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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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der sich in Drisiano um Raffaele kümmerte. Was wollten Sie von ihm? Wer hat ihn umgebracht?«
    Ignazio sah kurz zum Bildschirm, der noch immer den aufmerksam zuhörenden deutschen Innenminister zeigte.
    »Ich habe Anatoli Pawlowitsch nicht umgebracht«, sagte er. »Hinter seinem Tod steckt einer der Sechs.«
    »Simon Krystek, nehmen wir an«, brummte Benjer. »Eine der Schlüsselpersonen, wie wir die Nephilim bisher genannt haben.«
    »Das wussten Sie?«

    »Wir wissen es jetzt. Erst hatten Sebastian Vogler und seine Frau Anna ihn aufgesucht, und dann traf Krystek ein. Anschließend machten sich alle drei auf den Weg nach Budapest.«
    Ein Schatten fiel auf Ignazios Gesicht, und er erinnerte sich an die Worte des Papstes. Wir sind auf uns allein gestellt.
    »Warum wollten Sie mit Anatoli Pawlowitsch sprechen?«, fragte Tanner.
    Ignazio begriff, dass er diese Information preisgeben musste. Obwohl es ihn vielleicht in die Nähe von Dingen brachte, die er lieber gemieden hätte.
    »Ich wollte zu ihm, weil er zu den sogenannten Sapienti gehörte«, sagte er und beschrieb mit knappen Worten Aufgaben und Geschichte dieser Gruppe. »Wir haben uns Hilfe von ihm erhofft.«
    »Mit › wir ‹ meinen Sie vermutlich den Vatikan«, sagte Benjer und wechselte einen kurzen Blick mit Tanner. »Es war also doch kein privater Besuch.«
    »Sie haben sich Hilfe erhofft?«, fragte der deutsche Innenminister vom Bildschirm. Es war das erste Mal, dass er das Wort ergriff. »Soll das heißen, der Vatikan hat keine Ahnung, wie man diese Nephilim wirkungsvoll bekämpfen und die Kontaminationen eindämmen kann?«
    »Achthundert Jahre sind eine lange Zeit«, erwiderte Ignazio. »Viel geriet in Vergessenheit, selbst die Sapienti.«
    Enttäuschung zeigte sich im Gesicht des Innenministers und bestimmte auch die Atmosphäre im Büro des Koordinierungsleiters.
    »Sie erwähnten zwei letzte Sapienti«, sagte der Minister. »Anatoli Pawlowitsch war der eine. Und der andere?«
    »Ein gewisser Béla in …«

    »Budapest?«, fragte Benjer.
    »Ja.«
    Tanner öffnete erneut die vor ihm liegende Mappe, und diesmal entnahm er ihr ein Blatt. »Ich habe hier einen Bericht aus Ungarn, Signor Giorgesi. Sebastian Vogler, seine Frau Anna und Simon Krystek wurden in Budapest erneut in eine Schießerei verwickelt. Eine Tankstelle ging in Flammen auf, und mehrere Personen kamen ums Leben, unter ihnen auch …« Er sah aufs Blatt. »Béla Miklós. Er wurde erschossen, und seine Leiche ist halb verbrannt.«
    Ignazio begegnete Tanners Blick und fragte sich, welche Reaktion er von ihm erwartete. Wenn sein Gespräch mit dem Papst tatsächlich abgehört worden war, musste Tanner wissen, dass der Papst auf Bélas Tod hingewiesen hatte.
    »Dann gibt es keine Sapienti mehr«, sagte Ignazio und dachte an die Linien des Wissens, die durch die Jahrhunderte reichten, durch das Chaos von Kriegen und Epidemien, bis in die Gegenwart, wo sie ein Ende fanden. »Dann existiert in dieser Welt niemand mehr, der weiß, wie man die Nephilim aufhalten kann.« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Es sei denn …«
    »Ja?«, fragte der Minister.
    »Dieser Sebastian Vogler und seine Frau … Sie waren vor Simon Krystek bei Anatoli Pawlowitsch und haben vermutlich mit ihm gesprochen, nicht wahr? Sie verließen ihn, als er noch lebte, und machten sich auf den Weg nach Ungarn. Später traf der Nephilim Krystek in Jugla ein, tötete Pawlowitsch und folgte Vogler nach Budapest.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Zarte Hoffnung erwachte in Ignazio. »Vielleicht hat Sebastian Vogler von Pawlowitsch Informationen über die Nephilim
erhalten. Möglicherweise verwies Pawlowitsch ihn und seine Frau an Béla.«
    »Sie glauben … Vogler weiß vielleicht etwas über die Nephilim, das uns helfen könnte?«
    »Es ist nicht auszuschließen.«
    Tanner wandte sich an Benjer. »Was meinen Sie, Ferdinand?«
    »Nach dem, was wir wissen, gehört Vogler zu den Kontaminierten. Im Reval Hotel Latvija in Riga hat er sich nach Aussagen von Augenzeugen ebenso schnell bewegt wie Krystek. Auch er könnte ein Nephilim sein.«
    »Aber er und Krystek scheinen sich nicht besonders gut zu verstehen, oder?«
    »Was ist mit diesem Vogler, Herr Tanner?«, fragte der Innenminister den Koordinierungsleiter. »Wo befindet er sich jetzt?«
    »Leider haben wir seine Spur verloren«, antwortete Tanner.
    »Ich wette, sie sind ebenfalls nach Frankreich unterwegs«, sagte Benjer. »Wie die anderen. Die Pforten der Hölle, die vorhin erwähnt

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