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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Er hatte sich nicht anders verhalten als all die andern, die je – offiziell oder inoffiziell – davon berichtet hatten.
    Oldfield war der Meinung gewesen, er sei ein zäherer Bursche als die andern. Er trommelte mit der Faust gegen das Haus und schlug per Sprechgerät Alarm.

 
18. Kapitel
     
    Lanier empfing Takahashi in einem Besprechungsraum am Ende des oberen Flurs. Carrolson, die Laniers Absicht nicht kannte, hatte sich Takahashi und seiner Eskorte angeschlossen. Aber das war weiter nicht tragisch, sagte sich Lanier; am besten so tun, als wäre nichts. Er ließ das Lunch in sein Büro bringen, wo sie wortlos aßen. Im Anschluß daran gab er die neuen Befehle aus, woraufhin Carrolson seufzend den Kopf schüttelte.
    »Vasquez will wieder auf Expedition gehen, diesmal zum zweiten Zirkel«, sagte sie. »Ich wette, sie wird nicht begeistert sein, daß sie nicht mehr in die Bibliotheken darf.«
    »Niemand mehr hat Zutritt zu den Bibliotheken«, stellte Lanier klar. »Sie sind absolut tabu. Und keine Expedition mehr. Wir lassen alle Aktivitäten auf dem Stein vorübergehend ruhen. Die Archäologen haben sich in die Lager zu begeben, und die Bohrloch-Untersuchungen sind ebenfalls abzubrechen.«
    Takahashi sah ihn finster an. »Was ist denn mit Hoffman passiert?« fragte er. Lanier vermied Blickkontakt; das gemeinsame Essen war die letzte gemeinsame Annehmlichkeit in ihrer Freundschaft gewesen. Der Zeitpunkt war gekommen. Ohne Carrolson vor den Kopf zu stoßen, bat er sie zu gehen. Sie machte zwar ein erstauntes Gesicht, aber er registrierte kaum, wie sie das Zimmer verließ. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt Takahashi.
    »Ich möchte eine sehr schlimme Situation entschärfen«, sagte Lanier, als sie allein waren. »Und ich möchte, daß du mir dabei hilfst und es deinen Bossen meldest.«
    »Bitte?« sagte Takahashi. Die Hand des Mathematikers, die ein Glas Orangensaft hielt, von dem er immer wieder trank, fing leicht zu zittern an.
    »Ich möchte, daß du deinen Vorgesetzten Meldung erstattest wie bisher.«
    »Versteh’ ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lanier, der wie versteinert auf seinem Platz saß. »Ich werde Gerhardt nicht informieren, obwohl mir mein Instinkt sagt, daß ich das tun sollte. Du wirst auf freiem Fuß bleiben und beobachten können, daß wir alles dichtmachen, bis die Verhandlungen eine Einigung gebracht haben. Du wirst persönlich nachprüfen und bestätigen, daß wir keinerlei Information über Waffen in den Bibliotheken gefunden haben.«
    »Garry, was redest du da?«
    »Ich weiß, daß du für die Sowjets spionierst.«
    Takahashi biß die Zähne zusammen und beäugte Lanier aus verkniffenen Augen.
    »Heute abend ist Tanz«, sagte Lanier. »Carrolson erwartet, daß jeder von uns kommt. Und wir kommen. Gerhardt wird auch da sein. Er wird nichts erfahren, denn der würde dich in die Arrestzelle am Bohrloch sperren und dich mit dem nächsten OTV heimschicken – quasi in Ionenform. Und das möchte ich nicht.«
    »Aus Respekt oder was?« sagte Takahashi.
    »Nein«, erwiderte Lanier. »Bei mir zieht dieser alte Scheiß von wegen Pflichterfüllung nicht. Du bist ein mieser Verräter. Ich weiß nicht, wo das alles angefangen hat, aber hier hört’s auf. Und es soll gut enden. Die Informationen, die du auf die Erde weitergeleitet hast, haben um ein Haar den Krieg ausgelöst. Sag deinen Bossen, daß hier alles stillsteht und wir die Finger von den Bibliotheken lassen und den Stein auf lange Sicht eventuell räumen. Und halt dich raus, damit die sich zusammenraufen können! Kapiert?«
    Takahashi sagte nichts.
    »Weißt du, was auf der Erde los ist?« fragte Lanier.
    »Nein, nicht genau«, erwiderte Takahashi betroffen. »Vielleicht sollten wir einige Dinge zwischen uns klarstellen, um die Situation zu entschärfen, wie du sagst. Ihr Einsatz ist genauso groß wie unserer.«
    »Unserer?«
    »Ich bin Amerikaner, Garry. Ich habe das nicht zuletzt zu unserem Schutz getan.«
    Lanier spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Er ballte die Hände zu Fäusten und drehte sich auf seinem Stuhl von Takahashi weg. Er hätte Takahashi zu gern gefragt, ob viel Geld im Spiel gewesen sei; aber er wollte es gar nicht wissen.
    »Also gut. So sieht’s aus.«
    Und er erzählte Takahashi, was er auf der Erde erfahren hatte.
    Er konnte nur hoffen, in Hoffmans Sinn gehandelt zu haben.
     
    Am späten Nachmittag hielt die Soziologengruppe im Vortragssaal des Hauptlagers eine Informationsveranstaltung ab. Ungefähr

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