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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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unteren Ende des Atemgeräts montiert. Sie waren regelbar durch Knöpfe und Züge, die durch Schlingen zum Handschuh führten. Die plastikverpackten Düsen waren zusammengeschoben, und die Antriebsraketen glucksten bei jeder Bewegung.
    Zu dieser Ausrüstung kamen die Lasergewehre und die vakuumtauglichen Kalashnikow AKV-297 - einfache Maschinengewehre mit erweitertem Patronenrahmen und zusammenlegbarer Schulterstütze, die so umgerüstet waren, daß sie im luftleeren Raum nicht blockierten. So ausgestattet, wollten sie die Ehre und angestammte Position der Sowjetunion und ihrer Bruderstaaten zurückgewinnen. Dabei waren bei ihrer Unterweisung solche Sätze natürlich nicht gefallen: kein Führer würde je den Verlust von Ehre und Position zugeben.
    Mirski war jedoch ein praktischer Mensch.
    Wieder begann im Halbdunkel ein Mann erbärmlich zu kotzen. Vielleicht hätten sie’s in ein, zwei Tagen überwunden. Das hatten die Ärzte in Aussicht gestellt. Erfahrungsgemäß sind die ersten Tage am schlimmsten. Da die Russen auf unzählige Raumaufenthalte zurückblicken konnten, waren die Aussagen der Experten durchaus fundiert.
    Er ruckte an seinem Gurt, der beim Einsatz als Gurtwerk des Fallschirms diente. Nach dem Absetzen wären sie freie Agenten, bis sie sich innerhalb des Steins – der Kartoffel – wieder sammeln würden.
    Mirski fragte sich, wie das Bohrloch verteidigt würde und was dahinter läge. Die Details waren erschreckend genau, während der allgemeine Überblick lückenhaft blieb; es war ihnen nur das absolut Notwendigste zur Durchführung ihrer Arbeit gesagt worden.
    Noch nie war ein Ziel im Weltraum von Truppen angegriffen worden.
    Es war nicht abzusehen, was alles schiefgehen könnte.
    Dabei hatte noch kein Soldat fest damit gerechnet, eine Schlacht zu überleben. Im Großen Krieg war sein Großvater am Ufer des Bug gestorben, als Hitlers Truppen den Fluß überquerten. Und da war natürlich noch Kiew…
    Die Russen wußten, wie man stirbt.

 
22. Kapitel
     
    Hoffman hatte nur das Allernötigste mitgenommen: sieben Memoblöcke mit hoher Dichte aus insgesamt ungefähr zweitausend, ein paar persönliche Dinge und zwei Schmuckstücke, die ihr vor zehn Jahren vom verstorbenen Mann geschenkt worden waren. Sie hatte die Wohnungstüren offengelassen; sollte irgendein Vagabund daherkommen, wollte sie ihm ein paar vergnügliche Tage zukommen lassen.
    Mehr konnte sie nicht mehr tun. Was in den nächsten Tagen geschehen würde, daran bestand kein großer Zweifel mehr; noch nie hatten solche Spannungen geherrscht.
    Dem Instinkt, der ihr in der Vergangenheit so gute Dienste geleistet hatte, folgend, machte Hoffman sich auf den Weg zum Stein. Sie hoffte, daß es nicht schon zu spät war.
    Stundenlang fuhr sie mit ihrem unauffälligen Zweitwagen – einem geleasten Buick – durch die Wüstenlandschaft und kleine Siedlungen und mittelgroße Städte und versuchte, nicht zu denken und kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie konnte nichts mehr tun.
    Sie war ihres Amtes enthoben worden vom aufgebrachten, voreiligen Chief Executive. Drei Kabinettsmitglieder hatten ihr vorgeworfen, das ganze Chaos inszeniert zu haben.
    »Die sollen sich zum Teufel scheren«, flüsterte sie.
    Neben der Abbiegung zum Vandenberg Launch Center sah sie in einem kleinen, zivilen Ladenzentrum, das das Stützpunktpersonal versorgte, einen Gärtnerladen. Ohne zu zögern, hielt sie auf dem Parkplatz an.
    Im Laden fand sie einen schmächtigen, jungen Verkäufer mit grüner Schürze und Filzhut. Sie erkundigte sich nach den Sämereien. »Gemüse oder Blumen?« fragte er.
    »Beides.«
    »Gang H, direkt gegenüber den Gartengeräten und neben dem Mulchmaterial.«
    »Danke.« Sie fand das Regal und nahm von allem, was sie sah, eine Tüte mit und vom Gemüse zwei bis drei. Zuletzt war ihr Wagen mit mindestens zehn Pfund Saatgut beladen. Der Verkäufer machte ein verdutztes Gesicht.
    Hoffman warf zwei Hundert-Dollar-Scheine auf den Ladentisch. »Reicht das?« fragte sie.
    »Glaube schon…«
    »Der Rest ist für Sie«, sagte sie. »Ich hab’s eilig, und das Abzählen dauert mir zu lange.«
    »Darf ich eben den Chef holen…«
    »Hab’ keine Zeit«, wiederholte sie, zog einen dritten Schein hervor und legte ihn zu den beiden.
    »Das sollte genug sein«, beeilte sich der Verkäufer schluckend zu sagen.
    »Danke. Bitte packen Sie sie mir in einen Karton!«
    Hoffman nahm den Karton und ging zum Wagen.
     
    Lanier schlief in seinem Raum, als die Sprechanlage

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