Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Bildschirm an, flackerte kurz und zeigte schließlich ein brillantes Bild, aufgenommen von einer Kamera vor dem Bohrloch in der wabenartigen Vertiefung. Die Kamera war auf die Erde gerichtet. Der noch dunkle Erdball kam in Sicht. Das Bild fing zweimal zu laufen an, während die Vergrößerung hochgefahren wurde. Bald konnte Lanier Kontinente ausmachen und Wolkenformationen, Stadtlichter in der Nacht. In diesen Minuten durchliefen sie ihre größte Erdnähe – weniger als dreitausend Kilometer Distanz.
    Ein knarrender Funkspruch kam nun durch die Kopfhörer. »Himmelsbote. Himmelsbote, hier Roter Würfel. Alarmsituation spitzt sich zu.«
    »Scheiße«, sagte Kirchner.
    »Bären haben vorhin Endspurt angekündigt. Captain Kirchner, wir entwerfen gerade Erwiderung. Ihre Situation ist unbekannt. Bitte informieren.«
    »Wir sind sicher und bereiten uns vor«, sagte Kirchner.
    Roter Würfel – das westliche Hauptquartier von Joint Space Command in Colorado – antwortete: »Sie sind aus unserem Maßnahmenbündel herausgenommen. Wir müssen handeln, als würden Sie nicht existieren. Es brodelt ordentlich. Sieht so aus, als wollen sie unsre erdnahen Systeme auslöschen. Verstanden?«
    »Verstanden. Gott gebe, sie sind aufzuhalten, Roter Würfel.«
    »Der Himmelsbote ist nun auf sich gestellt, Captain.«
    »Ja, Sir.«
    Damit endete der Funkspruch.
    »Mein Monitor zeigt OTV-Annäherung«, sagte Kirchner. »Ist es identifiziert?«
    »OTV fünfundvierzig mit Nachschub und Verstärkungspersonal, vor neun Stunden von Station sechzehn gestartet«, sagte Pickney. »Wir haben es auf dem Monitor.«
    Kirchners Adjutant bestätigte, daß die Mariner vor dem Bohrloch ein Radarecho hatten.
    »An Bord nehmen!« sagte Kirchner. »Wir erwarten ‘ne Menge mehr, wenn’s zur Großoffensive kommt.«
    »Jawohl, Sir, einige starten bereits.«
    Ein Monitor vor Lanier zeigte ein OTV, das sich dem Bohrloch näherte. Plötzlich blähte sich das OTV zur leuchtenden Kugel auf. Lautlos und schnell löste sich die Kugel an den Rändern auf und nahm ein mattes Orange an. Trümmer flogen.
    »Sir«, sagte Kirchners Adjutant, »die sehen draußen dunkle Dinger, die die Sterne verdecken. Hinter dem OTV.«
    »Das OTV ist weg«, sagte Lanier. »Captain, die haben sich hinter unserem Schiff angeschlichen.«
    »Du meine Güte«, rief jemand durch den knackenden, rauschenden Lautsprecher. Pickney hatte für alle im Raum die Frequenz der Mariner eingestellt. »Jemand hat unser Schiff weggepustet. Und ich sehe…«
    »Schiffe, Schiffe! Ohne Radarecho!«
    »Durban hier. Ich bekomme dunkle Punkte, aber das muß ‘ne Sehstörung sein.«
    »Ausgeschlossen. Ich hab’ den Lichtblitz nicht gesehen und krieg’ vier, fünf, sechs Schiffe, die die Sterne verdecken. Riesendinger.«
    »Kommen in die Röhre«, sagte Kirchner. »Raus mit den OTV-Tanks, um sie zu blockieren! Team A, los die Seile!«
    Kameras im Bohrloch zeigten gespenstische, infrarotverstärkte Gestalten in Raumanzügen hinter dem ersten rotierenden Landedock. Mörserartige Kanonen feuerten Drahtseilschlingen durchs hundert Meter breite Bohrloch zur gegenüberliegenden Seite, wo sie sich mit Harpunen verankerten. Sieben Geschütze wurden abgefeuert und webten ein dichtes Netz quer durchs Bohrloch. Drei ausgemusterte OTV-Tanks wurden von den Seiten heranbugsiert und mit Drahtseil festgemacht. All dies geschah binnen zehn Minuten.
    »Sie kommen nicht in den Landebereich«, sagte Kirchner zuversichtlich. »Wäre Zeitverschwendung. Wenn sie in die Röhre kommen, dann werden sie sich den Kammern zuwenden. Später können sie uns dann ausschalten. Ich hoffe, Olivers Soldaten stehen bereit.«
    In dem Tumult hatte Lanier sich von den Monitoren abgewandt, die die Erde zeigten. Nun warf er wieder einen Blick darauf.
    Orangefarbene Pünktchen blühten entlang der sowjetischen Küste westlich von Japan auf, schlichte Suborbitalraketen, die massiven Schutt abluden, um suborbitale Satelliten und Gefechtsstationen zum Absturz zu bringen. »Puff!« meinte Kirchner dazu.
    Einer der Mariner vor dem Bohrloch sagte etwas Unverständliches. Als Pickney den Empfang korrigierte, erklärte er weiter: »Sir, sie nehmen die Masken ab.«
    Der große Monitor wechselte zu einem Bild des Bohrlochs. Sterne funkelten hinter dem rotierenden, mit Flutlicht angestrahlten Landedock und dem äußeren Bohrlochrand. Drei Schatten bewegten sich vor den Sternen. Dann erhellte Feuer die Schatten, und verkohltes schwarzes Material flog in Fetzen

Weitere Kostenlose Bücher