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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wie viele Leute er habe und wie seine Situation sei. Pogodin war mit »Nev« an Bord der >Chaika< gewesen.
    »Ich hab’ vierhundert«, erwiderte Pogodin. »Nev ist vermißt. Oberst Smirdin ist schwer verwundet. Wird wahrscheinlich sterben. Haben zwei Lager besetzt und zehn Gefangene gemacht. Haben den Aufzugeingang in unserer Gewalt.«
    Aus der vierten Kammer meldete Major Rogow hundert Mann in Position. Noch seien keine Ziele eingenommen. Starke Verteidigung der Tunnels. Er gedenke, seine Männer mit Plastikflößen, die sie in einer Freizeitanlage gekapert hätten, auf eine Insel überzusetzen. »Lev« habe den Zusammenstoß der >Chevy< mit Hindernissen im Bohrloch nicht überlebt. Oberst Eugen sei tot, und vom Bataillonskommandeur Oberstleutnant Nikolaew fehle jede Spur.
    Ihr Kommando war in die Brüche gegangen.
    Der Haß kam wieder hoch, schnürte ihm die Kehle zu und brannte in der Magengegend. »Ausschwärmen und angreifen!« befahl er den Gruppenführern diesseits der Brücke. Er winkte mit den Armen und blieb hinter dem Beton, um die anderen Gruppen zu führen.
    Ratternde Salven schlugen seinen Männern entgegen, als sie links und rechts von Mirski in Gruppen von zwanzig losstürmten und hinter Bäumen und anderen Fundamenten Deckung suchten. Es war nicht zu sagen, wie viele Laserwaffen eingesetzt wurden; sie waren lautlos und unsichtbar – außer in staubiger oder feuchter Luft. Er hob sein Funkgerät und sprach mit dem Führer der Gruppen auf der anderen Seite der Brücke.
    »Feuer!« sagte er. »Angreifen und verteilen!«
    Dann ließ er drei weitere Gruppen vorrücken und diesmal zum Flußufer vordringen, wo sie sich hinter Bäumen und einem runden Fundament verschanzen sollten.
    Mit seinem Fernglas konnte er die Gesichter der Verteidiger hinter ihren Plastikschilden ausmachen. Seine Männer hatten keine solchen Schilder; nur sein Fernglas war geschützt gegen Laserblindheit, falls die Verteidiger solche Systeme zum Einsatz brächten; so gut wie jede Laserkanone konnte umgeschaltet werden und ein Sperrfeuer blendender Lichtblitze ausschicken. Es gab eine ganze Reihe von Waffen, welche die NATO-Truppen haben und einsetzen könnten…
    Die Verteidiger hatten parallel zur Brückenstraße in Reihen Sandsäcke aufgeschichtet. Nicht alle Positionen waren besetzt; falls seine Truppen zu den Reihen vorstoßen könnten, bevor sie ausreichend besetzt wären, könnten sie im Schutz der Sandsäcke die Brücke praktisch im Sturm nehmen…
    Er stützte sich auf und suchte mit dem Fernglas die Reihen ab, duckte sich dann wieder und erteilte den Gruppen auf der anderen Seite Befehle. Plötzlich brach ein gräßliches Knacksen los; Mirski sperrte die Augen auf und machte sich schon auf den Tod gefaßt. Er hätte sich denken können, daß die Amis irgendeine tödliche Wunderwaffe aus dem Ärmel zaubern würden…
    Wieder ertönte das Knarren, dem diesmal eine ungeheuer laute Stimme folgte. Es war Russisch mit starkem deutschen Akzent, aber verständlich.
    »Kampf ist nicht erforderlich! Wir wiederholen, Kampf ist nicht erforderlich! Halten Sie Ihre gegenwärtige Position, aber kommen Sie nicht näher! Sie müssen zuhören. Auf der Erde hat ein verheerender nuklearer Schlagabtausch stattgefunden.«
    Mirski schüttelte den Kopf und stellte das Funkgerät wieder an. Er durfte keine Zeit mit Zuhören vergeuden…
    »Wir haben genügend Waffen und Leute, um Sie vernichtend zu schlagen. Das ist nicht erforderlich. Landsleute von Ihnen halten schon zu uns – die russischen Wissenschaftler nämlich. Ihre Kameraden in den Schwertransportern werden dies bestätigen. Es läßt sich eine Verbindung zu ihnen herstellen; sie warten vor dem Bohrloch.«
    Mirski drückte auf »Senden« und gab den Befehl zum Angriff. Er verlagerte die verbleibenden Gruppen zum Ufer, wo sie unter dem Brückenpfeiler auf die gegenüberliegenden Leute treffen sollten. Dieser Punkt erschien ihm günstig, denn waren sie erst einmal unter der Brücke, könnten sie seitlich in die amerikanischen Sandsackstellungen feuern und deren Besetzung verhindern.
    »Kämpfen ist zwecklos! Unsere Befehlshaber sind tot oder auf Jahre hinaus nicht mehr erreichbar. Vergebens wäre Ihr Tod. Bleiben Sie, wo Sie sind, aber bekunden Sie Ihr Einverständnis, oder wir eröffnen das Feuer!«
    Im Anschluß daran meldete sich eine zweite Stimme, die Mirski trotz der Verzerrung bekannt war: Oberstleutnant Pletnew, Kommandeur der Schwertransporterstaffel. Entweder hatte er kapituliert

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