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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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oder war noch außerhalb des Bohrlochs.
    »Genossen. Auf der Erde herrscht Krieg zwischen unseren Ländern mit schlimmen Verwüstungen sowohl in der Sowjetunion als auch in den Vereinigten Staaten. Unser Plan ist nicht mehr gültig…«
    Zum Teufel soll er sich scheren! Mirski ließ seine Männer von beiden Seiten vorrücken. Diese Stellung einnehmen, dann die nächste, und dann läßt sich immer noch reden.
    »Psch kommandeur Mirski«, zischte es aus seinem Funkgerät. »Der Feind bekommt Verstärkung auf der Brücke.«
    Wieder ratterten die Waffen, und zum ersten Mal in seinem Leben hörte Mirski ringsum Sterbende schreien.

 
29. Kapitel
     
    Heineman zappelte nervös im Pilotensitz des V/STOL, als er die russischen, englischen und deutschen Funksprüche hörte. Antwortsender in den Bohrlöchern übertrugen automatisch jedes Signal von Kammer zu Kammer und weiter in den Korridor; warum hatte man sie nicht abgeschaltet? Vielleicht waren sie abgeschaltet; vielleicht empfing er russische Antwortsender.
    Er hatte den Röhrengleiter aus dem Gefahrenbereich bewegt und tausend Kilometer in den Korridor gefahren, wo er nun auf der Singularität saß und sich nutzlos vorkam. Er hatte seinen Kommunikationscomputer so programmiert, daß er sämtlichen Signalen nachging und gleichzeitig eintreffende Nachrichten für späteres Playback aufzeichnete. Er hatte quasi einen Logenplatz: sogar Videobilder waren durch den Korridor zu empfangen.
    Er wurde Zeuge des Lauffeuers, das sich über die Erde ausbreitete, bis der Sender schließlich seinen Geist aufgab.
    Es war ein bloßer Zufall, daß er über die Schulter blickte und den huschenden weißen Lichtschein bemerkte. Er glitt zügig über seinen Kopf hinweg zur anderen Seite. Was immer es sein mochte, es schien sich spiralförmig innerhalb der Plasmaschicht um die Plasmaröhre zu winden und dabei eine Glanzspur in der allgemeinen Helligkeit zurückzulassen.
    Es gab keine anderen flugtauglichen Fahrzeuge im Stein, soweit er wußte. Er bezweifelte, daß die Russen dermaßen ausgefallenes Gerät besitzen würden, um einen so schwierigen Kurs einzuschlagen.
    Was war’s dann?
    Ein Spuk? Mitten in all der Aufregung hatte er seinen ersten Spuk zu sehen bekommen. So ist das immer, nicht wahr? Er schaltete das Ortungssystem des Flugzeugs ein.
    Im ersten Moment bekam er ein klares Radarecho auf den Schirm und sogar eine computererstellte Graphik der äußeren Form des Flugobjekts. Es war flach und glich einer stumpfen Pfeilspitze. Es war ungefähr fünf Sekunden lang registriert worden, bis das Ortungssystem plötzlich versagte und das Objekt verlor.
     
    Patricia fühlte in sich eine Eiseskälte. Sie starrte durch das transparente Fenster in der Seite von Olmys Flugzeug und sah die gleichmäßig braune und hellgraue Landschaft unter sich dahinhuschen. Zwei Persönlichkeiten standen in ihr im Widerstreit: die erste und zugleich seltsame verbat sich jedwede Reaktion nach außen, die andere war eine normale, faszinierte, vielleicht sogar etwas belustigte Patricia. Sollte sie etwas sagen, würde die zweite Patricia – die entrückte, unbeteiligte – versuchen, komisch zu sein und die Ereignisse auf die leichte Schulter zu nehmen. Aber die erste hatte sich mittlerweile durchgesetzt, also sagte sie nichts. Sie bewegte nicht einmal den Kopf. Sie starrte einfach auf die Wände des Korridors, die sie hinter sich ließen.
    »Hast du Hunger oder Durst?« erkundigte sich Olmy. Sie gab keine Antwort. »Bist du müde, willst du schlafen?«
    Nichts.
    »Wir werden eine Weile unterwegs sein. Ein paar Tage schon. Bis zur Axis City sind’s noch eine Million Kilometer auf dem Weg – dem Korridor. Bitte sag es, wenn du etwas brauchst.«
    Er warf einen Blick auf den Frant, der aber nur das Auge nach außen rollte, was bedeutete, daß er ratlos sei.
    Patricia fühlte, wie alles in die Brüche ging; aller Ehrgeiz, alle Hoffnung konnten diesen unausweichlichen Niedergang nicht aufhalten. Ihre Schultern fingen zu zittern an. Sie blickte kurz zu Olmy und sah wieder weg. Ihre Augen schienen zu schwimmen; Tränen sammelten und lösten sich, wenn sie den Kopf schüttelte, und schwebten um sie herum. Langsam hob sie die Hände und hielt sie vor’s Gesicht; Tränen benetzten Finger und Handflächen.
    Alle gehn, und die Welt gerät aus den Fugen…
    Ihre Brust hob und senkte sich. »Bitte«, hauchte sie.
    Sie sind tot. Alle tot. Du hast sie nicht gerettet.
    »Bitte.«
    »Patricia…« Olmy reichte die Hand zu ihr

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