Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
nicht?« Patricia drehte sich ihm zu und streckte ihm die Hand entgegen. Er kam zur Couch und nahm ihre Hand. »Ich habe einige der Arbeiten, die ich schreiben werde, gesehen.« Sie kniff die Augen zu, schüttelte den Kopf und faßte sich mit der andern Hand an die Backe. »Ich werde sie wohl nie schreiben… Aber jemand anders wird sie schreiben oder hat sie geschrieben. Und sie weisen echt in diese Richtung. Es ist genau das, was mir schon seit Jahren ungeordnet durch den Kopf geht. Und seit der Zeit weiß ich auch, daß ich der einzige in unserer Zeit und Welt bin, der ernsthaft darüber nachdenkt. Folglich klingt es für mich nicht unwahrscheinlich.« Sie lächelte. »Judith Hoffman hat mich für den Einzigen gehalten. Das hast du akzeptiert.«
    »Du spielst dich gern als Kulturheld auf oder was?« Du bist ungerecht zu ihr, dachte er. Immer schön locker bleiben. Was bist du überhaupt so sauer?
    »Nein«, sagte sie leise. »Das spielt für mich keine Rolle. Mir ist inzwischen an sich fast alles egal.«
    Lanier ließ ihre Hand los und rieb sich das Kinn, wobei er sie immer wieder anschaute. »Du willst unbedingt heim?«
    Sie nickte.
    »Aber du kannst nicht mehr heim.«
    »Ich kann.«
    »Und wie?«
    »Das weißt du im Prinzip selber, Garry.«
    »Ich will’s genau wissen. Wie willst du die Heimat finden?«
    »Wenn sie mich lehren, wie man das Klavikel benutzt, kehre ich in den blanken Korridorabschnitt, den wir passiert haben, zurück und suche in einem geometrischen Haufen. Für sie sind geometrische Haufen wertlose Stellen, Abfall und Schlimmeres. Dort werd’ ich einen Heimweg finden.«
    »Kein gerade detaillierter Plan, Patricia.«
    »Ich werd’s lernen«, sagte sie und schaute ihn aus ihren großen schwarzen Augen an, die nun gar nicht länglich und katzenhaft waren, sondern rund und ruhig.
    »Und was wollen sie dafür?«
    »Nichts!« Sie lehnte den Kopf auf die Couch zurück. »Sie kopieren sich was, aber nehmen nichts.«
    »Wie kannst du ihnen trauert?«
    Darauf blieb sie eine Antwort schuldig.
    »An sich brauchst du keine Bedenkzeit mehr, was?«
    »Nein«, gab sie zu.
    »Herrgott.«
    Sie stand auf, umarmte ihn fest und legte die Wange auf seine Schulter. »Ich weiß nicht, was wir füreinander bedeuten, aber ich bin dir zu Dank verpflichtet.«
    Er kraulte ihren Kopf mit einer Hand und starrte in den Winkel zwischen Wand und Decke, wobei er blinzelte und mit den Mundwinkeln zuckte. »Ich weiß es auch nicht.«
    »Und ich habe schon geglaubt, ich sei kein Mensch.«
    »Du bist…« Er sprach nicht zu Ende.
    »Was ich gedacht habe… macht mich gewissermaßen ihnen ähnlicher als euch. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Ich meine, es macht mein Mysterium passend für Korzenowski. Er hatte ähnliche Gedankengänge und ähnliche Ziele. Er wollte seine Leute heimführen.«
    Lanier, der das alles ablehnte, schüttelte den Kopf.
    »Sie werden mir nichts tun. Sie werden mich alles lehren. Ich muß ja sagen.«
    »Sie erpressen dich.«
    Plötzlich hob sie den Kopf und runzelte die Stirn. »Nein«, erwiderte sie. »Nicht mehr, als ich sie erpresse. Garry, mir ist gerade was eingefallen… Warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Warum öffnen sie noch’n Tor?«
    »Weiß ich nicht«, erwiderte Lanier sofort. Ihre Frage schien völlig irrelevant.
    »Ich werd’ mich erkundigen.«
    Er lachte. »Es ist dir ernst damit, was?«
    »Schließlich wurden wir hergebracht, um an der Zeremonie teilzunehmen… Nun, das ist offenbar nicht der Hauptgrund, gehört aber zum ganzen Paket dazu.«
    Lanier, der sie nach wie vor festhielt, überlegte kurz. Trotz seiner Zweifel und Ängste und Bedenken und all dem mußte er zugeben, daß…
    Daß er das gern sehen würde.
    »Wir sollten jetzt ins Bett gehen«, meinte Patricia.
    Es war kein Zufall, daß sie wieder miteinander schliefen, wobei Lanier allerdings merkte, daß Patricia es nicht nötig hatte. Ihr schwebte das Ziel vor Augen; alles andere war wie das Dekor und auch das Bett, auf dem sie lagen, schönfärbende Garnierung.
    Das gab ihm das Gefühl, unwichtig zu sein. Und veranlaßte ihn zur Überlegung, was aus Patricia seit ihrer Ankunft auf dem Stein geworden war.
    »Bin ich ein Mensch?« fragte sie, als sie erschöpft nebeneinander lagen.
    »Wohl schon«, sagte er und versuchte, einen gelassenen Ton anzuschlagen, was ihm nicht ganz gelang.
     
    Als Van Hamphuis’ Defektschiff die Position erreichte, die bislang von der Axis City eingenommen worden war, waren im

Weitere Kostenlose Bücher