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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der Zeit wirken und vor ihrer Auslösung ankommen. Die Schockwelle hat diese Stelle hier schon passiert: vielleicht vor Jahrhunderten, vielleicht schon vor Öffnung des Wegs. Wenn sich etwas mit fast Lichtgeschwindigkeit auf der Singularität – dem Defekt – bewegt, wird sie überfordert. Partikel werden in Energie umgewandelt: Sie verstrahlt, ›verdampft‹.« Patricia holte tief Luft und schloss die Augen; während sie sprach, wurde vor ihrem geistigen Auge die Mathematik dazu abgewickelt. »Der Weg wurde gewaltsam in eine stabile Konfiguration erweitert. Der Defekt ist verschwunden.«
    Olmy sagte nichts, sondern lauschte Korzenowski und Patricia. Er ist stolz, dachte Lanier.
    »Einige Lichtjahre vor der Stadt wird alles sterilisiert – bis der Weg sich erweitert und die Schockwelle der Stadt verklingt. Nichts wird in diesen Abschnitten mehr bleiben als die Stadt. Alles wird glattgebügelt, alle Tore werden zugeschmolzen.« Sie deutete auf die Strukturen. »Offensichtlich hat sich der Weg hier erweitert, sodass relativistische Objekte entlang des Wegs hier nicht die große Wirkung haben.«
    Lanier versuchte zu enträtseln, wie der Defekt schon vor Konstruktion des Objekts verschwinden könnte, der die »Verdampfung« des Defekts erst auslösen würde. Er verwickelte sich rasch in Widersprüche, während weder Korzenowski noch die Toröffner an der Widersprüchlichkeit Anstoß zu nehmen schienen.
    »Sobald wir die Dokumentation vorbereitet haben – das haben S ie doch bald, nicht wahr?«, fragte er Patricia.
    Sie nickte. »Mit Ser Korzenowskis Hilfe.«
    »… werden wir fast alles wissen, was uns interessiert«, sagte Ry Oyu. »Wir können dem Präsidenten unseren Bericht vorlegen. Er kann damit machen, was er will.« Er lächelte. » Muss – wi e’s aussieht.«
    Hellrote Pikts erschienen vor dem Verteidigungsmonitor und signalisierten eine dringende Meldung. Olmy ging die Meldung entgegennehmen. Als er zurückkam, machte er ein freudestrahlendes Gesicht – was in krassem Widerspruch stand zu dem, was er nun verkündete. »Die Jarts haben ihr Tor geöffnet; fernbedient. Es liegt bei etwa eins Punkt fünf mal neun. Die letzte Verteidigungsstation haben sie abgeschnitten. Es hat sich ein Plasmakeil gebildet, der rasch beschleunigt. Ist ungefähr noch sieben Stunden von hier entfernt. Wir müssen sofort aufbrechen.«
    Prescient Oyu blickte zu ihrem Vater. »Die Geshel werden sich keinesfalls von den Jarts hinauswerfen lassen«, sagte sie.
    »Dann bleibt dem Präsidenten also keine Wahl mehr?«, sagte Ry Oyu. »Der Weg bestimmt sein Schicksal ebenso wie die Jarts. Er muss seine Siedlung nehmen und wir die unsere und getrennte Wege gehen.«

63
    Mirski und die drei anderen »Abtrünnigen« hatten kleine sphärische Unterkünfte im Wald der Central City erhalten. Drei homomorphe Geshel – zwei weibliche und einer mit ungewissem Geschlecht – waren ihnen als Betreuer während der kurzfristigen Eingliederungsmaßnahme zugeteilt worden.
    Mirski saß in seiner Kugel und ließ sich auf mehreren Kanälen von Pikts berieseln, die zum Teil vom pädagogischen Partiellen des Betreuers übersetzt wurden. Er und Rodenski hatten sich vorübergehend mit Implantaten ausstatten lassen, um die Unterweisung und Übersetzung zu beschleunigen. Da saßen sie und sahen zu und sagten wenig. Rodenski blieb meist in seiner Nähe, während Rimskaya, der Amerikaner mit dem weibischen Namen –, eigene Wege ging. Um alle anderen kümmerte er sich nicht. Sie waren winzige Hieroglyphen in diesem gewaltigen Rätsel.
    Die Betreuer kamen zu ihnen – leiblich, um sie nicht zu ängs tigen – und hielten intensiven Unterricht ab, dem die Gäste aufmerksam folgten.
    Der Druck, der auf ihnen allen lastete, war überall zu spüren; außer den Betreuern kümmerte sich kein Mensch um die Überläufer. Der Wald war ziemlich verlassen, da die meisten Bewohner sich der neuen Aufgabe widmeten, die Siedlungen für das Kommende zu rüsten.
    Die Meldung der äußeren Verteidigungsstationen hatten die geteilte Achsstadt mittlerweile erreicht. Die Jarts hatten ferngesteuert ein Tor geöffnet und das Plasma aus dem tiefen Kern eines Sterns in den Weg strömen lassen.
    Es würde noch ungefähr siebzig Stunden dauern, bis die Zerstörung das Ende des Wegs erreicht hätte, aber dennoch mussten sich die Bewohner der Geshel-Bezirke rasch entscheiden. Falls sie im Weg bleiben und ihn nicht vollends den Jarts überlassen wollten, müssten sie ihre Bezirke auf

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