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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bei Vernunft zu halten.«

 
21. Kapitel
     
    Im Bauch des Schwertransporters, der vom Ozean aus gestartet war, lauschte Bataillonskommandeur Oberst Pawel Mirski den Technikern der Orbitalwachplattform Drei, die die Tanks rings um die volle Kammer im Heck füllten und das Fahrzeug zum nächsten Schritt der Reise rüsteten.
    Mirski hatte die Schwerelosigkeit schätzen gelernt; sie erinnerte ihn an den freien Fall. Er hatte so viel Zeit damit verbracht, in der Mongolei und bei Tyuratam aus Flugzeugen zu springen (und im Bauch stürzender Flugzeuge zu schweben) und im Laufe seines Trainings im Orbit natürlich die wirkliche Schwerelosigkeit erlebt, so daß sie ihm jetzt ganz natürlich vorkam.
    Das ließ sich von vielen seiner Männer nicht sagen. Ein ganzes Drittel wurde kräftig von Weltraumkrankheit gebeutelt. Die drei engen, proppenvollen Container, die übereinandergestapelt entlang der Mittellinie des Schwertransporters standen, waren nicht gerade bequem. Die orangefarbenen Schotten und dunkelgrünen, abgesteppten Polster, mit denen die Oberflächen bespannt waren, ließen nicht unbedingt Geborgenheit aufkommen.
    Die Truppen waren schon zwanzig Stunden eingesperrt. In dieser Zeit waren sie zunächst dem Streß des Starts und nun der Schwerelosigkeit ausgesetzt. Die Tabletten gegen Reisekrankheit erwiesen sich als pharmazeutische Antiquität: das Haltbarkeitsdatum auf den Plastikfläschchen war längst abgelaufen.
    Mirski wurde mit so etwas spielend fertig und bot seinen Leuten jede erdenkliche Unterstützung an.
    »Was hältst du nun von Geschichte, eh, Viktor?« fragte er seinen Stellvertreter, Major Viktor Garabedian.
    »Ich scheiß’ auf Geschichte«, sagte Garabedian und winkte lustlos ab. »Erschieß mich auf der Stelle und bring’s hinter dich!«
    »Dir ist bald wieder wohler.«
    »Scheiß’ aufs Wohlsein.«
    »Trink ‘nen Schluck Wasser! Ja, scheiß drauf, wenn du willst!«
    Sie hingen in den Gurten in der vorderen Kammer inmitten des Gestanks von Übelkeit und Verkrampfung und der Geräuschkulisse von denjenigen, die lieber still in ihren Gurten lagen und zum Teil aus Verpflegungstüten und -tuben aßen, was allerdings die wenigsten taten.
    Als sie vom Indischen Ozean direkt beim südlichen Rand des Carpenter-Kamms gestartet waren, hatten sie eine Stelle angesteuert, um von einer erdnahen Wachplattform betankt werden zu können. Sie waren der vierte von insgesamt sieben Schwertransportern, wovon einer vom Mond aus aufgebrochen war. Die sieben trugen die Decknamen Zil, Chaika, Zhiguli, Wolga, Rolls Royce, Chevry und Cadillac. Drei der Schwertransporter, und dazu gehörte auch die >Wolga<, ihr Schiff, hatten einen General an Bord; Deckname war jeweils Zev, Lev und Nev nach einer beliebten Showtanzgruppe. Sechs der Schiffe trugen zweihundert Mann und leichtere Waffen und Nachschub, den sie benötigen würden, sollte es ihnen gelingen, den ersten Teil ihrer Mission erfolgreich auszuführen. Das siebte – Zhiguli – trug schwere Artillerie, zusätzliche Vorräte und fünfzig Techniker.
    Falls sie keinen Erfolg hätten, wäre weiterer Nachschub überflüssig. Falls ja, könnten sie jahrelang völlig unabhängig von Erde oder Mond leben. Das behaupteten die Strategen anhand der erworbenen Geheiminformationen.
    Mirski wunderte sich über Details, die in den Unterweisungen nicht angesprochen worden waren. Völlig logisch war die Methode des Eindringens; es gab nur einen Weg hinein und heraus, und das war jeweils ein und derselbe. Die Schwertransporter waren getarnt und sollten schwer zu erkennen sein – große, dunkle, aufgeblähte Kegel mit drei Kuppeln an der Spitze, die Cockpit und Waffensysteme enthielten. Exponierte Flächen waren gepanzert unter den austauschbaren, hitzeableitenden Verkleidungen. Der Panzer war beschichtet mit reflektierenden Anti-Laser-Schilden. Ob das alles helfen würde, wenn sie sich in die Höhle des Löwen begäben – besser gar nicht daran denken.
    Er schloß die Augen und überlegte ihr Vorgehen nach dem Eintritt. Jeder trug in einem Plastikbeutel einen leichten Raumanzug bei sich; seitlich festgebunden war der unförmige Helm mit aufgerollten Anschlußstücken, Atemgerät mit Sauerstoff für zwei Stunden und Batterie. In einem zweiten Beutel waren ein Fallschirm und ein zusammengefalteter aerodynamischer Schutzschild. Darüber hinaus verfügte jeder über einen Satz kleiner Dampfstrahlraketen. Die Raketen hatten drei dünne Düsen, die strahlenförmig abstanden, wenn am

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