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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Lärm, der seine Konzentration
immer wieder zerriss, spürte er so etwas wie Unsicherheit.
    Sebastian dachte nach. Über Monate hinweg war das Fremde in den Menschen, die Raffaele besucht hatten, langsam gewachsen, doch seit einigen Tagen erfolgte die Reifung wesentlich schneller, und auch dabei spielte der bevorstehende »Herzschlag der Welt« eine Rolle - alles strebte einem Höhepunkt entgegen. Die Antworten auf einige wichtige Fragen rückten in Reichweite, waren vielleicht schon nahe genug, dass er sie ergreifen konnte, doch die Umstände erlaubten es Sebastian nicht, sich ihnen zu widmen. Zuerst mussten sie Béla erreichen.
    Er beugte sich vor und streckte die Hand aus. »Da ist die Tankstelle.«
    Anna bog von der Straße ab und hielt ein ganzes Stück vor den Zapfsäulen. Sebastian stieß die Tür auf und war bereits draußen, noch bevor das Taxi ganz zum Stehen gekommen war.
    Den beiden Fahrzeugen auf der rechten Seite - ein SUV und ein heller Mercedes - schenkte er keine Beachtung. Er lief zu dem dunklen Volvo an der linken Zapfsäule und stellte fest, dass niemand am Steuer saß. Hinter ihm stieg Anna aus dem Taxi und näherte sich langsamer.
    »Béla!«, rief Sebastian und wandte sich dem niedrigen grauen Gebäude hinter den Zapfsäulen zu, in dem die Kasse untergebracht war. Durch die Fensterfront sah er mehrere Personen im Innern, unter ihnen einen dicklichen Mann, der gerade bezahlt hatte, zur Tür ging und sie öffnete. Der Blick wässriger grauer Augen richtete sich auf Sebastian, glitt kurz fort und kehrte zurück.

    »Sie haben mich gefunden«, sagte er auf Englisch, trat nach draußen und blieb stehen.
    »Béla?«
    »Sie hätten nicht kommen sollen.« Der alte, untersetzte Mann schnaufte plötzlich, als hätte er einen kurzen Sprint hinter sich. »Sie hätten nicht kommen sollen …«
    Sebastian trat näher, und hinter sich hörte er Annas Schritte. »Ich brauche Ihre Hilfe, Béla. Anatoli hat uns zu Ihnen geschickt. Er …«
    »Für Sie kommt jede Hilfe zu spät«, sagte Béla mit einem Blick in Sebastians Augen und wandte sich zur Seite. Er wollte ihm ausweichen, um zu seinem Wagen zurückzukehren, aber Sebastian hielt ihn am Arm fest.
    »Sie wissen, was mit mir los ist, nicht wahr?«, stieß er hervor. »Befreien Sie mich von dem verdammten Ding, das in mir wächst! Anatoli hat gesagt, Sie würden mir helfen!«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, erwiderte Béla und begann zu zittern. »Es ist zu spät.« Er sprach einige Worte auf Ungarisch, bekreuzigte sich und fügte hinzu: »Gott steh Ihnen bei!«
    Im Chaos seiner Wahrnehmung hörte Sebastian das Brummen eines starken Motors - hinter ihnen verließ ein Motorrad die Straße und näherte sich der Tankstelle. Neue Bewegung kam in die unzähligen bunten Linien, und aus einem der wie unentwirrbar wirkenden Knäuel kam ein neues rotes Band, das nicht bis nach Paris reichte. Sebastian schob dieses Bild beiseite und versuchte, sich auf den zitternden Béla zu konzentrieren, dem seine ganze Hoffnung gegolten hatte.
    Er packte ihn an den Schultern. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Mann an der Kasse hinter dem breiten Fenster argwöhnisch nach draußen sah. »Verdammt, helfen Sie mir!«

    »Lassen Sie mich los«, sagte Béla, und es klang fast wie ein Wimmern.
    Anna erschien neben Sebastian.
    »Anatoli hat meine Frau zu seiner Nachfolgerin ernannt.« Die Worte sprangen wie ohne Zäsur aneinandergereiht von Sebastians Lippen. Er sprach so schnell, dass er sich selbst kaum verstand. »Er wusste, dass er sterben würde, und blieb zurück, um gegen einen Nephilim zu kämpfen! Er hatte Mumm in den Knochen, aber Sie … Sie wollen sich einfach so aus dem Staub machen.«
    »Sie ahnen nicht, was geschieht!«
    »Ich ahne nicht, was geschieht?«, wiederholte Sebastian fassungslos. »Zum Teufel auch, wer weiß das besser als ich? Die ganze Welt gerät aus den Fugen, und wenn Sie mir nicht helfen, geht es mir so wie den anderen. Dann schnappe ich über.«
    Die Tür schwang auf. »Was geht hier vor? Lassen Sie den Mann los.«
    Der Bursche von der Kasse, ein ziemlich muskulöser Typ, machte einen Schritt nach draußen. Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf etwas hinter Sebastian, Anna und Béla. »He, was …«, begann er.
    Der Schuss traf ihn, bevor er den Satz beenden konnte. Mit einem Loch in der Stirn ging der Mann zu Boden.
    Béla zitterte noch heftiger. »Sie haben ihn hierhergebracht«, ächzte er. »Sie haben ihn zu mir geführt.«
    Die neue rote

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