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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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kaum erwarten, es Lanier zu sagen. Er wäre froh. Rimskaya wäre stolz, weil er sie empfohlen hatte. Sie hatte das Geheimnis des Korridors gelöst – die letzten Stücke des Puzzle waren im Traum an die richtige Stelle gerückt.
    Patricia könnte sie alle wieder nach Hause führen.
    An ihrer Haltestelle stieg sie aus dem Zug und ging die Treppe hinauf.
    »Patricia?«
    Patricia drehte sich um und schaute einem Mann ins Gesicht, den sie nicht kannte. Er saß auf der niedrigen Betonmauer rund um den U-Bahn-Eingang. Sein Haar war schwarz und kurz, und er trug einen eng anliegenden schwarzen Anzug.
    »Entschuldigung«, sagte sie und sah ihn dabei kaum an. Sie war mitten in einem heftigen Anfall von Arbeit. »Ich kenne dich nicht. Ich kann nicht bleiben.«
    »Wir auch nicht. Du mußt mit uns kommen!«
    Eine große Gestalt mit einem furchtbar schmalen Schädel und hervorquellenden Augen erhob sich. Ihre Schultern waren in silbriges Gewebe gehüllt; ansonsten war sie nackt. Die Haut war weich wie Leder und ebenso braun.
    Patricia machte – aus der Versenkung gerissen – große Augen.
    »Hier geht’s drunter und drüber, nicht wahr?« sagte der Mann. Patricia bemerkte, daß seine Nase keine Nasenlöcher hatte. Seine Augen waren hellblau, beinahe leer, und seine Ohren groß und rund.
    »Entschuldigung«, sagte sie, »aber ich weiß nicht, wer du bist.«
    »Ich heiße Olmy. Mein Begleiter ist ein Frant, der keinen Namen hat. Ich hoffe, unser Eindringen stört dich nicht. Wir haben euch alle hier genauestens beobachtet.«
    »Wer seid ihr?« wollte Patricia wissen.
    »Ich habe hier einmal gewohnt, vor Jahrhunderten«, sagte Olmy. »Und meine Vorfahren vor mir. Übrigens könntest du einer meiner Vorfahren sein. Bitte. Wir haben keine Zeit zum Reden. Wir müssen aufbrechen.«
    »Wohin?«
    »Den Korridor hinunter.«
    »Echt?«
    »Da liegt meine Heimat. Der Frant und die Seinen kommen von wo anders. Sie… nun, arbeiten quasi für uns, wenn man das so sagen kann.«
    Der Frant schüttelte ernst den Kopf. »Bitte, fürchte dich nicht«, sagte er mit einer Stimme, die wie tiefes Vogelträllern klang.
    Eine Brise von der nördlichen Kappe strich über die Stadt der dritten Kammer und fuhr durch die Kronen der Bäume in der Nähe. Dem Windstoß folgte ein schlankes Gefährt von ungefähr zehn Metern Länge, das einem plattgedrückten Kegel mit stumpfer Spitze glich. Es umrundete graziös einen Turm und landete.
    »Du hast Erstaunliches geleistet«, sagte Olmy. »Es gibt Leute in meiner Heimat, die sich für deine Arbeit brennend interessieren.«
    »Ich versuche, den Heimweg zu finden«, sagte Patricia. Sie kam sich vor wie ein verirrtes Mädchen, das einen Polizisten befragt. »Bist du ein Polizist? Bewachst du die Stadt?«
    »Nicht immer«, gab Olmy zur Antwort.
    »Bitte komm mit uns«, sagte der Frant, der auf seinen langen, eigenartig krummen Beinen nähertrat.
    »Wollt ihr mich entführen?«
    Olmy hielt die Hand vor; ob das als verneinende oder bejahende Geste gedacht war, konnte sie nicht sagen.
    »Wenn ich nicht freiwillig mitkomme, dann macht ihr mir Beine?«
    »Beine machen?« Er schien nicht zu verstehen. »Du meinst, dann zwingen wir dich?« Olmy und der Frant tauschten Blicke aus. »Ja«, erklärte Olmy.
    »Dann komm’ ich also besser freiwillig mit, was?« Die Worte schienen von einer entrückten Patricia zu kommen, einer bislang unbekannten, die gelassen war und vertraut mit der Deutung von Alpträumen.
    »Bitte«, sagte der Frant. »Bis es hier wieder ruhiger zugeht.«
    »Ruhiger wird’s hier nicht mehr zugehen«, erwiderte sie. Olmy ergriff nach einer freundlichen Verbeugung ihre Hand und führte sie zu einer offenen ovalen Luke in der abgeflachten Nase des Gefährts.
    Innen war’s einigermaßen eng in dem Raum, der T-förmig nach hinten verlief. Die Wände waren abstrakt gewellte Formationen aus poliertem weißen Marmor. Olmy zog an einem weichen Spant und fuhr ihn aus zu einer Liege. »Bitte hinlegen.« Sie streckte sich auf der Liege aus. Das weiche Material härtete sich und umschmiegte ihren Körper.
    Der schmalköpfige, krummbeinige Frant kroch weiter hinten ins gewellte Weiß und nahm auf einer eigenen Liege Platz. In dem Patricia gegenüberliegenden Flügel zog Olmy einen Wandabschnitt heraus und setzte sich, wobei er sich an den Halsring faßte.
    Er schmiegte die Hand über eine Ausbuchtung vor sich, und die Wölbung schwoll zu einem Intaglio aus schwarzen Linien und roten Kreisen. Neben Patricia verblaßte

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