Äon
Weg sämtliche Tore geschlossen und sämtlicher Verkehr eingestellt. Dieses Ereignis war einmalig in der Geschichte des Wegs.
Die Axis City war weitergezogen. Unter dem Befehl von Corprep Rosen Gardner war in den städtischen Kraftwerken am Defekt der letzte Widerstand gebrochen worden. Die Implantate der Getöteten – bislang an die 183 Bürger – waren sorgfältig geborgen worden. Den Blutzoll bedauerte Gardner; immerhin war ihr Tod nicht von Dauer. Sobald der Defektschacht in seiner Hand war, hatte er die Axis City südwärts Richtung Thistledown beschleunigt. Die Fahrt hatte sechzehn Stunden gedauert; van Hamphuis’ Defektschiff war gefolgt, aber der Präsident konnte nicht viel ausrichten.
In der sechsten Kammer der Thistledown hatten vier Mitglieder von Gardners Korzenowskisten das kapitalste aller Verbrechen begangen und die Weg-Maschinerie manipuliert. Der Eingriff war minimal, aber selbst auf die geringste Manipulation stand als Strafe die Entleibung und Löschung sämtlicher Persönlichkeitsaufzeichnungen. Von diesem Punkt an gab es, wie Gardner wußte, kein Zurück mehr.
Daß der Defekt über die eigentliche Nordgrenze hinaus in die siebte Kammer hineinreichte, dafür bestand keine Notwendigkeit; die jetzige Erweiterung bis zum Bohrloch der Kammer war aus rein praktischen Erwägungen während der letzten Evakuierungsphase der Thistledown und der Konstruktion der Axis City ausgeführt worden. Nun wurde die Maschinerie so eingestellt, daß sich der Defekt um zwanzig Kilometer kürzte.
Vier Teams aus jeweils drei Bürgern begaben sich dann zur Außenhülle des Asteroiden, indem sie Aufzüge benutzten, die den kürzlich eingetroffenen Besuchern verborgen geblieben waren. Diese Schächte führten direkt zu den Beckmann-Antriebsaggregaten.
Mit Hilfe dieses Antriebs wurde die Rotation des Asteroiden abgebremst und zum Stillstand gebracht. Das hatte zunächst keine schwerwiegenden Folgen außer in der Kammer vier, wo die Wellenentwicklung auf den weitläufigen Seen gewaltige Wassertropfen in die Luft schleuderte. Es war keine Zeit, diese Wirkungen zu dämpfen. Gardners Timing war knapp bemessen.
Radikale Geshel und gemäßigte, die sich nie festgelegt hatten, erhielten die Gelegenheit, sich Gardners Seite anzuschließen. Für viele gab’s keine Wahl: Gardners Pläne ließen radikalen Neomorphen wenig Spielraum. In Windeseile wurden die Bewohner auf die verschiedenen Siedlungen verteilt, wurde City Memory umgebildet und in Sektoren getrennt – dies zur Vorbereitung des nächsten Schritts in Gardners Plan.
Die Axis City wurde teilweise vom Defekt abgefädelt, wobei der Abschnitt mit Axis Nader und Central City zuerst abgenommen wurde. Gardners Plan war es, die Stadt umzudrehen und diese Bezirke den Geshel zu überlassen, die mit fast Lichtgeschwindigkeit in den Weg vordringen und die Jarts hinaustreiben wollten. Zur Ausführung seines Vorhabens benötigte er nun noch die rotierenden Zylinder Axis Thoreau und Axis Euclid.
Das Wiederangleichen des Gravitationsgradienten zwischen der Thistledown und dem Weg erwies sich als äußerst delikates Unterfangen. Die Ingenieure in der sechsten Kammer hatten alle Hände voll zu tun, besonders als die gewaltige Masse von Central City und Axis Nader an einer Seite der siebten Kammer geparkt wurde, damit die restlichen Bezirke abgefädelt werden konnten.
Das ganze Unternehmen beanspruchte fünf Stunden. Als es beendet war, hatten Axis Nader und Central City mit Axis Thoreau und Axis Euclid auf dem Defekt die Plätze getauscht. Die beiden Paare und dazugehörigen Strukturen trennte ein Kilometer, und das für die Geshel bestimmte Siedlungspaar – Central City und Axis Nader – glitt langsam entlang des Defekts nordwärts.
Die Gäste waren von ihrer Wahlmöglichkeit in Kenntnis gesetzt worden. Von den knapp zweitausend Gefangenen beschlossen nur vier, ihr Glück nicht bei der Gruppe zu versuchen, die zur Erde zurückkehren wollte.
Dazu zählten Joseph Rimskaya und Beryl Wallace. Die beiden andern waren Russen: Unteroffizier Rodenski und Generalleutnant Pawel Mirski.
Sodann wurde der Asteroid wieder in Rotation versetzt. In den Kammern waren gewisse Schäden unvermeidbar, in der vierten Kammer aber kam’s zur Katastrophe. Die gewaltigen Wassertropfen regneten herab und überschwemmten Wald und Land und bildeten neue Flüsse, als die Zentrifugalkraft wieder einsetzte.
Die Plasmaröhre in sämtlichen Kammern erlosch plötzlich. Während die atmosphärische Barriere
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