Äon
schraubte sich spiralförmig nach außen, während der große Zylinder sich außen herum drehte. Mit Hilfe seines Antriebs hielt er mit markanten Punkten der Landschaft Schritt. Stille, noch nicht einmal das Rauschen von Wind. Er bereitete seinen Luftschild vor, den er entfaltete und zusammensteckte.
Dann fiel ihm auf, daß er um einige Grad von der Brücke abtrieb. Mit einem Schub seines Antriebs korrigierte er den Kurs. Er spürte – oder bildete es sich ein – ein Kribbeln und wußte, daß er die Plasmaröhre durchdrang. Darunter lag in einigen Hundert Metern Entfernung die obere Atmosphärengrenze unter der hemmenden Barriere. Er stählte sich hinter dem Schild und gurtete Arme und Beine in die gewölbte Schale. Ganz gleich, in was für einem Winkel er auf die Atmosphäre traf, der Schild würde sich automatisch in die Position des geringsten Widerstands drehen. Er würde durch die oberen Luftschichten brausen, bis er das Rauschen der Luft hören könnte, den Schild dann abstoßen und in den Freifall übergehen, der fünfzehn bis sechzehn Kilometer in die Tiefe führte, um bei nur zwei bis drei Kilometern über dem Boden den Fallschirm zu öffnen. Da er leichter wäre, wäre der Aufprall gering.
Ein anderer Soldat kam in seine Nähe und winkte ihm zu. Mirski kannte ihn nicht; er trug das Abzeichen des Sechsten Bataillons von Rolls Royce. Nachdem Mirski zurückgewinkt hatte, bedeutete er ihm, den Schutzschild aufzuklappen. Der Soldat hielt ihn hoch; er war zerfetzt von einem Projektil. Nach einem Achselzucken ließ der Soldat ihn los. Es war Funkstille einzuhalten, aber der Soldat kam mit Hilfe seines Raketenantriebs so nahe heran, daß sie von den Lippen ablesen konnten.
Kann ich ohne überleben?
Ich weiß nicht. Roll dich zusammen und gleite mit dem Rücken voraus, wenn du kannst…
Es war schwer, das mit Lippenbewegungen auszudrücken, also führte Mirski es vor, indem er sich hinter seinem Schild einrollte, so gut er konnte, die Knie anzog und die Arme um den Körper legte.
Der Soldat nickte und machte mit Daumen und Zeigefinger ein Okay-Zeichen. Sie trieben auseinander, wobei der Soldat aufgrund des Raketenschubes langsamer fiel. Mirski beobachtete, wie er noch einmal den Antrieb zündete, um von der Kappe wegzukommen, auf die er zuhielt; dann machte er sich auf den Eintritt in die Atmosphäre gefaßt.
Er überprüfte seine Position im Verhältnis zur Brücke. Eine letzte Korrektur mit den Düsen. Schon spürte er den ersten Widerstand am Schild. Vibrationen, leichte Stöße.
Nach einem letzten Schub aus dem Antrieb schnallte er ihn ab und stieß ihn fort. Wohin er fiel, das war ihm egal, solange er nicht auf seiner Birne landete.
Inmitten der Vorbereitungen und bangen Erregung warf er einen letzten Blick auf die Stadt und fragte sich, was für ein Geheimnis die Kartoffel nun bergen würde. Warum kämpften sie darum? Was konnte sie ihnen schon bringen?
Wie würde der Westen reagieren, wenn man ihnen den bestgehüteten Schatz abjagte? Oder (wie Gerüchte besagten) versuchte, seine Orbitalstationen und Spionagesatelliten vom Himmel zu pusten?
Wie würde Rußland in einer solchen Lage reagieren?
Er schauderte.
Der Schild ruckte und wirbelte herum. Mirski verlor kurzzeitig das Bewußtsein und kam wieder zu sich bei einem markerschütternden Knall und einem schrillen, gellenden Schrei.
Es geht hinunter.
Der Schild drehte sich noch einmal rüttelnd herum, blieb aber nun in dieser Position. Mirski wurde gegen die Innenfläche gedrückt, stemmte Ellbogen und Knie in die gepolsterten Schlaufen und hoffte, sich keinen Knochen zu brechen. Der Eintritt in die Atmosphäre war brutaler als die 3-Meter-Sprünge seiner Ausbildungszeit. Er schmeckte Blut im Mund. Er hatte sich ordentlich auf die innere Wange gebissen und konnte den Hautlappen mit der Zunge bewegen. Vor Schmerz drückte er die Augen zu…
(Und raffte seinen Fallschirm zusammen auf dem goldenen, grasbedeckten Feld, lächelte der Sonne entgegen, hielt Ausschau nach den Kameraden und bedeckte schützend die Augen, um das ferne, glitzernde Transportflugzeug zu sehen.)
… und fiel. Hastig löste er die Gurte des Schilds. Die Luft brauste in den Ohren. Dann hielt er die Gurte locker in der Hand. Er kippte den Schild um, der ihm sofort aus den Händen gerissen wurde.
Geschafft!
Von hier an war’s eine simple Freifall- und Fallschirmübung. Er rollte angehockt in die Waagerechte und streckte Arme und Beine aus, um sich zu stabilisieren. Die
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