ähnlich«, erklärte Ser Oyu. »Es fehlt nur der letzte Schliff, das Mysterium, um ihn ganz wiederherzustellen. Damit wollen wir belohnen, was er für uns getan hat. Wir wollen ihn an seinem Erfolg teilhaben lassen.«
    Patricia blickte von Olmy zu Oyu und dann zu Yates.
    »Und was bekommen wir?« fragte sie.
    »Ihre Kollegen können wählen, zur Erde zurückzukehren oder mit den Geshel in den Weg zu reisen. Sie hingegen bekommen die Möglichkeit, ihren Traum zu verwirklichen.«
    »Meinen Traum?«
    Ry Oyu ging zu einem glatten schwarzen Schrank in der Mitte unterhalb der glitzernden Kuppel. Er öffnete den Schrank und entnahm eine kleine, perlweiße Schatulle. Damit kam er zurück und hielt sie Patricia hin, die sie öffnen sollte.
    Patricia hob den Deckel. Gebettet auf grünem Samt, lag darin eine Miniaturversion des Klavikels, das vom Gerüst baumelte. Yates warf ebenfalls einen Blick darauf und seufzte.
    »Wir bieten Ihnen einen Handel, einen Tausch an, bei dem Sie nichts verlieren können«, erklärte Ry Oyu. »Sie lassen uns zur Vervollständigung der Persönlichkeitsaufzeichnung des Ingenieurs Ihr Mysterium kopieren; dafür dürfen Sie Ihre Heimat suchen.«
    »Soll das heißen, daß meine und Korzenowskis Seele identisch sind?« fragte Patricia verwundert.
    »Der Begriff Seele ist nicht präzise«, erläuterte der

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